BÜCKEBURG (hb/m). Ein lange nicht beachtetes Problem wird nun mit Macht angegangen. "Posttraumatische Belastungsstörungen" (PTBS) von Soldaten nach Einsätzen in Krisengebieten haben seit kurzem bei der Bundeswehr höchste Priorität. Einen Beitrag zu dieser Entwicklung leistet auch Hauptfeldwebel Boris Schmuda aus Hannover mit Vorträgen wie dem beim Arbeitskreis Reserveoffiziere (AKRO) Bückeburg. Dessen Vorsitzender, Oberstleutnant d.R. Bernd Kirsch, konnte im Kasino der Jägerkaserne Mitglieder des Reservistenverbandes und Angehörige der Heeresfliegerwaffenschule begrüßen.
Im Jahr 2007 wurde Boris Schmuda in Kundus bei einem Selbstmordanschlag schwer verwundet, drei Kameraden und neun Einheimische starben. Nach sechs Tagen im künstlichen Koma wachte er in Deutschland wieder auf, "der schönste Tag in meinem Leben", so Schmuda. Nach zahlreichen Operationen und Reha-Maßnahmen konnten die körperlichen Wunden weitgehend geheilt werden. Schwieriger gestaltete sich die Gesundung der Seele. Das Gefühl der zerstörten Sicherheit, Schuldgefühle gegenüber den gefallenen Kameraden, Alpträume und auch Angst sind ohne professionelle Unterstützung kaum zu heilen. Dank der Hilfe von Psychologen sei dies aber möglich, auch bei PTBS Erkrankungen, die erst nach Jahren erkannt werden. Die Bundeswehr habe inzwischen einen General mit dem Problem betraut und in Berlin sei ein Trauma-Zentrum eingerichtet worden. Allerdings gehen nicht alle Betroffenen in eine Therapie, da sie Nachteile im Dienst befürchten. Diese Vorbehalte möchte Boris Schmuda abbauen, mit Aufklärung und einem privaten Verein, der sich um Hilfe für Opfer bemüht. PTBS sei keine neue Erscheinung und betreffe auch nicht nur Soldaten. Berufssoldaten seien inzwischen recht gut versorgt, schwieriger ist laut Schmuda die Situation für Zeitsoldaten oder gar Reservisten. Für diese sind die Streitkräfte nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst nicht mehr zuständig. "Für dieses Problem muss eine befriedigende Lösung gefunden werden", fordert Schmuda. Die US-Streitkräfte unterhalten spezielle Einheiten, in denen verwundete Soldaten wieder fit für ihre Zukunft gemacht werden. "So weit ist die Bundeswehr noch nicht, aber auf dem richtigen Weg", so das positive Fazit von Boris Schmuda.
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