1. In Bückeburg lässt es sich derzeit am schönsten wohnen

    Wer kann sich die Top-Wohnadresse im Schaumburger Land leisten und was verleiht die Stadt ihre Attraktivität?

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    BÜCKEBURG (wa). Mehr als 20.000 Einwohner, ein Fürstenhaus, eine belebte Innenstadt mit den unterschiedlichsten Einzelhändlern, eine bunte Gastronomielandschaft, zwei Schwimmbäder, ein großes kulturelles Angebot und die Bückeburger Niederung sowie der Höhenzug Harrl direkt vor der Haustür: Bückeburg ist derzeit der gefragteste Wohnort im gesamten Landkreis Schaumburg. Das ruft Investoren auf den Plan und an allen Ecken der Stadt zeigen Infotafeln die Bauvorhaben der nächsten Jahre an. Circa 200 neue Wohnungen beziehungsweise Penthäuser sollen entstehen. Der Quadratmeterpreis im Neubau: bis zu 8 Euro. "Für eine Kleinstadt ist das sehr viel", sagt Makler Axel Kliver, Kliver Immobilien GmbH in Bückeburg.

    Kurz vor der Genehmigung steht das sogenannte Herderquartier. Der Bau soll bereits im Frühjahr 2017 starten. Hier zeigen sich Wolfgang Hein als Architekt vom Planungsbüro aad/Vision12! aus Obernkirchen, ImmoInvest Bückeburg KG Bremen als Bauherr und TerraNova GmbH aus Bremen als Vermieter verantwortlich. Dort an der Ecke Schulstraße/Herderstraße, angrenzend an die Stadtbücherei, sollen 39 Wohneinheiten zwischen 40 und 80 Quadratmetern, eine Seniorentagespflegeeinrichtung sowie gewerblich nutzbare Mietflächen entstehen. Anders als an anderen Stellen in der Stadt steht hier nicht der Bau einer "Stadtvilla" im Vordergrund, sondern der geförderte Wohnungsbau (Sozialwohnung). Soll heißen, wer einen Wohnungsberechtigungsschein besitzt, kann dort mit einer Fördermiete zwischen 5,45 Euro und 7 Euro pro Quadratmeter rechnen. Für "normale" frei finanzierte Wohnungen gebe es "derzeit noch keine Berechnung, weil die Baugenehmigung noch nicht durch ist", erklärt Norbert Dittl, Geschäftsführer der TerraNova GmbH aus Bremen. Etwas höher im Preis liegt da der Neubau vom Bauherren Hermann Kempf an der Gartenstraße Ecke Am Oberstenhof. Dort entstehen bis Mitte 2017 22 Wohneinheiten aufgeteilt auf zwei Häuser. "Wichtig ist mir bei dem Bau zu 100 Prozent auf fossile Rohstoffe zu verzichten. Ein Haus wird für Jahrzehnte gebaut, niemand weiß, was mit den Rohstoffpreisen noch passieren wird", erklärt Kempf. Seine Gebäude erzeugen mittels einer Geothermieanlage selbst Wärme (siehe Infokasten). Seine Wohnungen kosten 7,50 Euro pro Quadratmeter, das Penthouse mit 224 Quadratmetern 8 Euro und die Erdgeschosswohnungen 7 Euro. Die erste Wohnung ist bereits vermietet, so Kempf. Wie es um städtische Wohnungen steht, weiß Gesa Neudecker, Mitarbeiterin bei der Stadt und für Wohnungsvermietungen zuständig. "Bei uns herrscht aktuell große Nachfrage bezüglich Wohnraum, der mit Wohngeld unterstützt wird", sagt Neudecker. Auf eine günstige Wohnung kommen da bis zu 15 Interessenten auf einmal. Die Stadt Bückeburg selbst vermietet 44 Wohnungen in 17 Häusern. Allerdings seien diese laut Neudecker seit vielen Jahren belegt – es gibt kaum Wechsel. An der Schulstraße beispielsweise gibt es 12 vermietete Wohnungen mit einer Kaltmiete von 4 Euro pro Quadratmeter. Die Heizungen seien dort auf dem neuesten Stand, die Fenster haben Doppelverglasung. Erhöhte Nebenkosten gebe es da nicht, so Neudecker, dies werde regelmäßig überprüft. Letztendlich ist der Mieter selbst für seine Nebenkosten verantwortlich. "Für alte Menschen mit geringer Rente ist es in Bückeburg schwierig eine Wohnung zu bekommen", erklärt Neudecker. Die Neubauten seien ihrer Meinung nach vor allem für junge Menschen beziehungsweise Familien mit entsprechendem Einkommen interessant. "Ich glaube Bückeburg ist als Wohnort so attraktiv, weil wir eine belebte Innenstadt haben. Wir achten auf einen guten Zustand, haben gepflegte alte Bausubstanz und achten, soweit wir das können darauf, dass sich Neubauten gut in das Stadtbild einfügen. Bückeburg ist eine bürgerliche Stadt nahezu frei von heruntergekommenen Ecken", sagt Fachbereichsleiter für Planen und Bauen der Stadtverwaltung, Jörg Klostermann. Die Stadt begrüße die Planungen von Investoren, die Leerstände oder abgängige Bausubstanz abreißen und damit neuen Wohnraum für neue Einwohner schaffen. "Aktuell freuen wir uns über den Neubau von 28 Wohneinheiten an der Friedrich-Bach-Straße. Das Land lag jahrelang brach", so der Fachbereichsleiter. Laut Klostermann gehe der Trend weg von großen Wohnungen hinzu Wohnraum unter 80 Quadratmetern. Auch an der Wallstraße soll einiges passieren: die ehemalige Gaststätte Fenkner wird abgerissen. Das Unternehmen Bau-Team Management aus Hannover will dort 17 Wohneinheiten samt Tiefgarage und Lift bauen. Die Planungen in der ehemaligen Wäscherei Eggers für ein Mehrfamilienhaus mit 28 Wohneinheiten von Architekt John Roper aus Bückeburg liegen dagegen laut Jörg Klostermann seit Sommer 2015 brach. Im Bau befindet sich bereits ein Mehrfamilienhaus mit 8 Wohnungen mit Größen zwischen 114 und 122 Quadratmetern sowie zwei Penthäusern und einer Tiefgarage an der Bergdorfer Straße. An der Hannoverschen Straße lässt Investor Fabian Hahn ein Gebäude in L-Form mit 2 Penthäusern und 10 Wohnungen planen. Der Abriss dort bestehender Gebäude wird aus Mitteln des Städtebausanierungsprogramms "Hannoversche Straße" finanziert. Das Kögel-Gelände, (Falkingsviertel) sowie der ehemalige Tankhof Harting, nun Neubaugebiet, wurden damit bereits gefördert. Jörg Klostermann weiß, freie Wohnungen in Bestandsimmobilien sind derzeit rar. Für Gutverdiener und Menschen mit "Sicherheiten" bietet sich aktuell das Niedrigzinsniveau an. Deshalb scheinen Eigentumswohnungen und Neubaugebiete in Bückeburg so erfolgreich zu sein. Allerdings stellt sich eben die Frage, was mit Menschen passiert, die ebenfalls in Bückeburg wohnen wollen aber weniger verdienen oder eine geringe Rente beziehen. Ist das Herderquartier eine Alternative zum Marketingflaggschiff "Stadtvilla"? Foto:wa