BÜCKEBURG (hb/m). Zum dritten Mal findet mit Beginn der Adventszeit im Museum Bückeburg eine Sonderausstellung statt. Nach Krippen und einer Bernstein-Ausstellung zeigt das Museum in diesem Jahr vier Weihnachtsbäume, die in einer für die Zeit typischen Art und Weise geschmückt sind. Dazu wurde kein historischer Schmuck verwendet. "Für die Inszenierungen wurden aktuelle Materialien historisierend eingesetzt", erläuterte Dr. Anke Twachtmann-Schlichter, die Leiterin des Museums, während der Eröffnung der Ausstellung.
Erst als die hiesige Forstwirtschaft um 1800 das schnell wachsende Holz entdeckte, wurden auch verstärkt Tannen für den Weihnachtsbedarf angeboten. Weihnachten als private Feier ist eine "Erfindung" des 19. Jahrhunderts, und geschmückte Tannen wurden zum festen Bestandteil dieses Familienfestes.
Der erste Nachweis eines Weihnachtsbaums, der in einer Schaumburg-Lippischen Stube seinen Kerzen-Lichterglanz verbreitete, stammt aus einer Tagebuch-Eintragung der damals zehnjährigen Tochter des Petzer Pfarrers Conrad Friedrich Bertelmann, Caroline Bertelmann, aus dem Jahr 1801. Geschmückt wurden die ersten Weihnachtsbäume mit Äpfeln, Nüssen, Lebkuchen und anderem weihnachtlichen Backwerk. Dazu kamen Kerzen und Sterne als Symbole des Christfestes.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg verliefen die Weihnachtsfeste still und traurig. Wer keinen Weihnachtsbaum kaufen oder anders "organisieren" konnte, griff zu Säge und Bohrer. Aus einem alten Besensteil und ein paar Tannenzweigen ließ sich mit etwas handwerklichem Geschick ein baumähnliches Objekt herstellen. Der Besucher der Ausstellung erfährt auf Informationstafeln, dass der Weihnachtsbaum zwischen den 1960er Jahren, die Zeiten des Wirtschaftswunders, und den zunehmend konsumkritischen 1980er Jahren in den 1970er Jahren eine "dekorative Hochzeit, verbunden allerdings mit einem inhaltlichen Niedergang" erlebt hat. Zeitschriften wie "Schöner Wohnen" hätten der engagierten Hausfrau den Weg in die geschmackvolle Bedeutungslosigkeit des christlichen Familienfestes gewiesen.
Der vierte Weihnachtsbaum im zweiten Obergeschoss des Museums thematisiert die amerikanische Sehnsucht nach Winterwald und glitzernden Tannenspitzen, wie sie Bing Crosby 1941 in "White Christmas" besungen hat.
Dieses Lied begleitete seit Ende des Zweiten Weltkrieges die schleichende Amerikanisierung des mitteleuropäischen Weihnachtsfestes. In den USA begann die Elektrifizierung des Weihnachtsfestes bereits in den 1960er Jahren. Heute blinken und strahlen auch in Deutschland nicht nur viele Weihnachtsbäume, sondern auch ganze Haus- und Grundstücksdekorationen äußerst hell.
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