BÜCKEBURG (hb/m). Im Rahmen einer Feierstunde haben die Heeresflieger den ehemaligen Hörsaal 1 der Lehrgruppe B in der Jägerkaserne in "Hörsaal Graf Wilhelm" umbenannt. Hörsaalleiter Oberstleutnant Johann Hansen konnte Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe, Brigadegeneral Richard Bolz und Bürgermeister Reiner Brombach begrüßen.
Brigadegeneral Richard Bolz (v.l.), Fürst Alexander, Reiner Brombach und Oberstleutnant Johann Hansen im "Hörsaal Graf Wilhelm".
Infolge von EDV-Umstellungen hatten die vorgesetzten Dienststellen eine neue Durchnumerierung vorgenommen, und aus dem ehemaligen Hörsaal 1, in dem fast alle Offiziere der Heeresfliegerwaffenschule ausgebildet worden waren, war aktuell Hörsaal 18 geworden.
Im Oktober 2006 während eines Besuchs des Wilhelmsteins war die Idee zur Umbenennung des Hörsaals entstanden.
Nach einer Beratung mit dem stellvertretenden Leiter des Preußen Museums, Carsten Reuß, hatte man sich auf Graf Wilhelm festgelegt.
Nach der freundlichen Genehmigung durch den Fürsten ("ein großer Name unseres Hauses") habe man, so Hansen, im Juni 2007 den entsprechenden Antrag beim Heeresamt gestellt, der auch im September dann genehmigt worden sei. Mit Unterstützung des Preußen Museums in Minden und des Landesmuseums Bückeburg ("Dank an Dr. Vonscheidt") konnte der Hörsaal mit einem Porträt des Grafen Wilhelm und einer Informationstafel ausgestattet werden.
In seinem Festvortrag erläuterte Carsten Reuß, dass das Lebenswerk Graf Wilhelm lange Zeit vornehmlich Gegenstand lokalpatriotischer Betrachtungen oder Forschungsobjekt für einen kleinen Zirkel von Historikern und Militärwissenschaftlern gewesen ist. Dabei habe schon Herder 1772 über Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe die oft zitierten Zeilen geschrieben: "Ein großer Herr, aber für sein Land zu groß, ein philosophischer Geist, unter dessen Philosophie ich erliege".
In militärischer Hinsicht habe sich Graf Wilhelm, so Reuß, als Schöpfer eines, auf die Gegebenheiten seines Landes zugeschnittenen, neuen Wehrsystems ausgezeichnet. Die Verteidigung des Landes sollte künftig Angelegenheit der Bürger und nicht geworbener Söldner sein. Zudem habe sich Graf Wilhelm einen anerkannten Rang als Festungsbaumeister erworben.
Reuß nannte als Beispiele den 1761-1767 angelegten Wilhelmstein und das ab 1760 angelegte "Fort Georg" mit drei gestaffelten Festungswerken auf dem Klüt bei Hameln.
Ferner habe Graf Wilhelm 1766 die Militär- und Artillerieschule gegründet, wo der Offiziersnachwuchs herangebildet werden sollte.
Graf Wilhelm habe sich vor allem durch sein militärwissenschaftliches Theoriewerk der Defensivstrategie ausgezeichnet ("Die Kriegskunst ist anzuwenden, um den Krieg zu verhindern oder wenigstens sein Unheil zu verringern.).
Schließlich habe sich Graf Wilhelm durch zahlreiche technische Experimente einen Ruf als Erfinder und Visionär verschafft. Reuß nannte die Experimente mit Hinterladergeschützen, die Entwicklung hochbeweglicher, leichter Artillerie-Lafetten und nicht zuletzt den legendären U-Boot-Prototypen des "Steinhuder Hechtes".
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