1. Ein spätgotisches Altarfragment erscheint jetzt in ganz neuem Licht

    Die "Heilige Agnes" ist nach aufwendiger Restaurierung zurück in das Landesmuseum gekehrt

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    BÜCKEBURG (hb). Das war ein großer Tag im Schaumburg-Lippischen Landesmuseum an der Langen Straße. Dort konnte jetzt die "Heilige Agnes", ein spätgotisches Altarfragment, nach mehrmonatigem Kuraufenthalt und aufwendiger Restaurierung in der Werkstadt einer Restauratorin im Ammerländer Rastede willkommen geheißen werden.

    Die aus Lindenholz geschnitzte Heiligenfigur, die um 1500 aus einem Stück entstanden ist und wahrscheinlich aus der Kirche in Steinbergen stammt, zählt seit etwa hundert Jahren zu den markantesten Sammlungsstücken des Museums. Gemeinsam mit dem Vorstand des Schaumburg-Lippischen Heimatvereins unter dem Vorsitz von Edeltraut Müller hatte das Museums-Team unter der Federführung von Dr. Anke Twachtmann-Schlichter nach Sponsoren für die aufwendige Restaurierung des völlig verwurmten Sorgenkindes gesucht und in dem Lions-Club Porta Westfalica "Judica" gefunden. Die Damen haben zur Restaurierung eine vierstellige Summe beigesteuert. Es sollen etwa 2.500 Euro gewesen sein. Diplom-Restauratorin Ludmilla Henseler aus Rastede, die die notwendigen und überaus aufwendigen Arbeiten in ihrer Werkstatt durchgeführt hat, erklärte vor den Sponsorinnen und der Museumsleitung die Schwierigkeiten während der Restaurierung, für die sie etwa 150 Stunden benötigt habe. Unter erheblichem Aufwand musste zunächst gesundheitsgefährdendes Epoxidharz entfernt werden, das voraussichtlich in den 60er Jahren gegen den Holzfraß eingesetzt worden war. Ludmilla Henseler konnte daher nur unter besonderem Schutz und entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen in einem Zelt mit Absauganlage im Freien arbeiten. Mehr als drei Stunden täglich seien nicht möglich gewesen, um sich nicht selbst zu schädigen. Der Holzwurm habe ganze Arbeit geleistet. Das gute Stück sei völlig porös, rissig und stellenweise bis zwei Zentimeter stark verschmutzt gewesen.

    Es musste noch vor der Reinigung mehrfach mit einem Spezialharz gefestigt werden. Bei den Arbeiten ging es der Expertin nicht darum, den Ursprung des Fragments wiederherzustellen und nicht Vorhandenes zu ergänzen. Das wäre einer Fälschung gleichgekommen. Sie sieht es als Alpha und Omega zeitgemäßer Restaurierung, dass das Original nicht beschädigt wird.

    Die Heilige Agnes zählt jetzt zu den Schmuckstücken im Landesmuseum, auf das man hier besonders stolz ist. Jetzt kann die Heilige Agnes unter dem Motto "Alte Kunst in neuem Licht" am 13. Mai um 16 Uhr der Öffentlichkeit präsentiert werden. Diesmal in einer eigens für sie gefertigten Vitrine, damit sie keinen weiteren Schaden durch Umwelteinflüsse mehr nimmt. Edeltraut Müller und Dr. Anke Twachtmann-Schlichter freuten sich gemeinsam mit den Damen des Lions-Club P-W Judica über die Wiederbelebung des Heiligenbildes. Edeltraut Müller: "Agnes wurde mit vereinter Frauenpower wieder zum Leben erweckt." Foto: hb