BÜCKEBURG (wa). Es geht um Grundstücksgrenzen, fliegende "Unkraut"-Samen, zu buschig wachsende Hecken oder um Lärm und Gerüche oder Beleidigungen: Kleine, oft belanglose Nachbarschaftsstreits können große Ausmaße annehmen. Damit es nicht so weit kommt, gibt es in den Städten und Gemeinden Schiedsleute, die sich mit den Streitenden an einen Tisch setzen und moderieren. In der Stadt Bückeburg sind das Reinhard Meiffert und ab sofort auch Sascha Cordes als neuer Stellvertreter in der Nachfolge von Marianne Rüther. Zehn Jahre ist Meiffert nun schon Schiedsmann. Hat so einiges an Fällen erlebt und knapp 80 Schlichtungen durchgeführt. "Das vierfache muss man nochmal an geführten Gesprächen dazurechnen", erzählt Meiffert. In 30 Jahren als Berufsberater hat er sich die richtige Gesprächstechnik für sein Ehrenamt bereits antrainiert, wie er selbst berichtet. Alle Schiedsleute erhalten Einführungslehrgänge in Zivil- und Strafrecht sowie Gesprächsführung. Die sogenannten Tür und Angel-Fälle, lassen sich durch die Mediation der Schiedsleute oft ohne rechtliche Schritte kostengünstig für die Streitenden klären. Mit seinem neuen Stellvertreter Sascha Cordes wird Reinhard Meiffert das Schiedsamt noch fünf weitere Jahre bekleiden. Cordes, im beruflichen Alltag als Personalentwickler tätig, wird bald die notwendigen Lehrgänge von der Stadt Bückeburg angeboten, absolvieren. "Ich finde das Schiedsamt sehr wichtig, um die Gerichte nicht unnötig mit kleinen Streitigkeiten zu beschäftigen. Ich möchte mich dafür gern engagieren", sagt Cordes. Seine Vorgängerin Marianne Rüther wurde nach nunmehr fünf Jahren als Stellvertreterin offiziell von Bürgermeister Reiner Brombach aus dem Amt entlassen. Die ehemalige Trainingsmanagerin wurde damals von der CDU Ratsfraktion für das Amt vorgeschlagen. "Manchmal ist das schon wie Kindergarten. Die Beschwerden sind da nur Mittel zum Zweck. Das große Rechts- und Ordnungsdenken hier in Deutschland sorgt dafür, dass jeder immer und überall auf sein "Recht" pochen will, auch wenn es einfach nur unsinnig ist", berichtet Marianne Rüther. Sie beziffert die behandelten Fälle auf etwa 11 bis 12 im Jahr. Übrigens: Führt die Schiedsamtsverhandlung zu einer Schlichtung der Streitigkeit, kann aus dem Protokoll, das von der Schiedsperson aufgenommen wird, erforderlichenfalls sogar die Zwangsvollstreckung betrieben werden. Bei kleineren Straftaten wie Hausfriedensbruch, Beleidigung, leichter Körperverletzung oder Sachbeschädigung besteht sogar die Pflicht, zur Schlichtung der Streitigkeit zunächst das Schiedsamt anzurufen. Erst wenn dieser Schlichtungsversuch erfolglos geblieben ist, kann eine Privatklage vor dem zuständigen Strafgericht erhoben werden. Da Schlichtungsverhandlungen in der Regel sehr kurzfristig anberaumt werden können und in der Folge eine Anrufung des Gerichts häufig nicht mehr nötig ist, ist das Schiedsamt eine bürgernahe Möglichkeit, Streitigkeiten aus der Welt zu schaffen und "zu seinem Recht" zu kommen. Foto: wa
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Sascha Cordes ist jetzt stellvertretender Schiedsmann
Nachbarschaftsstreits im kleinen Kreis schlichten / Schiedsamt wichtig / Marianne Rüther hört nach fünf Jahren auf
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