BÜCKEBURG (hb/m). Auf Antrag der Geschichtswerkstatt der Herderschule ist eine Gedenktafel am Ort des ehemaligen Internationalen Freundschaftsheims am Weinberg errichtet worden. Bürgermeister Reiner Brombach erinnerte zunächst an das Wirken des 1887 in Lauenhagen geborenen Pastors Wilhelm Mensching. In Indien verfolgte Mensching aktiv den Freiheitskampf von Mahatma Gandhi, der sein ganzes Leben prägen sollte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland trat er die Pfarrstelle in Petzen an, die er 32 Jahre lang bis ins Jahr 1952 ausübte.
Während der Nazi-Diktatur von 1933 bis 1945 wurde das Leben Menschings von den Machthabern stark eingeschränkt. Sie zogen seinen Auslandspass ein, seine Post und Predigten wurden überwacht. Mensching, den Brombach "einen Pastor mit Zivilcourage und Weitblick" nannte, hat mit seiner Familie von Mitte Oktober 1943 bis Ende März 1944 die Berliner Jüdin Ruth Lilienthal in seinem Petzer Pfarrhaus versteckt. Posthum erhielt der 1964 in Stadthagen verstorbene Mensching hierfür 2001 den Titel "Gerechter unter den Völkern".
1948 hatte Mensching das "Internationale Freundschaftsheim", die erste Friedensschule in Deutschland, gegründet. Als Gäste konnte er dort unter anderem Gandhis Ärztin, den späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann sowie den Theologen Martin Niemöller begrüßen. Auf Anregung der amerikanischen Quäker war Mensching 1950 und 1955 Kandidat für den Friedensnobelpreis.
"Hier wurde eine große Idee gelebt", sagte Brombach. Die Idee sei jedoch in Vergessenheit geraten und die Häuser zerfallen, so dass der Betrieb des Freundschaftsheims 1986 aufgegeben wurde. Der Bürgermeister dankte der Geschichtswerkstatt, Rektorin Christiane Marx und Projektleiter Klaus Maiwald, die es immer wieder geschafft hätten, Jugendliche für die Aufarbeitung der Geschichte zu begeistern.
"Nicht bange sein und nicht bitter werden, keine Furcht und kein Hass", erinnerte der Petzer Pastor Heinz Schultheiß an das Lebensmotto von Wilhelm Mensching. "Alles im Großen und im Kleinen beruht auf Weitersagen", zitierte Schultheiß abschließend Christian Morgenstern. "Das Freundschaftsheim ist ein ganz wichtiger Ort in Bückeburg, die Tafel soll dauerhaft daran erinnern", sagte Klaus Maiwald. Foto: hb/m