BÜCKEBURG (ih). Peter Schlusche geht aufs Ganze. Ihm bleibt keine andere Möglichkeit. Denn der 46-Jährige lebt in Hartz IV. Da will er raus. Der Bückeburger war krank. Allerdings hatte er weder einen Gips noch eine Narbe. Peter Schlusche hatte das Burnout-Syndrom. In der Systemgastronomie hat Schlusche viele Jahre gearbeitet. Nach dem normalen Job ging es weiter. Wenn die Saison anstand und Hochbetrieb war, hat er bei Freunden ausgeholfen. "Ist doch klar, dass man da hilft. Die Arbeit hat mir riesig Spaß gemacht. Zeit für Hobbies habe ich mir nie genommen, wozu auch, ich hatte ja viel zu tun," erinnert sich Schlusche heute.
Dann kam der Kurzschluss: Von einem Tag auf den anderen ging gar nichts mehr. Totale Erschöpfung. Nach dem Krankenschein kam die Arbeitslosigkeit. Hartz IV ist für Peter Schlusche seit mehr als zwei Jahren Alltag. Mittlerweile hat er sich von dem "Burnout" erholt. Das Leben mit dem Stempel "Hartz IV" hingegen geht ihm an die Substanz. "Ich schimpfe nicht auf das Amt oder die Menschen, die dort arbeiten," sagte Schlusche im Gespräch mit dem Schaumburger Wochenblatt. Aber als Betroffener fühle man sich wie die zweite Wahl, irgendwie lästig. Dazu kommt die Armut.
Seinen Frust darüber hat Schlusche in produktive Energie umgewandelt. Er hat ein Buch geschrieben und auf den Markt gebracht. "Hartz IV und Wir" heißt es. Es ist bei Books on Demand erschienen und über die ISBN 3839151211 in jeder Buchhandlung bestellbar. "Wir müssen das in Deutschland ändern, damit die Menschen mit Hartz IV nicht noch tiefer sinken," wünscht sich Schlusche nicht nur Diskussionen sondern Taten. Ziel müsse es natürlich weiterhin sein, aus der Arbeitslosigkeit heraus zu kommen. Den Betroffenen gebühre aber deutlich mehr Respekt, als das derzeit der Fall sei.
Schlusche selbst versucht alles, um wieder eine Stelle zu finden. Er ist gelernter Betonbauer, hat viele Jahre in der Systemgastronomie bis zum Restaurantleiter gearbeitet. "Ich bin handwerklich geschickt, könnte als Hausmeister arbeiten. Oder im Einzelhandel aktiv sein," so Schlusche.
Täglich durchforstet er das Internet nach neuen Stellen und schreibt Bewerbungen. Um dem Tag Struktur zu verleihen und etwas zu schaffen, widmet sich Schlusche den schönen Künsten. "Das habe ich mir früher gar nicht vorstellen können," erinnert er sich. Über eine Maßnahme des Arbeitsamtes im Bereich "Gestalten" hat er entdeckt, wieviel Spaß ihm das Malen macht. Vor zwei Jahren ist er mit seiner Kunst an die Öffentlichkeit gegangen. Bei der Kulturnacht in Bückeburg hat er seine Bilder gezeigt. In diesem Jahr ist er auch wieder dabei.
Mit dem Buch über seine Geschichte mit Hartz IV hat Schlusche zudem das Schreiben wiederentdeckt. Viele hundert Gedichte sind seitdem entstanden. Über das Leben, die Liebe und das Schaumburger Land. Ob sie gut sind? "Das weiß ich nicht. Ich habe sie für mich geschrieben," so Schlusche. Einige hat er mittlerweile in Gedichtbänden sortiert und ebenfalls veröffentlicht. Als nächstes plant der Künstler Schlusche, die Gedichte einem Publikum zugänglich zu machen. Mit einer kleinen Lesung vielleicht. Wer mehr wissen will, kann im Internet auf www.gedankendichter.jimdo.com jede Menge über Peter Schlusche erfahren. Foto:ih