BÜCKEBURG (hb/m). Vor der Rekordkulisse von 170 Zuhörern hat Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke in der Reihe Mittagsgespräche der Konrad-Adenauer-Stiftung im Le-Theule-Saal des Rathauses gesprochen. Sein Thema lautetet: "Bedingungslose Selbstbestimmung oder Ruf in Verantwortung: Was ist Freiheit?"
170 Gäste wollen den Vortrag des Landesbischofs Dr. Karl-Hinrich Manzke über den Begriff Freiheit hören.
Dr. Karl-Hinrich Manzke: "Die individuelle Freiheit musste erstritten werden, geschichtlich und biographisch."
Unabhängig von allen philosophischen oder geistesgeschichtlichen Deutungen der Freiheit des Menschen gelte zunächst, so Manzke, "dass Freiheit ein Wort und Begriff der praktischen Lebensführung und Lebensphilosophie" ist. Freiheit sei ein großes Wort, "schrecklich missbrauchbar und immer wieder missbraucht". Die USA und Großbritannien seien im Namen der Freiheit nach Bagdad gegangen. Der Theologe stellte die Frage in den Raum, ob das als Befreiung erlebt werde und von wem. Ein irakischer Philosoph habe es als "Freiheit nach westlicher Art" formuliert. Das Grundprinzip der individuellen Freiheit sei so zu verstehen, dass die Menschen möglichst nach ihrem eigenen Lebensentwurf ihr Schicksal gestalten. Dazu zähle auch das Risiko des Scheiterns prinzipiell dem Freihandelnden und niemanden sonst zuzurechnen. "Wenn jeder ganz egoistisch sein eigenes Interesse verfolgt, wird es dem Staat und der Gemeinschaft der Menschen gut gehen", zitierte Manzke Adam Smith, den "Vater des Liberalismus".
Die Freiheit des Individuums werde, so der Theologe, von der westlichen Kultur als ein "Höchstwert" gesetzt. Wenn man hochgebildeten Menschen aus Asien und Afrika begegne, könne man mit Bewunderung feststellen, dass sie zwar Kernphysik betreiben können, aber über ihre Eheschließung die Sippe und die Eltern entscheiden lassen. "Sie empfinden das keineswegs als Einschränkung ihrer Freiheit, sondern finden unsere, westlich geprägte individuelle Freiheit als eine selbstzerstörerische Kraft", so Manzke.
Wer Freiheit wolle, müsse auch die tragende Kultur wollen, dürfe nicht ungehindert unter Berufung auf Freiheit eine kulturelle Ordnung zerstören, die Freiheit erst ermögliche. Je weniger sittliche Ordnung eine Gemeinschaft außerhalb politisch-rechtlicher Systeme entwickele, desto weniger könne sie frei sein. "Je mehr Freiheit, desto mehr Bindung braucht der Mensch", so Manzke.
Der Landesbischof glaubt, dass der Verlust des bürgerlichen Konsenses nach immer neuen rechtlichen Reglungen ruft und ein Grund für eine Fülle von Gesetzen, Verwaltungsmaßnahmen und noch mehr Gerichtsentscheidungen ist, die insgesamt nicht als Erweiterung autonomer Handlungsfreiheit der Bürger verstanden werden können.
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