MINDEN (em). Die Späne fliegen: Ein Mitarbeiter dreht Bolzen für das Bremsgestänge der "Stettin 7906" ab. Sie soll zu den Nikolausfahrten der Museums-Eisenbahn Minden e.V. (MEM) im Dezember wieder über die Gleise rollen und die "Hannover 7512" ersetzen; denn MEM hat seit dem Frühjahr keine fahrbereite Dampflokomotive mehr.
Vor Beginn der Saison 2011 kam das Aus für die T 11 "Hannover 7512". Alle drei Jahre ist eine innere Kesselbesichtigung durch den TÜV fällig. Doch was sich bis dahin immer als Routine erwiesen hatte, endete diesmal mit der Stilllegung der Lokomotive. Es zeigten sich Risse in den Schweißnähten des erst elf Jahre alten Kessels, die sich nicht ohne weiteres reparieren lassen. Und für einen neuen Kessel fehlt das Geld. Seitdem muss MEM vor die Wagen seines Preußenzuges eine von der MKB angemietete moderne Diesellok setzen. Denn die zweite preußische Dampflok von MEM, die T 13 "Stettin 7906", befindet sich noch in "Hauptuntersuchung" (HU). So heißt die Generalüberholung eines Schienenfahrzeuges, die in regelmäßigen Abständen stattfinden muss und die Zerlegung der gesamten Maschine bedeutet. Das ist ein sehr zeit-, geld- und arbeitsaufwändiger Vorgang, den die ehrenamtlichen MEM-Techniker schon vor geraumer Zeit in Gang gesetzt haben und nun mit Hochdruck fortsetzen. Eine orangefarbene Diesellokomotive kann nur eine vorübergehende Notlösung sein, will der bundesweit bekannte Preußenzug von MEM "sein Gesicht wahren". Die Dampflokomotiven und historischen Personenwagen mit offenen Bühnen aus der vorigen Jahrhundertwende, die je nach Wagenklasse eine unterschiedliche Farbgebung aufweisen, sind schon weit herumgekommen. Am beeindruckendsten waren die WDR-Tour durch Nordrhein-Westfalen im Juli 2002 und die Teilnahme an dem Jubiläum "175 Jahre Deutsche Eisenbahnen" 2010 in Gerolstein. Auch in diesem Jahr sollte MEM u.a. an zwei Großveranstaltungen teilnehmen: in den Niederlanden am Dampffest der Museumsbahn Hoorn-Medemblik und in Siegen an dem 150jährigen Jubiläum der Strecke nach Hagen. Der Ausfall der T 11 hat aber einen Strich durch die Rechnung gemacht und MEM so auch um beträchtliche Einnahmen gebracht, die unter anderem für die Hauptuntersuchung der T 13
dringend nötig wären. Eine Spende der Sparkasse Minden-Lübbecke hilft nun weiter. Die MEM-Techniker haben jetzt keine ruhige Minute in ihrer Freizeit. Vor einer Woche stand die T 13 noch ohne Stangen an den großen Treibrädern da, jetzt sind sie weitgehend angebaut. Zwischenzeitlich hinterließ die Maschine, die nächstes Jahr 100 Jahre alt wird, den für Laien beängstigenden Eindruck eines Torsos, als das Führerhaus abgebaut war oder als sie ohne Achsen auf Hebeböcken statt auf Schienen stand – nur zwei von unzähligen Aktionen während der Generalüberholung. Bis zur letzten Druckprobe des Kessels vor der ersten Fahrt gibt es noch reichlich Arbeit. Die Farbe für den neuen Länderbahnanstrich ist aber schon bestellt. Sie wird als Letztes aufgetragen.
Die Museumsbahner sind optimistisch: Zu den Nikolausfahrten vom 2. bis 4. Advent soll die "Stettin 7906" wieder dampfen.Foto: privat