1. "In Deutschland gibt es 17 Energiewenden"

    Mittagsgespräch der Adenauer-Stiftung

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    BÜCKEBURG (hb/m). Beim Mittagsgespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung referierte der international anerkannte Experte für Außen- und Energiepolitik Dr. Frank Umbach (49) vor 130 Gästen im Le Theule Saal des Rathauses über globale Energietrends und die Auswirkungen auf die deutsche Energiewende. Die Veranstaltung wurde wieder vom ehemaligen CDU-Landtagsabgeordneten Friedrich Pörtner moderiert.

    Es gebe zwar, so Umbach einleitend, einen parteiübergreifenden Konsens zur Energiewende, aber Kontroversen über die Wege zum Ziel, auch innerhalb der CDU. In Brüssel würden die deutschen Debatten mit Interesse verfolgt. Es geht laut Umbach nicht nur um die Frage der Energiekosten, sondern auch um die Auswirkungen deutscher Beschlüsse auf die Nachbarstaaten.

    Kritisch setzte sich Umbach mit den Konzepten der Bundesregierung auseinander. Weder im Konzept zur Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke im September 2010 noch im Konzept als Reaktion auf das Fukushima-Unglück habe es irgendwelche Hinweise auf die globale Energieentwicklung und auf die fossilen Energieträger gegeben. Es sei in Europa der Eindruck entstanden, Deutschland sei eine "grüne Autarkieinsel", von der Welt unabhängig. "Wir sind aber nicht allein, sind Export-Vizeweltmeister - unser Lebensstandard basiert auf den Exporten", zeigte der Referent auf. Mehr als andere Staaten sei Deutschland abhängig von der Stabilisierung ausländischer Märkte. Überhaupt müsse man sich hier von dem Bild lösen "was wir machen, ist richtig für die Welt". Der Rest Europas sei eben nicht aus der Kernenergie ausgestiegen. Unter Energiesicherheit verstehen die Experten die Verfügbarkeit von Energie zu allen Zeiten in verschiedenen Formen, in ausreichender Menge und zu erschwinglichen Preisen. Je breiter der Energie-Mix sei, desto weniger abhängig und verwundbar sei ein Land bei Energiekrisen. Der Ausstieg aus der Kernenergie, für Umbach in vielerlei Hinsicht verständlich, sei zu Lasten der Versorgungssicherheit gegangen. Während in den letzen zehn Jahren die Umwelt- und Klimapolitik immer mehr berücksichtigt worden ist, sei nun die Versorgungssicherheit wichtiger geworden. "Wir haben in Deutschland 17 Energiewenden, 16 in den Bundesländern, eine von der Bundesregierung", meinte Umbach. Sie alle seien nicht koordiniert worden und sorgten für ein Chaos, das in Brüssel mit Sorgen registriert wird. Notwendig sei eine stärkere Zusammenarbeit, mit Kompromissen. Viel Zeit sei bereits verloren gegangen. Foto: hb/m