1. Letzte Stolpersteine sind verlegt

    Aktion der Geschichtswerkstatt / Ausstellung in der Herderschule erklärt

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    BÜCKEBURG (hb/m). An 616 Orten in Deutschland sowie in zehn europäischen Ländern hat der Kölner Künstler Gunter Demnig inzwischen 28.000 Stolpersteine verlegt. Am Freitag war er wieder einmal in Bückeburg und hat an fünf Stationen die Stolpersteine 43 bis 49 eingesetzt. Allein 46 Steine wurden jüdischen Menschen gewidmet. Im Anschluss daran wurde in der Pausenhalle der Herderschule eine kleine Ausstellung über das gesamte Stolperstein-Projekt eröffnet.

    Klaus Maiwald, Projektleiter der Geschichtswerkstatt, konnte zur Ausstellungseröffnung unter anderem Bürgermeister Reiner Brombach, die Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Ursula Helmhold, Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke, die frühere Bürgermeisterin Edeltraut Müller, Schulleiterin Christiane Marx und natürlich Gunter Demnig begrüßen. Anwesend war auch ein Ehepaar aus Lehrte, das im Schaumburger Wochenblatt von dem Projekt gelesen hat und es gern auch in Lehrte umsetzen möchte. Auf drei Stellwänden wurden die im November 2005 begonnen Aktivitäten mit Zeitungsausschnitten und Fotos dokumentiert.

    Für Maiwald ist es wichtig, mit den Stolpersteinen "den Opfern wieder ein Gesicht und einen Namen" gegeben zu haben, nachdem die Nazis die Verfolgten zu Nummern machen wollten. "Besser kann man Geschichte für junge Menschen nicht erlebbar machen", lobte Ursula Helmhold die Geschichtswerkstatt, die sie immer gern unterstützt habe. Stolpersteine seien aber auch eine Mahnung an die Jetzt-Zeit. Viele Menschen würden nach wie vor aus politischen und religiösen Gründen verfolgt. "Ich wünsche Demnig noch ganz viel Arbeit", so Helmhold.

    Reiner Brombach hält es für wichtig, mit den Stolpersteinen an eine Zeit zu erinnern, "die wir nicht wieder erleben wollen". Das sei auch eine Angelegenheit der Jugend. "Die Geschichtswerkstatt ist für Bückeburg und Schaumburg ein positives Aushängeschild", meint Brombach, der hofft, dass die Aktivitäten weitergehen. Karl-Hinrich Manzke hat als junger Mensch bei einem Besuch in Polen erfahren, dass man mit der Geschichte des eigenen Volkes identifiziert wird. "Die Versöhnung von Völkern fängt mit dem Erinnern an persönliche Schicksale an", sagte der Landesbischof.

    "Die Gesamtzahl der von den Nazis ermordeten Opfer bleibt abstrakt, aber wenn sich Schüler mit dem Schicksal einer betreffenden Familie befasst haben und beim Verlegen der Steine in der Straße, wo sie gewohnt hat, dabei sind, gehen sie anders nach Hause", weiß Gunter Demnig. Deutschland sei offener geworden, die Genehmigungen in den Städten seien leichter zu bekommen, meinte Demnig, der 1993 die Idee hatte und seitdem drei Morddrohungen erhalten hat. "Man fällt nicht hin, man stolpert mit Kopf und Herzen - du musst vorm Opfer eine Verbeugung machen, wenn du die Inschrift lesen willst", erläutert Demnig sein Projekt. Foto: hb/m