1. Lutherbibel im Besitz der Stadt Obernkirchen

    Umfangreiche Restaurierungsarbeiten in der Werkstatt des Staatsarchivs

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    BÜCKEBURG (hb/m). Im Juli 2006 ist dem Museum in Obernkirchen aus Privatbesitz eine Lutherbibel übergeben worden. Im August dieses Jahres haben Rolf Bernd de Groot, der Leiter des Obernkirchener Museums und Sybille Schlusche, die 2. Vorsitzende vom Kulturfenster, Kontakt zum Leiter des Staatsarchivs, Dr. Hubert Höing, aufgenommen, um sich nach dem Alter und dem Wert der Bibel zu erkundigen.

    Höing hatte die Idee, die Lutherbibel in der Werkstatt des Staatsarchivs an der Ahnser Straße restaurieren zu lassen und beauftragte damit die beiden Praktikantinnen ("ein Lehrstück") Friederike Schmidt aus Bremen und Juliana Polte aus Hannover, die an der Fachhochschule Hildesheim "Papierrestaurierung" studiert haben.

    Bei dem zu restaurierenden Objekt handelt es sich um eine 1641 gedruckte Lutherbibel mit einer vom Oberhofprediger Matthias Hoe von Hoenegg verfassten Vorrede. Der 704 Seiten schwere, rein aus Hadernpapier gefertigte Buchblock, ist auf fünf doppelte Bünde geheftet. Der Bibel beigefügt sind drei doppelseitige Kupfer- oder Stahlstiche, die Karten von biblischen Schauplätzen zeigen. Die Bibeltexte sind mit zahlreichen Holzschnitten und ganzseitigen Stahl- oder Kupferstichen versehen.

    In einer Power Point Präsentation ("vorher – nachher") haben die beiden Praktikantinnen anschaulich die Schäden an der Bibel beschrieben und die Restaurierungsmaßnahmen dokumentiert. Bei ihrer viermonatigen Arbeit wurden sie von dem Restaurator des Staatsarchivs, Ernst Koetsier, angeleitet und fachlich unterstützt.

    Der Buchblock wies abgerissene Bünde auf, die Heftung war beschädigt, es gab lose Seiten und Mäusefraß. Am Buchdeckel fehlten die Schließen; das Leder war beschädigt und verschmutzt.

    Als erste Restaurierungsmaßnahme haben Schmidt und Polte den Buchblock aufgetrennt. Die Lagen mussten mechanisch mit Rußschwamm und Radiermaschine gereinigt und ausgefegt werden. "Bei dem entfernten Schmutz sind vor allem Körner, gepresste Insekten und Pflanzenteile angefallen", erinnern sich die beiden. Da die losen ersten und letzten Seiten durch Mäusefraß stark beschädigt waren, mussten diese angefasert werden. Kleinere Schäden konnten durch Hinterklebungen mit so genanntem Japanpapier behoben werden. Nach der Zusammenstellung des Buchblockes ist dieser neu geheftet und in Form gebracht worden. Der fehlende Vorderdeckel wurde nach dem Vorbild des Originals aus Buchenholz angefertigt. Anschließend wurde der Buchblock mit den Holzdeckeln wieder verbunden.

    Ein weiterer Arbeitsschritt war die Anfertigung des schützenden Ledereinbandes. Dieser wurde wie das Original aus Schweinsleder hergestellt und mit dem noch erhaltenen Leder ergänzt. Die zwei fehlenden Schließen und die sechs Beschläge wurden angefertigt. Die Beschläge wurden den noch Erhaltenen nachempfunden, wobei auf Verzierungen größtenteils verzichtet wurde.

    Als kürzlich die nach allen Regeln der Buchbinderkunst restaurierte Obernkirchener Lutherbibel der Stadt Obernkirchen zurückgegeben wurde, gab es spontan reichlich Beifall für das von Friederike Schmidt und Juliana Polte präsentierte Ergebnis "mehrerer hundert Stunden Arbeit". Foto: pr + hb/m