1. Der Todeszug braucht sieben Tage

    Landfrauen erinnern an Vertriebenentransport / Betroffene Stille im Gedenken

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    BÜCKEBURG (hb). Einen Tag vor dem Heiligen Abend 1946 war der sogenannte "Todeszug", ein Vertriebenentransport aus Breslau, auf dem Bückeburger Bahnhof eingetroffen. Mit einem Vortrag von Reinhard Huck und Erzählungen von Zeitzeugin Erna Babel hat der Landfrauenverein Bückeburg kürzlich an dieses grauenvolle Nachkriegsgeschehen erinnert.

    Erna Babel (mi.) und Reinhard Huck (r.) mit einigen Herderschülern vor der Informationstafel.

    Die Grabanlage auf dem Jetenburger Friedhof, wo die während der Fahrt verhungerten und erfrorenen Schlesier ihre letzte Ruhe gefunden haben, war vor Jahren von Herderschülern und ihrem Geschichtslehrer entdeckt worden. Zum 50. Jahrestag dieses schrecklichen Ereignisses hat Reinhard Huck nach vielen Recherchen sein Buch mit dem Titel "Todeszug 514" herausgebracht.

    Betroffene Stille herrschte im voll besetzten Gemeindesaal der Petzer Kirche, als Huck aus dem Buch zitierte und die damals 14-jährige zierliche Schlesierin Erna Babel von den grauenvollen Erlebnissen auf der Fahrt von Breslau nach Bückeburg berichtete, auf der viele, viele Tote zu beklagen waren. Als der Zug damals nach sieben Tagen (normalerweise benötigte er neun Stunden) in Bückeburg eintraf, wurde das ganze Drama deutlich, das sich in den unbeheizten Waggons bei 20 Grad unter Null abgespielt hatte. Erna Babel: "So etwas vergisst man nie." Sie erzählt, dass ihr Waggon damals in Hameln abgekoppelt und sie vorübergehend von ihren Großeltern getrennt wurde. Viele Menschen, die den Transport überlebt hatten, waren später noch an den Folgen gestorben. Die Herderschüler pflegen die Grabanlage mit ihren 89 Kreuzen seit 11 Jahren. Eins der größeren Kreuze trägt die Inschrift: "Aus der irdischen Welt vertrieben, aber nicht heimatlos. 1946 – 1947". Foto: pr