BÜCKEBURG (hb/m). Mit einem Gerichtstag auf dem Marktplatz in Bückeburg ist die elftägige Reise des Fürsten Ernst zu Holstein-Schaumburg durch das Schaumburger Land zu Ende gegangen. Zunächst wurde der hochwohlgeborene Fürst in der bis auf den letzten Platz besetzten Stadtkirche von Landesbischof Karl-Hinrich Manzke, Landtagspräsident Hermann Dinkla und Pastorin Anne Riemenschneider empfangen. Trotz des Hinweises von Manzke, dass bis heute rund 45.000 Bückeburger in der Stadtkirche getauft worden sind, gefiel dem Fürsten das Taufbecken nach wie vor nicht so besonders. In Begleitung des Spielmannszuges TSV Ahnsen und einer Abordnung des Bürgerbataillons Bückeburg fuhren die Kutschen durch die Fußgängerzone zum Marktplatz, wo einige hundert Zuschauer den Gerichtstag verfolgten. Mit Blick auf das Volksbank-Gebäude kam der gnädige Fürst nicht umhin, dass er auf der Reise einiges gesehen habe, was seinen Vorstellungen von Architektur nicht gefallen habe. Bürgermeister Reiner Brombach gab bekannt, dass in der Stadt einige Händel auszutragen seien, aber weniger als in Obernkirchen und Stadthagen. "Er hat seine Stadt im Griff", erhielt Brombach ein Lob von höchster Stelle. "Es ist besser Unrecht zu leiden, als Unrecht zu tun", so der Herrscher. "Die Kulturschaffenden der Stadt und die Verwaltung beklagen sich über die Schwerfälligkeit der Bückeburger bei der Akzeptanz moderner, darstellender Kunst", so Cora Horstmeier in ihrer Petition. Immer noch würden Skulpturen, Denkmäler und Bilder in Sandstein und im Renaissance-Stil gewünscht. Sie bat den Fürsten "um ein belehrendes und ermahnendes Wort an meine Mitbürger, hier mehr Weltoffenheit und Toleranz" zu zeigen. "Sie erscheint in Tracht und ruft nach der Moderne", so die Antwort des Fürsten Ernst. Es sei zu viel von ihnen verlangt, "dass wir schön finden, was ihr schön findet". Dr. Jürgen Höcker wies fürstliche Gnaden darauf hin, dass zur Freude der hier lebenden Menschen und ihrer Gäste im Laufe des Sommers viele Veranstaltungen mit Musik auf den Straßen und Plätzen stattfinden. Einige Bürger würden die Stadtverwaltung wegen der Lautstärke bedrängen, diese "Open Air-Veranstaltungen" zu verbieten. "Wir übrigen Bürger möchten uns von einigen wenigen Mitbewohnern nicht mehr bevormunden lassen und bitten Eure fürstliche Gnaden untertänigst um ein salomonisches Urteil", so Höcker. Wer auf dem Dorfe lebe, müsse mit den Schreien der Hähne rechnen, und wer in der Stadt lebe, müsse mit Festivitäten leben. "Wem das nicht passt, der soll wegziehen", so das Urteil, das mit viel Applaus aufgenommen wurde. "Das Schaumburger Land ist landschaftlich schön, verfügt über eine Menge an touristischen Attraktionen, ist verkehrstechnisch gut erschlossen, wirtschaftlich stark und modern", trug Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier in seiner Petition vor. "Es gibt hier viele Menschen, die ihre Heimat lieben und Schaumburg im Herzen und im Kopf haben". Leider gebe es, so der Landrat, im fernen Hannover Landespolitiker, die Fusionen zu größeren Einheiten wollen. "Als eines von vier Gründerländern Niedersachsens fordern wir den unantastbaren Fortbestand unseres Landkreises - lasst die Finger weg vom Schaumburger Land!" Eure Gnaden mögen dies, so Schöttelndreier, der Politik nachdrücklich mitteilen. Bei seiner Reise sei ihm, so der Fürst, bewusst geworden, dass heute Grenzen nicht mehr die Bedeutung wie zu seiner Zeit haben und es auch keine Zölle mehr gibt. "In den Herzen gibt es keine Grenzen", so Fürst Ernst, der die Petitionen "in Kopie" an Landtagspräsident Hermann Dinkla übergeben, die Originale aber zur Kontrolle aufbewahren will.
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