LANDKREIS (wa). Ein Tier aus dem Tierheim zu bekommen, kann heutzutage so schwierig sein, wie die Adoption eines Kindes. Diesen Eindruck bekommt man jedenfalls, wenn man Beiträge in Haustierforen und beim Verbraucherschutz im Internet durchforstet. Das Schaumburger Wochenblatt hat sich mit Gabriela Badziong, Trainerin und Psychologin für Hunde, Katzen und Pferde getroffen und nachgefragt: Wie klappt es mit dem Haustier aus dem Tierheim?
"Wer sich einen Hund anschaffen möchte, sollte sich im Vorfeld unbedingt informieren, welche Rasse am besten zu seinen eigenen Bedürfnissen passt – und das gilt auch für Mischlinge", sagt Badziong. Jemand der kaum Sport treibt, wird beispielsweise mit einem aktiven, fordernden Hund nicht glücklich. Viele Menschen, die sich für einen Tierheimhund interessieren, seien meist zu ungeduldig. Nach zweimal Gassi gehen das Tier mitnehmen sei laut Badziong eindeutig zu schnell. Sie empfiehlt, einen erfahrenen Hundetrainer bei der Auswahl des richtigen Hundes zu Rate zu ziehen. Denn: "Viele Mitarbeiter in Tierheimen haben keine Ausbildung. Den Tierschutzvereinen fehlt es dafür schlichtweg an Geld", erklärt Badziong. Jeder Mensch, jeder Hund sei anders, um da die richtige Entscheidung zu fällen, müsse man ein geschultes Auge haben. Badziong wünsche sich, dass Tierheime mehr Mittel zur Verfügung hätten, um ihre Mitarbeiter spezifisch zu schulen. Oft passiert es auch, dass sich Mitarbeiter im Ton vergreifen: "Statt unhöflich zu werden, sollten Ansprechpartner in Tierheimen den Interessenten Wege aufzeigen, wie sie zu ihrem Wunschtier kommen können", sagt Badziong.
Wer eine Katze möchte, scheitert oft schon am Kriterium Wohnort. "Die Ansprüche von Tierschutzvereinen sind bei Katzen meist überzogen", sagt Gabriele Badziong. So werden teilweise keine Tiere vermittelt, weil der Interessent an einer Hauptverkehrsstraße wohnt. Doch gerade Katzenhäuser platzen in Tierheimen aus allen Nähten. Die Folge: Kranke Katzen und immense Kosten für die Tierschutzvereine. In diesem Fall wäre es besser, "wildlebende Katzen zu kastrieren und dort auszusetzen, wo man sie aufgegriffen hat", sagt Gabriela Badziong. Die Katzen im Tierheim zu horten, sei falsch verstandene Tierliebe.
Wer kein Tier aus dem Tierheim bekommt, der beschafft es sich woanders. Woanders bedeutet in diesem Fall meist im Internet. Hier lauern in diversen Kleinanzeigenportalen unseriöse Händler, die die Tiere als Gebärmaschinen missbrauchen. Wer dort – oft für horrende Summen – einen Welpen kauft, hat in den meisten Fällen ein krankes Tier mit nach Hause genommen. Viele Krankheiten stellen sich erst im Laufe der Jahre heraus. Wer richtig Pech hat, dem stirbt sein lieb gewonnenes Familienmitglied schon innerhalb von Wochen weg. Was bleibt sind hohe Tierarztkosten. Und die Gewissheit, dass man Tierquälerei unterstützt hat. "Ich möchte dringend davor warnen, Hunde- und Katzenwelpen von angeblichen Züchtern aus dem Internet zu kaufen. Die Tiere sind oft todkrank", sagt die Tierpsychologin. Sie rät: Im Tierheim anrufen, Interesse bekunden und einen persönlichen Termin vereinbaren.
Was haben Sie für Erfahrungen in Schaumburger Tierheimen gemacht? Suchen Sie noch immer das passende Haustier oder sind Sie bereits glücklicher Besitzer eines ehemaligen Tierheim-Bewohners? Schreiben Sie uns eine E-Mail mit Ihrer Geschichte an: sw.redaktion@schaumburger-wochenblatt.de. Foto: wa