BÜCKEBURG (hb). Sommerzeit – Badezeit. Einer der beliebtesten Badeseen in weitem Umkreis, der Gevattersee, war im Sommer seit Jahrzehnten Anlaufziel vieler Wasser- und Campingfreunde. Diese Zeiten sind vorbei.
Ab sofort darf im und am Gevattersee nicht mehr gebadet, gegrillt und gezeltet werden. Dazu hat sich die Fürstliche Hofkammer als Eigentümerin in Übereinstimmung mit der Stadt und dem Landkreis entschlossen. Wer dennoch erwischt wird, kann sich auf eine Anzeige einstellen.
Jürgen Pape, Vertreter der Fürstlichen Hofkammer, erläuterte die Entscheidung, die hunderte Badegäste aus dem weiten Umkreis schmerzlich treffen wird. Die Erholungssuchenden dürfen sich für diesen Beschluss unter anderem bei denen "bedanken", die an den Wochenenden und den langen Abenden das Ufer des Sees und die einmalig schöne Naturlandschaft zumüllen.
Es sind hauptsächlich die Grillfreunde, die ihren Müll, einschließlich Fleisch-, Brot- und Salatresten, und selbst den Grill dort am Wegrand deponieren, anstatt die Reste mit nach Hause zu nehmen. Die Saison hat gerade begonnen, und überall stapeln sich die Plastiktüten mit ihrem ekeligen Inhalt. Ratten, Maden, Mäuse und weiteres Ungeziefer haben hier ihre Schlemmerplätze gefunden. Das ist ekelig und stinkt irgenwann im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel.
Doch die Müllberge sind bei weitem nicht das einzige Übel am Gevattersee. Immer wieder kommt es vor, dass Äste abgerissen und junge Stämme abgeknickt werden, um damit Lagerfeuer zu machen. Des Weiteren kam es immer wieder zu Schlägereien und Ruhestörungen. "Das passt nicht zu einem etwa 23 Hektar großen Gebiet, das unter Landschaftsschutz steht", erklärte Pape bei einer Ortsbegehung.
Zweimal im Jahr muss die Hofkammer mit tatkräftiger Unterstützung der am See beheimateten Vereine, der Fischereiverein und der Surfclub, zum Müllsammeln ausrücken. Dabei kommen jährlich etwa 60 Kubikmeter Müll zusammen. Die Kosten für die Entsorgung teilen sich der Eigentümer und der Landkreis. Jetzt ist noch ein weiteres Problem hinzugekommen. Das ist die neue, verschärfte EU Badegewässerverordnung. Vorgeschrieben sind darin regelmäßige Untersuchungen der Wasserqualität, Kartierung des Seenzustands und auch eine Gewässeraufsicht. Das sorgt für weitere Kosten im vierstelligen Bereich.
Inzwischen hatte die Hofkammer gemeinsam mit dem Landkreis, dem Gesundheits- und Naturschutzamt einen Antrag an die EU gestellt, die Fläche des Gevattersees aus dem Badegewässerkataster herauszunehmen. Diesem Antrag ist jetzt stattgegeben worden. Das bedeutet, dass der See nicht mehr als Badegewässer genutzt werden darf. Ade, du schöne Badewelt.
Natürlich, so Jürgen Pape, ist das Gelände für die Pächter, der Surfclub und der Fischereiverein, nach wie vor freigegeben. Auch sind die Wander- und Radwege um den Gevattersee für Naturliebhaber, Wanderer und Radfahrer weiterhin geöffnet. Ab sofort gilt ferner ein absolutes Halteverbot auf dem Schaumburger Weg als Zufahrtstraße, die zum Gelände des Surfclubs führt. Die Einhaltung der erteilten Verbote, entsprechende Schilder sind bereits aufgestellt, wird ab sofort vom Ordnungsamt der Stadt Bückeburg und der Polizei Bückeburg überwacht. Auch hier sind die Ordnungshüter nicht zimperlich: Bei Zuwiderhandlungen drohen Strafanzeigen. Jürgen Pape ist sich sicher, dass es einige Zeit dauern wird, dass die Verbote eingehalten werden, er hofft aber, dass "wir in Zukunft hier eine Linie reinbekommen". Eine aber wird in den nächsten Wochen sicher mächtig aufatmen können: Nutznießerin der weitreichenden Beschlüsse ist die Natur, die jetzt Zeit bekommt, sich wieder zu erholen.
Großflächige Neuanpflanzungen im Herbst sollen bestehende Lücken schließen. Wo früher geplantscht wurde, kehrt jetzt Ruhe ein. Der Badestrand soll sich selbst überlassen werden. Er wird langsam aber sicher zuwuchern. Foto: hb