1. Fürstin Juliane bekommt eine große Auszeichnung

    Schaumburg hat zweiten "frauenOrt" des Landesfrauenrates Niedersachsen

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    Bürgermeister Reiner Brombach überreichte außerdem ein Schild mit dem "frauenOrt"-Logo, welches demnächst an der Tourist-Info angebracht werden soll.

    Am 10. Oktober 1780 heiratete Fürstin Juliane im Alter von 19 Jahren, den 57 Jahre alten Grafen Philipp-Ernst zu Schaumburg-Lippe. "Mein Herr, ich würde lieber von der Vernunft eines älteren Herrn als von den Launen eines jungen Mannes abhängig sein", dass soll die damals 15-jährige Prinzessin zu Hessen Philippsthal gesagt haben. "Ob sie das wirklich so gesagt hat, dass wissen wir natürlich nicht", betonte Dr. Stefan Brüdermann in seinen Erzählungen. Nur vier Jahre später 1784 brachte Fürstin Juliane den langersehnten Nachfolger, den späteren Fürsten Georg Wilhelm zur Welt. Da Graf Philipp-Ernst zu Schaumburg-Lippe schon früh starb, musste Fürstin Juliane allein die Regentschaft führen. Bekannt wurde sie unter anderem für ihre gute Finanz- und Sparpolitik aber auch wegen ihrer bemerkenswerten Alltagssparsamkeit. "Angeblich ließ sie an ihrer Tafel als Saatgut alle Kerne von den Früchten sammeln, die im Kreise ihrer Gäste verzehrt wurden", erzählte Staatsarchivleiter Dr. Brüdermann.

    Als "frauenOrt"-würdig zeichneten sie aber besonders ihre Haltung gegenüber verschiedenen Religionen und ihre Meinung zu guter Erziehung aus. Juden und Christen, Lutheraner und Katholiken hatten in ihren Augen gleiche Ansprüche auf Achtung und Liebe. Sie förderte das 1783 neu gegründete Bückeburger Lehrerausbildungsseminar, erließ eine neue Schulordnung und besuchte oft die Bückeburger Lateinschule. Die Schulkinder halfen auch, einen Spazierweg im Harrl (Kinderweg) anzulegen. Für Fürstin Juliane eine philanthropische Erziehung im Geiste Jean-Jacques Rousseaus. Als sie mit 38 Jahren an einer Lungenentzündung starb, wurde sie auf ihren Wunsch hin im Schaumburger Wald in einem kleinen Mausoleum neben ihrer Mutter beigesetzt.

    "In der historischen Erinnerung der Schaumburg-Lipper lebt Juliane als bürgernahe Fürstin, die über Stadtgrenzen hinwegging, als Frau, die frischen Wind ins Bückeburger Schloss brachte. Der Kern ihres Selbstverständnisses ist das aber nicht gewesen", hielt Dr. Brüdermann fest. Als Grabinschrift wählte sie den Satz: "Sie wollte das Gute".

    Nach einer Führung durch das Schloss Bückeburg, konnten die geladenen Gäste einem Klavierstück aus der Zeit der Fürstin Juliane lauschen. "Die Themen, um die sich Fürstin Juliane damals kümmerte, sind noch heute topaktuell", sagte Landrat Jörg Farr. Mit Blick auf die Besucherinnen sehe er immer noch sehr viele engagierte Frauen. Und bei einem war er sich sicher: "Wenn Fürstin Juliane heute unter uns wäre, wäre Schaumburg-Lippe immer noch selbstständig".

    Foto: wa