LANDKREIS. Sie war die Hexe in Henry Purcells "Dido und Aeneas" und die Jodlerin "Im Weißen Rössl". Katharina Kühn (KK) lebt seit gut einem Jahr in Sachsen – ist aber ein Schaumburger Gewächs (Niedernwöhren). Nach dem Abitur flog sie aus nach Bremen. Dort folgten ein Gesangstudium mit Diplomprüfung und später die Aufnahme in die Opernklasse an der Hochschule für Musik "Carl-Maria von Weber" in Dresden. Am 23. Mai gibt sie gemeinsam mit dem Pianisten und Stadthäger Roman Rofalski ein Konzert unter dem Titel "Schaumburger Künstler spielen für Schaumburg": Eine Hommage an Romeo & Julia. Schaumburger Wochenblatt-Redakteurin Sandra Walschek (SW) hat mit der Sopranistin gesprochen.
Die Julia ist zu Beginn ihrer Geschichte eine hoffnungsvolle, begeisterungsfähige, leidenschaftliche junge Frau, ich denke die Parallele lässt sich gewiss ziehen. Je weiter sich das Drama entwickelt, desto liebeskranker und wahnsinniger wird sie, ich denke hier kommt dann eher meine Interpretation als Künstlerin zu tragen.
SW: Hätten Sie genauso leidenschaftlich wie die Julia gehandelt?
SW: Wann wurde Ihnen klar, dass Sie Berufssängerin werden wollen?
KK: Während meines Abiturs habe ich mir immer die Frage gestellt, was willst du eigentlich beruflich anstreben? Jura, Medizin, BWL, Lehramt, irgendwie war alles eine Option. Aber auch der Gesang war eine. Als ich tief in mich hineinhörte, dachte ich mir, du würdest es bereuen, es nicht wenigstens versucht zu haben deinen Traum zu verwirklichen.
SW: Sie beschreiben Ihr Konzert als neue musikalische Form des Shakespeare-Klassikers, was macht es so anders?
KK: Zum einen ist es eine Sichtweise rein aus der Perspektive der Julia. Außer einer kleinen Unterredung mit einer Angehörigen spricht nur sie. Es ist also eine Art Monolog-Konzert, obwohl jeder Zuschauer weiß, dass es eigentlich noch einen Gegenpol gibt, den Romeo. Zum anderen ist es die Auswahl der Musikstücke, die die Geschichte besonders machen: Es werden Stücke aus der West-Side-Story erklingen, die die "Romeo und Julia-Geschichte" als Basis haben, ebenso wie die Oper von Charles Gounod "Romeo et Juliette" und Bellinis Dramavertonung "I Capuleti e i Montecchi". Aber das für mich Spannendste: Es werden fast alle Lieder aus Robert Schumanns Zyklus, "Frauenliebe und –leben" erklingen, die im ersten Moment gar nichts mit "Romeo und Julia" zu tun haben. Aber durch eine veränderte Reihenfolge und auf den zweiten Blick gibt es sehr wohl Parallelen, und zwar die möglichen Gedanken der Juliet Capulet.
SW: Woher kennen Sie Herrn Rofalski?
KK: Herr Rofalski und ich kennen uns aus der Schulzeit. Zu Beginn meines Studiums arbeiteten wir für kleinere Projekte bereits zusammen. Dass nun eine größere Zusammenarbeit entsteht, freut mich besonders, da das Projekt erst mit einem so großartigen Pianisten zu einem Kunstwerk werden kann.
SW: Was unterscheidet das Leben in Dresden zum Leben in SHG?
KK: Dresden ist eine riesige Kulturstadt, das kulturelle Angebot lässt fast keine Wünsche offen und der Austausch unter Künstlern und Sängern ist toll. Das Freizeitangebot ist hier sicherlich größer, aber es ist schwierig Vergleiche zwischen Großstadt und ländlicher Gegend zu ziehen. In SHG gefällt mir einfach, dass ich mich bei Familie und Freunden einfach mal fallenlassen kann, um neue Motivation und Kreativität für meinen Beruf zu schöpfen.
SW: Was bedeutet es für Sie, in SHG aufzutreten?
KK: Es ist eine wunderbare Möglichkeit, zum einen Freunde, Bekannte und Verwandte an meinem Leben als Sängerin teilhaben zu lassen, schließlich ist Dresden für ein Konzert doch etwas weiter weg. Zum anderen haben Herr Rofalski und ich uns bewusst für dieses Projekt "Schaumburger Künstler spielen für Schaumburg" entschieden, um die klassische Musik in SHG ein wenig populärer zu machen und da sind Künstler aus den eigenen Reihen hoffentlich ein etwas größerer Publikumsmagnet.
SW: Wollen Sie irgendwann nach SHG zurückkehren?
KK: Ich werde immer wieder nach SHG zurückkehren, da bin ich sicher. Es ist meine Heimat, hier fühle ich mich sehr wohl. Aber ich denke eher nicht, dass es mich gänzlich nach SHG zurückziehen wird, die Möglichkeiten sind hier leider etwas begrenzt um meinen Traum als Opernsängerin zu verwirklichen.
SW: Ihr Konzert in einem Satz beschrieben:
KK: Ein musikalisch berührender und konzentrierter Abend mit vielen künstlerischen Facetten.
Der gebürtige Stadthäger ist als einer der wenigen Pianisten in der Lage, die Welten der klassischen Musik und des Jazz gleichermaßen auf höchstem Niveau zu bedienen. Er hat an der renommierten Hochschule für Musik und Theater Hannover die Studiengänge Diplom-Musikerziehung und Künstlerische Ausbildung mit Auszeichnung abgeschlossen. Im Sommer 2007 wurde er in die dortige Solistenklasse aufgenommen. Er ist unter anderem Lehrbeauftragter für Korrepetition an der Musikhochschule Hannover, ist pädagogisch als Klavierlehrer und Workshop-Dozent tätig, konzertiert sowohl im Jazz als auch in Klassik.