1. "Nicht alle Eier in einen einzigen Korb legen"

    ‚Mister DAX‘ Dirk Müller gibt Anlegern Tipps zu Chancen und Risiken im aktuellen Niedringzins-Marktumfeld

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    BÜCKEBURG (tr). "Der Rausch der Milliarden", titelte das Handelsblatt Mitte Oktober. Mit zusätzlichem Geld bekämpfen Notenbanken den Aufruhr an den Finanzmärkten, immer mehr Geld wird gedruckt, die Zentralbanken halten die Zinsen niedrig. Die Wirtschaft profitiert davon jedoch kaum. Im Rahmen der Anlegerwochen hat die Volksbank die Frage gestellt: Wie lege ich mein Geld in diesen Zeiten noch sicher und gewinnbringend an? Der Börsenmakler und Buchautor Dirk Müller, auch bekannt als ‚Mister DAX‘, hat im Bückeburger Rathaussaal versucht, darauf Antworten zu geben.

    "Die Börse ist Casino und sichere Geldanlage in einem" und sicher "kein Hexenwerk", wenn man "nicht alle Eier in einen Korb" lege, hielt er gleich zu Anfang seines kurzweiligen Vortrags fest. Man müsse sein Vermögen breit streuen. Auf viele würden wilde Kurssprünge und verwirrende Informationen zunächst einmal abschreckend wirken. Dazu trügen auch geschönte oder gefälschte Daten und Statistiken bei, die ihren Weg an die Öffentlichkeit finden.

    Generell ließe sich aber sagen, so Müller, dass die Börse tatsächlich "in der Glaskugel" analysiert. In einer komplexen Welt mit vielen Unbekannten, in der selbst vorhandene Zahlen kaum verlässlich seien, könne niemand wirklich verlässliche Voraussagen treffen – sondern immer nur Wahrscheinlichkeiten berechnen und abschätzen.

    "Glauben und Hoffen haben ihren Ursprung an der Börse", resümierte der Börsenexperte scherzhaft. Dennoch gebe es Strategien, mit denen man, egal was passiert, "vernünftig aufgestellt" sei.

    Zu diesen Strategien gehört Müller zufolge eines definitiv nicht mehr: der Kauf von (Staats-)Anleihen. Dies sei "die Mutter aller Blasen", die Preise für Anleihen seien explodiert, seit die Zinsen immer weiter sinken. Platze diese Blase, "schießt ein riesiges Geldvolumen auf einen Markt mit realen Gütern" – eine Hyperinflation sei die mutmaßliche Folge. Darum die Empfehlung des Mannes, der seinen Spitznamen seinem früheren Arbeitsplatz auf dem Parkett unter der DAX-Kurstafel an der Frankfurter Börse verdankt: In Sach- statt Geldwerte investieren.

    Zu den Geldwerten gehören laut Müller zum Beispiel auch Lebensversicherungen, denn diese würden meist ebenfalls in Anleihen investiert. Er würde stattdessen unter anderem auf Edelmetalle setzen: "Gold ist seit 500 Jahren wertvoll" – sein Preis unterliege zwar auch Schwankungen, aber "es wird sicher nicht wertlos", weil die Menschen großes und lange gewachsenes Vertrauen darin hätten.

    Vor allem aber empfahl Müller die Investition in Aktien. Am Beispiel von VW und der Telekom erklärte er: "An der Börse muss man manchmal Zeit mitbringen. Krisen gehen vorbei, und nach ein paar Jahren geht es wieder nach oben." Darin könne man auch eine Chance sehen: In Krisenzeiten würden Unternehmen bereinigt und Abläufe optimiert. "Was in Krisenzeiten nicht verkauft wird, wird danach geballt verkauft."

    Das Vorgehen sei eigentlich recht einfach: "Kaufen Sie das, was sie kennen." Es reiche zu schauen: Welche Unternehmen kenne ich? Wer macht einen guten Job? Wer hat das in den vergangenen Jahr(zehnt)en immer wieder bewiesen?

    Dazu gehören laut Müller zum Beispiel Apple, SAP, aber auch "Giganten der Lebensmittelmärkte" wie Kraft Foods, Coca Cola, Nestlé oder Procter & Gamble. Diese sollte man zumindest im Auge behalten und die Entwicklungen verfolgen, ihnen aber nicht hinterherlaufen – "die nächste Chance kommt bestimmt". Von Trendthemen wie Windkraft oder 3D-Druck solle man derweil lieber die Finger lassen, solange der Markt noch nicht gereift ist. Eine Möglichkeit, sein Vermögen breit zu streuen, seien auch Fonds.

    "Die Resonanz auf die Veranstaltung war riesig", sagte Vertriebsmanagerin Petra Kallwaß, rund 300 Gäste lauschten den Worten Müllers. Dieser zog letztlich ein einleuchtendes Fazit: "Warum sollte man an der Börse anders ticken als im Leben?" Schließlich kaufe man Sprit oder Kleidung auch dann, wenn sie günstig seien – Aktien aber würden vor allem von Laien dann gekauft, wenn sie wenn sie "boomten" und damit teuer seien. Mit ein wenig gesundem Menschenverstand könne man an der Börse schon relativ sicher agieren. Foto: tr