1. Ein liebenswerter Ortsteil mit liebenswerten Menschen

    825-Jahrfeier in Knatensen / Hoffrühstück / Kutschfahrten

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    BÜCKEBURG (hb/m). Bei angenehmen Sommertemperaturen haben die Knatenser am Sonntag auf Sümenings Tenne das 825-jährige Bestehen des kleinen Ortsteils gefeiert. Das Festgelände war mit zahlreichen Fähnchen in den Schaumburg-Lippischen Farben hübsch geschmückt worden. Veranstalter der Feier sind der Verein Knatenser Bürgervereinigung und das Knatenser Rott gewesen.

    Das Festprogramm begann gegen 11 Uhr mit einer Kutschfahrt für die Kinder und einem gemeinsamen Umzug des Rotts und den Mitgliedern der Knatenser Bürgervereinigung mit Peter Kohlmann ("ich gehöre beiden Organisationen an") und Erwin Kornitzki an der Spitze. Für die musikalische Begleitung sorgte der Spielmannszug Liekwegen. Auf dem für den Verkehr gesperrten Wiesenweg konnten sich die Kinder mit Trampolinspringen und Bobbycars vergnügen. Nach einer Andacht mit Pastor Ingo Röder begann mit einem Hoffrühstück der gesellige Teil. 200 Erwachsene und 28 Kinder hatten sich im Vorfeld zu diesem gemeinsamen Frühstück angemeldet. Erwin Kornitzki, der Vorsitzende der Bürgervereinigung, konnte aber nicht nur Knatenser, sondern auch Besucher aus dem "übrigen Bückeburg" begrüßen. Zu den Ehrengästen zählte Bürgermeister Reiner Brombach. Kornitzki erinnerte an viele gemeinsame Feiern von Rott und Bürgervereinigung, insbesondere seit dem ehrenamtlichen Ausbau von Sümenings Tenne zum Veranstaltungsraum.

    Klaus-Dieter Vogt, ein Enkel des letzten Knatenser Bürgermeisters Ernst Prasuhn, blickte auf die jüngere Geschichte des Ortsteils zurück. 1939 habe Knatensen seine Selbständigkeit verloren und sei ein Ortsteil von Bückeburg geworden. Sein Großvater habe dazu seine Einwilligung "gegeben oder geben müssen". Nach dem Kriegsende habe sich 1945 auf dem Gelände, wo heute das Autohaus Tatge beheimatet ist, ein Camp der amerikanischen Armee befunden. "Hier haben die Knatenser zum ersten Mal Herschey Schokolade, Kaugummi und dunkelhäutige Soldaten zu Gesicht bekommen", erinnerte sich Vogt.

    Die Amerikaner sind allerdings nicht lange geblieben und Knatensen gehörte danach zur Britischen Zone. Die Häuser im unteren Teil der heutigen Steinberger Straße seien beschlagnahmt worden, während die Knatenser Häuser verschont blieben. In Bückeburg habe es im heutigen Schild-Center bis zur Währungsreform eine Tauschzentrale gegeben. Die Hauptwährung nach dem Kriege seien Zigaretten gewesen, und nach der Melodie "Sentimental Journey" habe man gesungen: "Stell dir vor, wir hätten was zu rauchen, eine Packung Chesterfield".

    Das Kippensammeln sei angesagt gewesen. Da Filterzigaretten erst später aufkamen, blieb bei jeder weggeworfenen Kippe ein verwertbarer Rest über. "Besonders Vornehme, auch in Knatensen, machten das mit einem spitzen Nagel unter dem Spazierstock, dann fiel es nicht so auf", so Vogt. Bis 1956 hat Knatensen übrigens der Kirchengemeinde Kleinenbremen angehört.

    "Anfang der 50er Jahre wurde die Steinberger Straße asphaltiert, die Apfelbäume verschwanden, der Verkehr nahm zu, eine neue Zeit brach an", erinnert Vogt.

    Erst die Schölbeeke, dann der Südharrl und zuletzt der Sprekelsholzkamp – Knatensen sei größer geworden und so werde es weitergehen. Zur Erinnerung an die 825-Jahrfeier enthüllten Peter Kohlmann und Erwin Kornitzki eine Tafel.

    Foto: hb/m