BÜCKEBURG (hb/m). Zur Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die der Reichspogromnacht am 9. November1938 und dem Nazi-Terror zum Opfer gefallen sind hat am Gedenkstein hinter dem Stadthaus eine Gedenkfeier stattgefunden, die vom Posaunenchor Bückeburg und der Geschichtswerkstatt umrahmt wurde. Bürgermeister Reiner Brombach und Vertreter der jüdischen Gemeinde haben Kränze niedergelegt.
An der Gedenkfeier der Stadt nahmen zahlreiche Personen teil.
Vertreter der jüdischen Gemeinde und Bürgermeister Reiner Brombach (l.) legen Kränze am Gedenkstein nieder.
In der Reichskristallnacht vor 72 Jahren sei, so Reiner Brombach, der brutale Nazi-Terror, der bereits 1933 begonnen hatte, besonders deutlich geworden. Hoch angesehene Menschen unserer Gesellschaft seien diskriminiert, verfolgt und beseitigt worden. Diese Machenschaften seien im Angesicht und mit Wissen des deutschen Volkes erfolgt. "Es war eine der größten Sünden unseres deutschen Volkes, diesen Nazi-Terror nicht bekämpft zu haben", so der Bürgermeister. Auch wenn diese "dunkelste Zeit unserer Geschichte" 72 Jahre her sei, müsse man immer wieder erinnern und mahnen, "damit solche Machenschaften und Terror nicht wieder in Deutschland und woanders auf der Welt passiert". Brombach wandte sich gegen eine gewisse Selbstgerechtigkeit und bezweifelt, "dass viele von uns anders gehandelt hätten". Auch heute noch würden die Menschenrechte, nicht nur in Birma, sondern überall in der Welt mit den Füßen getreten.
"Der Menschheit ist es eigen, dass sie mit der Zeit vergisst", sagte Leonid Feldbein, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde. 50 Millionen Menschen, darunter auch sechs Millionen Juden, seien im Zweiten Weltkrieg umgekommen. "Wir gedenken derer, die schuldlos getötet wurden", so Feldbein.
"Mörder und Diebe kamen in der Nacht und brachten Tod und Zerstörung in die Häuser jüdischer Menschen und Schande über unser Volk", sagte Dr. Wieland Kastning von der Stadtkirchengemeinde. Nach dem Krieg sei in seinem Elternhaus mehr der Verlust der Heimat als der Holocaust ein Thema gewesen. "Das Leid der Täter ließ keinen Raum für Gedanken an die Opfer", so Kastning.
Er wisse nicht, ob er anders als seine Eltern oder Großeltern gehandelt hätte. Der Zeitgeist dürfe aber kein Zugeständnis sein, Verstand und Gewissen auszuschalten. "Erinnerung tut Not, es ist nie genug; denn der Schmerz über Unrecht lebt weiter", sagte Kastning.
Klaus Maiwald, Projektleiter der Geschichtswerkstatt der Herderschule, schilderte stellvertretend für alle Opfer das Schicksal der Pastorenfamilie Mensching, die in Petzen die Jüdin Ruth Lilienthal versteckt hatte. Die Schüler Jan-Fiddy Winkelhake und Vincent Kuhlmann erinnerten an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Bückeburg. Foto: hb/m