Autor und Produzent Christian Berg hat die tschechische Version des Grimm’schen "Aschenputtels" als "Mitmach"-Musical auf die Bühne geholt. Mit seinem mittlerweile 13. Auftritt in der historischen Residenzstadt bescherte er dem Veranstalter Andreas Steuer von der Agentur Event- und Organisationsservice aus Obernkirchen einen Rekord. Alle 1160 Tickets waren innerhalb von nur zehn Stunden vergriffen – "Das ist der schnellste Vorverkauf in den letzten zwölf Jahren." Der Dank gehe daher vor allem an die Sponsoren (Schaumburger Wochenblatt, Sparkasse Schaumburg, VGH Versicherung, Fahrzeughaus Matz, Grothe – Keramische Rohstoffe, Di Noto Optic und Hörakustik, weather report – Schweden), ohne die das Projekt nicht möglich gewesen wäre. Berg, der Märchenmacher, orientierte sich weniger an der 1973 entstandenen Verfilmung als an der literarischen Vorlage der tschechischen Autorin Bozˇena Nemcová. Er nutzte deren Motive, verpasste ihnen seinen eigenen typischen Stempel und begeisterte mit einer familiengerechten Unterhaltungsshow, die jede Menge Witz lieferte. So erzählte er als der treue Knecht Valentin mithilfe des dazwischen plappernden Pferds Nikolaus und der weisen Eule Rosalie – zwei lebensgroße Puppen, die wie echte Tiere wirkten – die Geschichte eines emanzipierten wie wortgewandten Aschenbrödels (Patrizia Margagliotta). Stolz und kampfeslustig lehnte es sich gegen seine überhebliche Stiefmutter (Anja Wessel) und dümmliche Halbschwester Dorchen (Eva Völl) auf, während die beiden Schreihälse um die Wette quiekten, vor allem als sie der König (Franz Frickel) besuchte. Beim Ball anlässlich der königlichen Brautschau gaben die sich schon als "Schwieger-Königin" fühlende Stiefmutter und ihr "allerliebster Zuckerschatz" alles. Der Prinz (Julian Wejwar) aber hatte nur Augen für jene geheimnisvolle Fremde aus dem Wald, die er wieder entdeckte und die beim fluchtartigen Verlassen des Balls bekanntermaßen ihren Schuh verliert.
Christian Berg nahm die Zuschauer mit auf eine märchenhafte Reise, auf der er sie auch immer wieder zum Nachdenken anregte. So hieß es gleich zu Beginn: alle Handys ausschalten. Diese würden nicht nur die Funkverbindung stören, sondern auch den Weg der Erwachsenen in die Fantasiewelt behindern. Und nach einem Auftritt der kreischenden Furien fragte Berg alias Valentin das Publikum: "So darf doch kein Mensch mit einem anderen reden, oder?" Auch die achtjährige Linn, die mutig auf die Bühne kam, kannte ein Mädchen, das geärgert werde, weil es aus einem anderen Land komme. Er schlug vor, beim nächsten Mal einfach dem Mädchen zu helfen und den Anderen zu sagen, sie sollen aufhören. Der Produzent zog Groß und Klein aber nicht nur in seinen Bann, sondern auch gleich mitten ins Geschehen ("Ihr seid heute nicht zu eurem Vergnügen hier, ihr müsst auch mitmachen"). So "musste" sich erst Vater Michael etwas wünschen, das man nicht mit Geld kaufen kann, und später half die neunjährige Tabea Aschenbrödel beim Wünschen ihres Ballkleides. Den König galt es auch für das Publikum gebührend zu begrüßen, stehend mit hochgestreckten Armen und einem singenden dreifachen "Hoch". Die selbst komponierte Musik und charmant-witzigen Lieder rissen das Publikum im wahrsten Sinne des Wortes von den Stühlen. Am Ende schien es als wollte niemand mehr aufhören zu klatschen. "Macht nicht so lange, wir müssen gleich nochmal spielen", unterbrach Berg schmunzelnd. Aber keine Angst, er wird wiederkommen. Nur mit welchem Stück, das sei noch nicht sicher. "Peter oder Pan", kündigte er zwinkernd an. Der Musical-Autor verabschiedete sich mit dem Rat, immer nett zueinander zu sein. Und an die Großen gerichtet: "Bitte lasst uns eine Sache nie vergessen: Wir sind die, die den Kindern Flügel für ihr Leben verleihen." Foto: jl