1. Über konservatives Leben inmitten von lauter Linken

    Vortrag des Spiegel-Redakteurs Jan Fleischhauer

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    BÜCKEBURG (hb/m). Ein gut besuchtes Mittagsgespräch der Konrad Adenauer Stiftung hat im Le Theule Saal des Rathauses stattgefunden. Gastredner vor einem ausgewählten, persönlich eingeladenen Besucherkreis war Jan Fleischhauer, Buchautor und Redakteur beim Spiegel. "Unter Linken: von einem, der aus Versehen konservativ wurde" war sein Thema, zugleich Titel seines Buches. Moderator Friedrich Pörtner kündigte in seinen Begrüßungsworten an, dass es dieses Mal "parteipolitisch brisanter" wird. "Ich habe das Buch gekauft, es ohne Pause gelesen, es hat mich gefesselt, obwohl es scharf angegriffen wird, aus welchen Gründen auch immer", machte Pörtner neugierig auf den Vortrag.

    Fleischhauer will einen "Überblick aus der Welt geben, aus der ich komme". 1962 in Hamburg geboren, musste er miterleben, dass die Mutter wegen Willy Brandt in die SPD eingetreten ist und dieser schon Kanzler war, als der kleine Jan eingeschult wurde. Bis zu seinem 13. Lebensjahr ist er ohne Orangen aufgewachsen. Die aus Spanien waren wegen Franco tabu, die aus Südafrika wegen des Apartheidregimes, und in Kalifornien wirkte Nixon. Aber dann habe Franco mit 83 Jahren "endlich ins Gras gebissen". Natürlich standen auch Coca Cola und Mc Donald‘s auf der Verbotsliste der Eltern. An der Uni habe es später niemanden gegeben, der nicht links war.

    "Wenn man sich als Konservativer outet, hat man größere Akzeptanzprobleme, gilt als rückwärtsgewandt, während Linke als progressiv gelten und als Gutmenschen dargestellt werden", erkannte Fleischhauer. Die SPD werde bei einem großen Kreis als "politische Heilarmee" wahrgenommen, die Deutschland in eine bessere Zukunft führen kann. Links sei ein Lebensgefühl, "immer auf der richtigen Seite zu stehen". Daher habe die Linke, darunter versteht Fleischhauer SPD und Grüne, bei der Jugend eine große Anziehungskraft.

    Der Gastredner aus Berlin unterbricht seine Ausführungen und lässt Filmausschnitte vorführen, die belegen sollen, dass "Gelassenheit nicht zu den großen Tugenden der Linken" gehört. Es wird ein Interview mit dem ver.di-Chef Frank Bsirske eingespielt, bei dem dieser die Contenance verliert und dem Redakteur "bis auf weniger als fünf Zentimeter" auf die Pelle rückt. Wo die Linke regiere, so der Spiegel-Autor, sei auch die Versammlungsfreiheit nicht selbstverständlich.

    "Es ist schwierig, einen Journalisten zu finden, der nicht links ist", sieht sich Fleischhauer von Linken umzingelt. 1998 im Vorfeld der Schröder-Wahl habe die Welt eine Umfrage unter ihren Mitarbeitern gemacht und über zwei Drittel der Journalisten hätten sich für Rot/Grün ausgesprochen. Der Autor wartet auch auf den Tag, an dem es ein Rock-Konzert "gegen links" geben wird. Dass Joschka Fischer in einer Villa im Grunewald wohnt, werde von den Linken sicherlich als ein "subversiver Akt" angesehen, witzelte der Spiegel-Redakteur. "Dieser von einem Freund-Feind-Denken der 70er Jahre geprägter Vortrag war in großen Teilen einfach nur peinlich und wurde den Ansprüchen an das Bildungswerk Hannover der Konrad-Adenauer-Stiftung nicht gerecht", meinte ein Zuhörer, der vorzeitig den Saal verließ und so die Chance verpasste, im Foyer noch ein Buch käuflich zu erwerben. Foto: hb/m