BÜCKEBURG (hb/m). Nur wenige Bürger verfolgten die aktuellen Ergebnisse, die Verwaltungsmitarbeiter Roland Blaume nach und nach im Historischen Ratssaal ausgehängt hat. Als einzige Partei hatte die SPD öffentlich zu einer Wahlparty vor dem Fernseher ins "Brauhaus" eingeladen. Die Wahlbeteiligung im Wahlkreis Schaumburg lag bei nur noch 57,3 Prozent (2003: 69,4 Prozent). Vielleicht lag es auch an den eindeutigen Prognosen, die auf einen Wahlsieg von CDU und FDP hingedeutet haben.
Freuen sich über ein gutes Wahlergebnis: Rainer Dargel (v.l.), Willi Klusmeier, Cornelia Laasch und Bernd Schierhorn (alle Bündnis 90/Die Grünen).
Bernd Wolf (l.) und Albert Brüggemann (beide SPD) freuen sich über Heiner Bartlings Erfolg.
Grit Schmidt (l.), mit Renate Barkhausen: "Die Schaumburger haben gemerkt, dass Pörtner und Runkel sie nicht gut vertreten haben."
Brigitte Bödeker: "Der Erfolg der Linken ist beängstigend."
"Wir waren gut", freuten sich die heimischen Grünen mit den Ratsmitgliedern Cornelia Laasch und Bernd Schierhorn an der Spitze früh über das von ARD und ZDF verbreitete Landesergebnis von 8,0 Prozent. Man hoffte zu diesem Zeitpunkt noch, vor der FDP zu landen. Bei der SPD hat man nach den Worten von Willi Klusmeier zu viel über Personen und zu wenig über Themen geredet.
"Keine Überraschung", meinte Bürgermeister Reiner Brombach zum Ausgang der Landtagswahlen. Jüttner sei zu unbekannt gewesen. Auch das gute Ergebnis des CDU-Kandidaten Dr. Joachim Runkel in Bückeburg hat ihn nicht überrascht. Runkel sei vor Ort sehr präsent gewesen. "Die kontinuierliche Arbeit hat sich ausgezahlt", freute sich Peter Kohlmann (CDU), Bückeburgs stellvertretender Bürgermeister, über den "klaren Auftrag" für CDU und FDP, die Koalition fortzusetzen. Die SPD habe einen "unverbindlichen Wahlkampf" geführt. Das gute Zweitstimmenergebnis der CDU habe wenig Aussagekraft für die nächsten Kommunalwahlen.
Die Sozialdemokraten hatten bei ihrer Wahlnachlese im "Brauhaus" das schlechte Landesergebnis zu verdauen. "Ich hätte mir ein besseres Abschneiden gewünscht und auch für richtig gehalten", meinte Stadtverbandsvorsitzende Grit Schmidt. Mindestlohn und Landespolitik hätten die Wähler nicht in einem Zusammenhang gesehen. "Die Bürger haben die sozialen Einschnitte vergessen", glaubt Dagmar Vogeler-Kreusel. Jubel gab es gegen 20.45 Uhr, als man telefonisch aus dem Kreishaus von Heiner Bartlings Direktmandat erfahren hat. "Eine tolle Leistung von Heiner, ein ehrlicher Vertreter Schaumburger Interessen", kommentierte Bückeburgs Ortsvereinsvorsitzender Albert Brüggemann den Erfolg im heimischen Wahlkreis. "Die Schaumburger haben gemerkt, dass ihre Interessen von den CDU-Abgeordneten Runkel und Pörtner nicht gut vertreten wurden", glaubt Grit Schmidt.
Zufrieden mit dem CDU-Ergebnis und der Tatsache, zwei CDU-Abgeordnete in den Landtag lanciert zu haben, zeigte sich der Bückeburger CDU-Fraktionsvorsitzende und Kreistagsabgeordnete Christopher Wuttke. Deshalb sei es "besonders bitter", dass es Runkel nach einem engagierten Wahlkampf nicht geschafft habe. "Sein Ergebnis ist nicht schlecht, er hat keine Fehler gemacht, es hat ein wenig Fortune gefehlt", so Wuttke zum Ausscheiden von Dr. Runkel aus dem Landtag. Die Linke habe, so Wuttke, nichts im Landtag verloren. Sie stelle "unglaubliche Forderungen und werde dafür noch belohnt". Er hoffe, dass es nur eine Legislaturperiode sein wird.
Neben der Freude über die Fortsetzung der Koalition im Landtag bedauert auch die FDP-Ortsverbandsvorsitzende Brigitte Bödeker, dass Runkel das Direktmandat nicht gewonnen hat. Bartling habe "nicht viel für Schaumburg gemacht, nur die politischen Gegner verunglimpft" und eine Neiddebatte wegen des Kommunalen Finanzausgleichs angezettelt. Bödeker verteidigt den FDP-Kandidaten Paul-Egon Mense, der das schwächste Erststimmenergebnis erzielt hat.
Mense habe ohne Aussicht auf ein Mandat die Fahne der Liberalen hochgehalten. Als "beängstigend" stuft Brigitte Bödeker den Erfolg der Linken ein. "Sie versprechen Geld für soziale Wohltaten, das noch gar nicht erwirtschaftet wurde – Sozialismus pur, Postkommunismus", so Bödeker, die es bedauert, "dass es keine Wahlpflicht gibt".
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