1. Jugendhilfe im Wandel der Zeit

    Jugendarbeiter Jürgen Kruska referiert über seine umfassenden Aufgaben

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    BÜCKEBURG (ha). ,,Die Älteren haben ein Recht zu erfahren, was bei der Jüngeren heutzutage los ist." So begann der Vortrag von Jürgen Kruska, Leiter des Jugendhofes Hirschgruppe in Steinbergen-Rinteln seinen Vortrag vor vielen interessierten Mitgliedern der Senioren-Union im Ratskeller Bückeburg. Der studierte Sozialpädagoge schaut nun auf mehr als 45 Jahre Berufserfahrung in der Jugendhilfe zurück und hat schon in Lima, Peru, San Francisco, Kanada und Moskau gearbeitet. Sein Hauptaugenmerk lag dabei immer auf der Arbeit mit traumatisierten und verhaltensgestörten Kindern, und diese Arbeit hat sich im Laufe der Jahre doch sehr gewandelt. Bei verhaltensauffälligen Kindern gibt es eine ganze Bandbreite an Maßnahmen, die zu Hilfe und Unterstützung von Kindern und Eltern von Seiten des Jugendamtes und der Jugendhilfe in die Wege geleitet werden können: Von der beaufsichtigten Lerngruppe, Erziehungsbeistand bis hin zu der Unterbringung in einer Pflegefamilie oder eine stationäre Jugendhilfe. Kruska berichtete über seine Anfänge in der Jugendarbeit in den 70er Jahren. Nach seinen anfänglichen Erfahrungen von Bürokratie und Anteilslosigkeit am Leben der Jugendlichen hatte er beschlossen, es in seiner Arbeit besser und anders zu machen und sich ganz anders mit den Jugendlichen zu befassen, als es damals noch Gang und Gäbe war. In seiner Arbeit wollte er weg von der schlichten Verwahrung der Jugendlichen, sondern sich ganzheitlich mit Therapie, Unterricht und von Mensch zu Mensch mit den verhaltensgestörten Kindern befassen, die alle ihre eigene Geschichte mit sich brachten und somit auch ihre ganz persönlichen Herausforderungen. Dieser Idealismus wurde jedoch in den 70er und 80er immer wieder gebremst, was ihm aber keinen Grund zur Aufgabe seiner Vision gab. Doch auch in der Finanzierung sah er damals und sieht er auch heute große Herausforderungen, gerade die Personalkosten seinen enorm gestiegen. Auch die Gründe, warum Kinder verhaltensgestört werden und in die Obhut der Jugendhilfe kommen, sind über die Jahre anders und vielfältiger geworden. Die Kinder und Jugendlichen sind heute oft gewaltbereiter, aber auch schwere Misshandlungen und sexueller Missbrauch sind heute mehr denn je Thema. Und auch die teilweise wahllose Vergabe an Medikamenten und Psychopharmaka an Kinder ist ein neues Phänomen. In einer kleinen Filmvorführung veranschaulichte Kruska die Arbeit der Hirschgruppe. In kleinen Gruppen, und mit intensiver Beschäftigung mit Lerneffekt werden die Jugendlichen angehalten, den Alltag selbstständig zu meistern und sich wieder ordentlich zu sozialisieren. Vor allem Bildung sei der Schlüssel um aus der Situation herauszukommen und sein Leben zu ordnen. Momentan betreuen Jürgen Kruska und seine Mitarbeiter 48 Jugendliche in Steinbergen in drei Gruppen, von der jede zwei weibliche und zwei männliche Erzieher und eine ,,Oma" hat. Ebenfalls befinden sich Psychologen, Musik-Therapeuten, Reitlehrer im Team. Besucher sind immer gerne eingeladen, besonders da ab März 2016 der Umbau der Anlage fertig sein wird.

    Zum Dank für seinen interessanten und informativen Vortrag überreichte die Senioren-Union Jürgen Kruska noch ein Präsent und verbrachte weitere Zeit in einer regen Diskussion zum Thema und den Herausforderungen, die auf die Jugendhilfe in den nächsten zehn Jahren zukommen. Foto: ha