BÜCKEBURG (wa). "Es war eine Art Versöhnungstanz", erzählt Chris Humbs, Vorstand der Projektgruppe "Zwangsarbeit" bei der Ausstellungseröffnung "Bückeburg unterm Hakenkreuz" im Hubschraubermuseum. Die Frau, die ihn zum Tänzchen aufgefordert hatte, heißt Alexandra Grinkewitsch, ist 96 Jahre alt und kommt aus der Nähe von Minsk. Sie ist eine von 13 Millionen Zwangsarbeitern, die im Deutschen Reich versklavt wurden. Grinkewitsch wurde mit Mitte 20 nach Bückeburg deportiert. Musste hier bei der Firma Wubag arbeiten.
Im Interview erzählt sie: "Am 17. November 1942 haben sie uns abgeholt. Ich stehe da und weine. Ich habe gehört wie ein Deutscher sagt "Warum weinen?". Und einer sagt: "Vor Freude, dass sie nach Deutschland geht". Die Deutschen sind in Gelächter ausgebrochen."
Zwangsarbeiter gelten als größte Opfergruppe des NS-Systems. Bevor diese Sklaverei in den Köpfen der Menschen wortwörtlich ausgestorben ist, hat sich die Projektgruppe "Zwangsarbeit" der Aufarbeitung noch einmal angenommen. Unterstützung bekam die Gruppe von Geschichtslehrer Claus Maiwald, der seinen Schülern an der Herderschule das Thema seit Jahrzehnten nahebrachte. "Es war sehr spannend, die Geschichte von echten Zeitzeugen zu hören", sagte ein Schüler befragt von Humbs bei der Ausstellungseröffnung. Neben Maiwald und Fritz Winkelhake hat eine Gruppe Schüler der Oberschule Bückeburg mit Zeitzeugen aus Bückeburg gesprochen. Humbs lobte die unverkrampfte Art der Schüler auf die Menschen zuzugehen und die vielen geleisteten Überstunden. Ein wichtiger Teil der Geschichte, der 70 Jahre nach Kriegsende so weit entfernt scheint, wurde durch die Recherche vor Ort noch einmal lebendig – auch für die kommenden Generationen in Bückeburg. "Wenn das Wirkliche, das Nahe, das Alltägliche in Form von Namen, Gesichtern, Geschichten Teil einer Rückschau ist, wird die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu einer emotionalen, zu einer beeindruckenden Erfahrung", heißt es auf der letzten Seite der Begleitbroschüre "Bückeburg unterm Hakenkreuz – NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum". Diese wurde übrigens von der Schaumburger Landschaft gesponsert.
Die Ausstellung ist noch bis zum 22. Juni im Hubschraubermuseum zu sehen. Foto: wa