BÜCKEBURG (hb/m). Erstmalig lädt der Behindertenbeirat der Stadt zu einer Autorenlesung, nicht nur für behinderte Menschen ein. Karsten Krampitz und Matthias Vernaldi aus Berlin werden am Montag, 6. Juni, in der Begegnungsstätte an der Herderstraße (Eingang Parkplatz Stadtkirche) aus ihren Texten vortragen. Beginn der Veranstaltung ist um 16.30 Uhr.
Karsten Krampitz, Gewinner des Publikumspreises beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, ist unter anderem Mitbegründer der Behindertenzeitung "Mondkalb" und bekannt geworden durch seinen Roman "Der Kaiser von Knochenberg". Krampitz studierte an der Humboldt-Universität Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaften. Seit 2001 veröffentlicht er Artikel, Kolumnen und Reportagen in regionalen und überregionalen Zeitungen und schreibt zudem Texte für die Rockband "Freygang".
Matthias Vernaldi bezeichnet sich als "gelernter DDR-Bürger", ist studierter Theologe und Aktivist der Behindertenbewegung. Ein Arzt hatte ihm gesagt: "27 wirst du, höchstens". Also lebte Vernaldi. In seiner urkommunistischen, stasibeäugten WG war er tagsüber Pfarrer und nachts Fetenkönig. Dann starb die DDR. Vernaldi schrieb einen Roman, wechselte nach Berlin und "rollte in ein neues Leben". Vernaldi greift sich ein Lebensthema nach dem anderen auf, fordert das Recht auf Sex für Behinderte und spricht darüber im Internet-Radio in der Reihe "Krüppel aus dem Sack". Mit 51 Jahren lässt sich Vernaldi für die Rechte der Behinderten an einem Kran aufhängen.
Edeltraut Müller, Wolfgang Gransee, Rolf Harting und Dieter Weihmann, Mitglieder des Behindertenbeirates, verdeutlichen im Pressegespräch, "dass auch behinderte Menschen Lebensmut haben, normal am Leben teilhaben wollen und nichts Besonderes" sind. Das Gremium hat nicht nur die erste Lesung organisiert - in Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung Schaumburg, der Bäder GmbH, Sparkasse Schaumburg und Volksbank in Schaumburg -, sondern setzt sich vor Ort für die Rechte der Behinderten ein.
So hat man bei einem Lebensmitteleinkaufsmarkt die Zugangsmöglichkeiten der Behindertentoiletten kritisiert und auf Mängel aufmerksam gemacht. Auch Ampelanlagen müssen weiterhin behindertengerecht nachgerüstet werden. Nicht einfach sei es übrigens gewesen, in Bückeburg entsprechende Hotelzimmer für die beiden behinderten Autoren zu finden.Foto: hb/m