BÜCKEBURG (mr). Europa ist nichts Abstraktes. Europa besteht aus Menschen. Aus 500 Millionen Identitäten, die sich gegenseitig respektieren sollten. Denn der Zusammenhalt sei die Grundlage dafür, handlungsfähig in der Welt zu bleiben.
Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments (EP), war der Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Mittagsgespräch gefolgt, um über das Thema "Zwischen den USA, Russland, China und Indien: Welchen Einfluss wird die Europäische Union (EU) im 21. Jahrhundert ausüben können?" zu referieren.
"Man kann in die Zukunft nur gehen, wenn man weiß wo man herkommt und in der Gegenwart innehält."
Aus der Aufgabenverlagerung der EU von der Vergangenheit ( Innenpolitik ) zur Gegenwart ( Innen-, Außen- und Sicherheitspolitik ) verdeutlichte der EP-Präsident die Rolle des Staatenzusammenschlusses in der Zukunft und ihre Beziehungen zu den Ländern USA, Russland, China und Indien.
Zustimmend spendeten die rund 400 Gäste in großen Ratskellersaal, unter ihnen viele Schüler sowie Soldaten, Applaus, als er deutlich einen Dialog zwischen China und dem Dalai Lama forderte. Mit 580 Ja- zu nur 24 Nein-Stimmen hat der EP die Empfehlung ausgesprochen, eine Internationale Kommission nach Tibet zu entsenden, um die aktuelle Situation des tibetischen Volks zu begutachten. Gleichzeitig forderte Pöttering, als Repräsentanten der Staaten nicht an der Eröffnungsveranstaltung der Olympischen Spiele in Beijing teilzunehmen, wenn kein Dialog zwischen Peking und dem Oberhaupt der Tibeter stattfindet.
"Das tibetische Volk hat das Recht, seine kulturelle und religiöse Identität zu wahren", so der EP-Präsident abschließend zu dem Thema.
Dennoch sei China als einer der neuen Partner auf dem Weltmarkt der zweitgrößte Handelspartner der EU nach den USA, die "trotz aller Differenzen in Einzelfällen der strategische Partner Nummer Eins" blieben. In Bezug auf Russland kritisiert Pöttering den Alleingang Deutschlands in den Verhandlungen mit Russland, ohne die EU darüber informiert zu haben. Zwischen Japan, als "aufsteigende Großmacht", und der EU entwickle sich eine verstärkte Zusammenarbeit. Aufgabe des 21. Jahrhunderts sei es, den interkulturellen Dialog vor allem im Kampf gegen den Terrorismus - "der Seuche des 21. Jahrhunderts" – zu einem Erfolg zu führen. Grundlage für den Dialog sei die Wahrhaftigkeit und gegenseitige Toleranz. Denn die Werte und Grundlagen wie Würde des Menschen, demokratische Ordnung, Solidarität, Subsidiarität, Frieden, Stabilität und Wohlstand, auf die sich die EU gegründet hat, gehen mit in die Zukunft. Foto: mr