1. Mit den "Engeln in Zöpfen" um die Welt

    Festvortrag erinnert an die Chorleiterin Edith Möller / Ein Welthit mit Schaumburger Wurzeln

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    BÜCKEBURG (sk). Am 7. Oktober wäre Edith Möller, Mitbegründerin der Schaumburger Märchensänger, 100 Jahre alt geworden. Dies hat die Musikschule der Schaumburger Märchensänger mit einem Festvortrag gefeierte.

    In sehr persönlichen Worten berichtete Musiklehrer Wolfgang Wicklein vom ungewöhnlichen Leben und Werk der Chorleiterin, die den traditionsreichen Kinder- und Jugendchor zum weltweiten Ruhm führte. "Ganz ohne Tradition, nur aus eigener Kraft und Genialität heraus, durch ihre Natürlichkeit und Fröhlichkeit, mit der sie die Kinder für das Singen begeistern konnte." Aus finanziellen Gründen blieb der musikalisch hoch begabten Edith Möller ein Musikstudium verwehrt. Dies war nur ihrem Bruder Friedrich-Wilhelm vergönnt. Daher folgte sie ihrem sozialen Wesen und schlug den beruflichen Weg der Fürsorgerin ein. Als sie 1943 die Leitung eines Bad Nenndorfer Kinderheimes übernahm, lernte sie dort ihre zukünftige Mitstreiterin Erna Pielsticker kennen. Mit ihr gründete sie, durch die Wirren des Kriegsendes schließlich in Obernkirchen gelandet, 1948 den Chor "Obernkirchener Stadtmusikanten". Schnell erlangte der fröhlich auftretende Chor die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, was 1950 sogar das Fernsehen des Nordwestdeutschen Rundfunks nach Obernkirchen führte. Was danach folgte, war eine unglaubliche Weltkarriere. Als eine der ersten Jugendgruppen fuhren die inzwischen umbenannten "Schaumburger Märchensänger" nach dem Kriege zu einer Konzertreise nach England. Sicher nicht sehr einfach für die Eltern, meinte Wicklein. "Schließlich galt Großbritannien noch fünf Jahre zuvor als Feindesland." Dort feierten sie mit vielen Konzerten riesige Erfolge und wurden 1953 zum Chorwettbewerb nach Eisteddfod in Llangollen/Wales eingeladen, wo sie den 1. Preis gewannen. "Der fröhliche Wanderer", den Edith Möllers Bruder Friedrich-Wilhelm in dieser Zeit für den Chor komponierte, wurde innerhalb kurzer Zeit in der englischsprachigen Welt bekannt. War Anfang 1953 das Weiterbestehen des Chores noch aus finanziellen Gründen stark gefährdet, brachte der Erfolg in England dem Chor eine Zusammenarbeit mit namhaften Konzert- und Künstleragenturen ein. Es folgten über Jahrzehnte hinweg wochen- und monatelange Konzerttourneen der Chorkinder und ihrer musikalischen Begleiter durch Europa, die USA und Kanada, Lateinamerika bis nach Afrika und Asien. "Bis zu ihrem Tod am 10. Juli 1975 schaffte es Edith Möller die Kinder mit Freude zu Höchstleistungen zu motivieren. Durch intensive Stimmbildung gelang es ihr, die unterschiedlichen Jahrgänge in seiner Stimmqualität stetig zu steigern und erreichte so den engelhaften Gesang, für den die Schaumburger Märchensänger in der Welt berühmt wurden." Um das Weiterbestehen des Chores zu sichern, gründete Erna Pielsticker schließlich im Jahre 1976 die noch heute bestehende Musikschule Schaumburger Märchensänger e.V. Für die musikalisch Untermalung des Festvortrag sorgten Beiträgen aktiver und ehemaliger Musikschüler sowie Originalaufnahmen der Märchensänger aus den 1950er und 1970er Jahren. Foto: sk