BÜCKEBURG (sk). Mit einem Neujahrsempfang der besonderen Art hat das Internationale Hubschrauberausbildungszentrum (IHAZ) in der vergangenen Woche das 60-jährige Bestehen der Heeresfliegertruppe gefeiert. Zu der "kleinen Feierstunde aus aktuellen und besonderen Anlass" konnte Brigadegeneral und Kommandeur des IHAZ Uwe Klein zahlreiche Gäste des Militärs sowie des öffentlichen Lebens im "Mutterhaus" der Heeresflieger, der Schäfer-Kaserne, begrüßen. Die musikalische Begleitung übernahm das Kammer-Ensemble des Luftwaffenmusikkorps Münster.
In welchem Jahr letztendlich der Geburtstag der Heeresflieger einzuordnen sei, darüber bestünden durchaus unterschiedliche Ansichten, merkte Klein in seinen Grußworten an. Geeinigt hätte man sich schließlich auf die unterschiedlichen Zeitpunkte von "Zeugung und Geburt" der Heeresfliegertruppe. Ihre Aufstellung nahm die neue Waffengattung nämlich am 7. Januar 1957 auf dem Stützpunkt Niedermendig. Der Auftrag dafür erging allerdings schon im Juni 1956. Dieses Ereignis habe man bereits im vergangenen Jahr am "Tag der Bundeswehr" im kleinen Rahmen mit einem Festakt bedacht, so General Klein. Doch hätte diese Feierlichkeit eher unbemerkt von den Heeresfliegern und den über 65.000 Besuchern stattgefunden. Nun solle der Geburtstag der Heeresflieger endlich im würdigen Rahmen feierlich begangen werden. "Die Heeresflieger sind in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einem wesentlichen und ortsbildprägenden Faktor geworden", so Bürgermeister Reiner Brombach in seiner Glückwunschrede. Erst durch die Heeresflieger und das aus ihrer Tradition heraus angesiedelte Hubschraubermuseum habe Bückeburg den Namen "Stadt der Hubschrauber" erhalten. Ebenso hätten auch die ansässigen Bundeswehrangehörigen durch ihre Beteiligung in den heimischen Vereinen und politischen Gremien das Stadtbild im Laufe der Jahre immer weiter mitgestaltet. "Die Heeresflieger und die Stadt Bückeburg haben von jeher ein äußerst vertrauensvolles und positives Verhältnis gepflegt", betonte das Stadtoberhaupt. Um so bedauerlicher sei die angestrebte Schließung der Jäger-Kaserne in den kommenden Jahren. Trotz allem werde man sich aber auch in Zukunft für ein gutes Verhältnis einsetzen. "Bückeburg wird immer zu seinen Soldatinnen und Soldaten stehen." Der Bundestagsabgeordnete und zugleich Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Wolfgang Hellmich lobte in seiner Rede die außerordentlichen Leistungen der Heeresfliegertruppe. Ihre notwendigen Fähigkeiten hätten auf Bundeswehrebene Vorbildcharakter für die Aufgaben in der europäischen und internationalen Zusammenarbeit. "Ohne die Arbeit und Ausbildung der Heeresflieger wären viele Einsätze, besonders im Ausland, überhaupt nicht möglich", befand Hellmich. Neben Generalmajor Reinhard Wolski gehörte auch Brigadegeneral a.D. Istvan Csoboth zu den weiteren Rednern des Empfangs. Csoboth war von 1987 bis 1994 General der Heeresfliegertruppe und warf in seinem Vortrag einen Blick auf die Anfänge der Bundeswehr. Er ging der Frage nach, was die ersten Bundeswehrangehörigen zu ihrer Berufswahl bewogen hatte. Oft kamen diese nämlich aus zivilen Berufen mit technischen oder kaufmännischen Hintergrund, hatten bereits im Zweiten Weltkrieg ihren Dienst als Soldaten versehen und in vielen Fällen Jahre in der Kriegsgefangenschaft verbracht. Die Motivation der Einzelnen sei sicherlich sehr vielfältig gewesen, meinte Csoboth. "Der häufigste Beweggrund war wohl der Wunsch nach Zusammengehörigkeit, nach der Verbundenheit der Kameradschaft, die in den Zivilberufen selten erfüllt werden." Ebenfalls einen Blick in die Vergangenheit warf Oberstleutnant a.D. Wolfgang Pech mit einem sehr facettenreichen und durch persönliche Erfahrungen bereicherten Vortrag über die Geschichte der Heeresfliegertruppe. Einen Bogen zum aktuellen Stand der Heeresflieger schlug schließlich General Uwe Klein in seinem Bericht zur heutigen Sachlage. Wie er bemerkte, stünde die Steigerung der Wirksamkeit der Streitkräfte bei begrenzter Ressourcenlage nicht erst seit gestern auf der Tagesordnung der politischen Leitung. So hätten diesbezügliche Strukturänderungen bei den Heeresfliegern unter anderem zu Ausfällen im Nachwuchsbereich geführt. Diese Entwicklungen zu stabilisieren würde einige Zeit in Anspruch nehmen, doch befände man sich mittlerweile wieder in einem "positiven Aufwärtstrend". "In diesen Tagen steht die Heeresfliegertruppe an einem Meilenstein ihres Weges, der in eine Zukunft führt, in der Hubschrauber des Heeres, ob bemannt oder unbemannt, selbstverständlicher Träger der Luftbeweglichkeit des Heeres bleiben müssen. Diese Erkenntnis muss aber ebenso überzeugend wie nachdrücklich und nachhaltig im Bewusstsein des Führens von Landoperationen unter Einbeziehung der Möglichkeiten des Operierens im und aus dem bodennahen Luftraum im Heer verankert sein", sagte der General Klein. Foto:sk