BÜCKEBURG (wa). Sie haben mitansehen müssen wie Angehörige getötet oder verschleppt wurden. Viele waren gezwungen, selbst zur Waffe zu greifen. "Die meisten Flüchtlinge haben Foltererfahrungen gemacht", sagt Stephan Hartmann, Migrationsberater bei der AWO Schaumburg. Wer nach Europa flüchtet, sucht Schutz und lebt in ständiger Angst wieder zurück zu müssen. "Man muss bedenken, nur die Stärksten schaffen es zu uns", sagt er. Vorwiegend hochqualifizierte Menschen kommen nach Deutschland. Unter ihnen Akademiker genauso wie Handwerker.
Etwa 500 Flüchtlinge aus zehn Nationen wird der gesamte Landkreis Schaumburg bis Ende dieses Jahres wahrscheinlich aufnehmen. In Bückeburg kommen nun die ersten Familien aus beispielsweise Syrien, Afghanistan und anderen Kriegsgebieten an. Fünf Familien können in Warber in einem Mehrfamilienhaus einziehen. Sie sollen so früh wie möglich in den normalen Alltag zurückkehren. Eine Hilfe soll ihnen dabei Mehmet Ruzgar sein, der seit April als Flüchtlingssozialarbeiter zum Team der AWO gehört. Er hat im Vorfeld mit den unmittelbaren Nachbarn der Flüchtlingsfamilien intensive Gespräche geführt. "Fast alle sind sehr positiv gestimmt", erzählt Ruzgar. Die Gespräche sollen vor allem Vorurteile abbauen und von Anfang an zwischen den Kulturen vermitteln. Ruzgar bezieht in Warber zusätzlich einen Büroraum, damit die Familien einen direkten Ansprechpartner haben. Es ist zudem eine Nachbarschaftssprechstunde angedacht.
Zurück in ein geregeltes Leben: Nach Ankunft der Familien folgen Behördengänge, das Notwendigste wird eingekauft und der vorläufige Wohnort wird bezogen. Innerhalb von sechs Monaten sollen die Familien eine eigene Wohnung anmieten können. So soll der Anschluss an die Gesellschaft gefördert und Ballungsräume verhindert werden. Die größte Barriere für die Flüchtlinge ist die Sprache. Hier arbeitet die AWO mit den örtlichen Schulen und der Pfarrcaritas in Bückeburg zusammen. Zudem gibt es Sprachförderklassen. Die Kapazitäten seien zwar etwas eingeschränkt, sagt Ruzgar, man könne jedoch im Rahmen des Bildung- und Teilhabepakets einen Antrag auf weitere Förderstunden stellen. Auch die Volkshochschule bietet Sprachkurse für erwachsene Zuwanderer an. Die allgemeine Finanzierung ist durch das Asylbewerberleistungsgesetz geregelt und stellt den Grundbedarf eines Menschen sicher. Für das alltägliche Leben sind engagierte Mitbürger gefragt, die auch mal nachbarschaftliche Hilfe anbieten. "Pastor Ulrich Hinz hat in Aussicht gestellt, für jede Familie mindestens ein Fahrrad zu organisieren, damit ihre Mobilität gesichert ist", sagt Hartmann. Der Landkreis bringe zudem viele Eigenmittel ein, um die Flüchtlinge zu unterstützen. Foto: wa