BÜCKEBURG (wa). Die Energiewende kann nur vorangetrieben werden, so lange sich niemand benachteiligt fühlt oder gar große Verluste einfährt: Das dem so ist, scheint sicher – der Meinung ist jedenfalls Matthias Miersch, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag. Die Friedrich Ebert-Stiftung hatte kürzlich in den Gartensaal im Schloss Bückeburg zum Schaumburger Abendgespräch geladen. Unter dem Titel "Mit voller Kraft voraus! Wie die Energiewende sozial und gerecht gelingen kann" referierten Miersch und der heimische Landtagsabgeordnete Karsten Becker vor den Gästen.
"Die Diskussionen sind schon auf regionaler Ebene sehr hitzig, dass die Energiewende in erster Linie aber ein globales Thema ist fällt oft aus dem Fokus. Wir müssen dem Temperaturanstieg entgegenwirken", sagte Becker. Meist stünden einfach nur die Strompreise im Vordergrund. Er appellierte an den Ausbau regenerativer Energie aus Wind, denn: Niedersachsen profitiere vom neuen Erneuerbare-Energien-Gesetz - auch wenn "der Industriestandort Deutschland erst auf Kipp stand". Winderzeugung habe ein enormes Potenzial. "Bis 2015 produzieren die niedersächsischen Offshore-Anlagen 6,5 Gigawatt", sagte Becker. Diese wiederum können exportiert werden. "Windenergie ist eine Chance für Niedersachen. Wir müssen sie für unsere Kinder zum Erfolg führen", erklärte Becker. Auch Menschen ohne Eigenheim müssten die Möglichkeit haben, sich an der Wertschöpfung durch regenerative Energie beteiligen zu können.
Matthias Miersch sprach vom "Energiehunger der Entwicklungsländer": Dieser werde laut Miersch zu nehmen. Dass in anderen Teilen der Welt die Menschen genauso mit einem Herd kochen und mobil sein wollen, sei laut ihm eine "Urgerechtigkeitsfrage". "Sie wollen genauso leben wie wir – die endlichen Ressourcen sind aber heute schon knapp und entfachen Kriege", sagte Miersch. Er plädiere dafür, dass Deutschland in Sachen Energiewende ganz vorn mit dabei sein sollte. Miersch sprach sich für die Windenergie aus, betonte aber, dass in Sachen EEG noch einige unbeantwortete Fragen gebe. Die Politik solle weniger betriebswirtschaftlich und dafür mehr volkswirtschaftlich denken. Er regte an, Teile der Kosten der Energiewende in Steuern auszulagern. Miersch kritisierte außerdem die vom Handel diktierte Preisbildung: "RWE und Vattenfall sind keine Gutmenschen", sagte er. Zwar sei er für einen Mindestpreis, doch dürfe man den Menschen nicht den Anreiz nehmen, Energie zu sparen. Foto: wa