MINDEN (hb/m). Am Sonntag ist im Preußen-Museum am Simeonsplatz in Minden eine Ausstellung eröffnet worden, die unter dem Titel "Vergessen? Schlaglichter auf Staat und Alltag in der DDR" bis Ende August zahlreiche Objekte zu 40 Jahren Geschichte der DDR zeigt. Gut 18 Jahre nach dem Ende der Spaltung Deutschlands hält die Diskussion über die 40-jährige Geschichte des deutschen Teilstaates DDR, über gescheiterte Lebensentwürfe, politische Alternativen und staatliche Repression weiter an.
Mit hochwertigen Erzeugnissen der optischen Glas-Industrie der DDR, Dokumenten, Bildern, Uniformen, Orden, Skulpturen, Alltagsgütern wie Baby-Windeln à la DDR und Zeitschriften aus dem privaten Bereich sowie Erinnerungsstücken wie Bücher vom Sandmännchen und Poster von "Karat" werden Teilbereiche des 40 Jahre bestehenden zweiten deutschen Nachkriegsstaates dokumentiert und in Erinnerung gerufen. Frank Föste hat sich seit 35 Jahren mit dem Kalten Krieg beschäftigt, so dass nach und nach eine bemerkenswerte Sammlung entstanden ist. Nach der Wende sind immer mehr Exponate hinzugekommen. "Es gibt eine Vielzahl von DDR-Ausstellungen, in denen die Russen oft nicht vorkommen", zeigt Föste Unterschiede auf.
Die Ausstellung gliedert sich in Abschnitte wie Grenzabriegelung als "staatserhaltende Maßnahme", "Siegermächte/Siegerrechte"; die Gruppe der sowjetischen Streitkräfte; "Auferstanden aus Ruinen" – Etappen einer Staatsgründung"; von der Kindergrippe zum Feierabendheim – Lebensabschnitte; die Staatssicherheit; Wirtschaft, Handel, Verkehrswesen; der Rückzug ins Private; bewaffnete Organe und Wehrerziehung; vom 40. Jahrestag zum Zusammenbruch.
"Die Sonderausstellung soll zur Erinnerung und zur erneuten Auseinandersetzung anregen", so Carsten Reuß, der stellvertretende Museumsleiter, im Pressegespräch. Es gehe nicht um verklärende Blicke und eine Verherrlichung der DDR, aber es solle auch kein mit Siegermentalität getrübter Blick in die jüngere Vergangenheit geworfen werfen. Mit der Ausstellung möchte man nach den Worten von Carsten Reuß sowohl dem in der DDR aufgewachsenen Besucher Erinnerungen vermitteln als auch dem früheren Bundesbürger, der seinerzeit auf Geschäfts- oder Privatreisen oder bei Verwandtenbesuchen den anderen deutschen Staat kennen gelernt hat. Insbesondere aber für die nachgewachsene Generation, für die Stichworte wie "Berliner Mauer", "Deutsche Teilung" oder "Kalter Krieg" ebenso weit entfernt liegen wie das Mittelalter ist der Besuch der Ausstellung lohnenswert. Das Preußen-Museum bietet am Sonntag, 29. Juni, und am Sonntag, 6. Juli, jeweils um 14 Uhr, öffentliche Führungen durch die Sonderausstellung an. Ebenso werden auf Anfrage (Tel.: 0571 / 83 72 80) Sonderführungen für Schulklassen und Gruppen angeboten. Der Eintritt kostet für Erwachsene 6 Euro. Das Museum ist dienstags bis donnerstags sowie samstags und sonntags von 11 – 17 geöffnet. Foto: hb/m