BÜCKEBURG (wa). Im Jahresabschlussinterview 2018 hatte Bürgermeister Reiner Brombach betont, dass in der Stadt Bückeburg ausreichend bezahlbarer Wohnraum für interessierte Bürger vorhanden sei. Doch seitdem der Bauboom in der für viele Menschen attraktiven Kleinstadt ausgebrochen ist, keimt immer wieder die Diskussion auf, dass die neuen Wohnungen in erster Linie für Menschen mit gut gefülltem Portmonee errichtet werden. Nun hat sich der SPD Ortsverein in Bückeburg dem Thema Wohnraumförderung angenommen. In einem Gespräch stellten Sandra Schauer, Albert Brüggemann und Jens Bartling zwei Möglichkeiten vor: Wohnraumförderung über den freien Markt und die Wohnraumförderung durch staatliche Maßnahmen. Ziel sei es von beiden Möglichkeiten, zentrumsnah bezahlbaren Wohnraum für Kleinfamilien und Singles zu schaffen. "Bückeburg gehört laut Statistik des Wegweisers Kommune zum Demografietyp 8 und ist somit eine "stark alternde Kommune", erklärte Sandra Schauer. Vor allem alleinstehende Menschen und Kleinfamilien mit geringem Einkommen können sich meist keine der teuren Luxusneubauten leisten. Besonders wichtig sei dem SPD Ortsverein die sogenannten Nachverdichtungsprogramme sowie der Umbau, Anbau, die Aufstockung und Modernisierung von kleinen Wohnungen und Leerständen in der Altstadt (auch ehemaligen Gewerberäumen). Dadurch werde neue Infrastruktur eingespart, freie Bodenareale nur im Mindestmaß versiegelt, die Verkehrsstruktur bleibe unverändert und es entstehe eine Wertsteigerung der vorhandenen Objekte. Weitere Vorteile seien bei der Wohnraumförderung auf dem freien Markt auch die geringen Auflagen im Baurecht und keine Notwendigkeit eines B-Scheines. Der B-Schein ist der sogenannte Wohnberechtigungsschein, der sich wiederum nach dem Einkommen des Einwohners richtet. Die Einkommensgrenzen orientieren sich an der Größe des Haushaltes und an der jeweiligen Förderung der Wohnung. Niedersachsen hat die Möglichkeit genutzt, bei der Förderung von neuen Objekten in bestimmten Gebieten höhere Einkommensgrenzen festzulegen. Zusätzlich gibt es auf dem freien Markt Wohnungen, bei denen eine um 60 Prozent erhöhte Einkommensgrenze gilt. "Auf dem freien Markt könnte man solche Wohnbauten nur durch eine offensive Öffentlichkeitsarbeit und einem Förderfond durch das Land Niedersachsen erreichen", erklärte Albert Brüggemann. Eine Wohnraumförderung durch staatliche Maßnahmen ließe sich hingegen nur durch ein entsprechendes Wohnraumversorgungskonzept erreichen, welches man beim Landkreis Schaumburg vorlegen müsse. Der SPD Ortsverein arbeite bereits an diesem Wohnraumversorgungskonzept, gaben Schauer und Brüggemann bekannt. Eine Förderung bekommen Investoren dann durch staatliche Programme über die N-Bank mit zum Teil zinslosen Darlehen und/oder Tilgungsnachlässen. Der Ortsverein habe sich informiert, dass hierfür ausreichende Gelder vorhanden seien, nur sei es eben schwerer Investoren zu finden, da die Auflagen für diese Neubauten schwer zu erfüllen seien. Unterstützt wird diese Form der Wohnraumschaffung durch die Abteilung 6 des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Nachteil dieser Fördermaßnahme ist der B-Schein als Voraussetzung für die Bewohner. Außerdem würden nach Ablauf der vertraglichen Bindungen die Wohnungen wieder dem freien Wohnungsmarkt zur Verfügung stehen. "Wir müssen uns fragen, wie wir in Bückeburg in Zukunft leben wollen und welche Menschen hier leben sollen", sagte Sandra Schauer im Hinblick auf die "alternde Kommune" Bückeburg. Die Einpersonenhaushalte nehmen seit dem Jahr 2014 stetig zu - mittlerweile über 40 Prozent. Über 51 Prozent der Menschen gehören zudem zur sogenannten Unterschicht, sie sind Einkommensschwach. "Wir müssen in Bückeburg auch den Durchschnittsverdiener bedienen", betonte Albert Brüggemann. Die Stadt Bückeburg habe in den letzten Jahrzehnten nur kurzfristige Baupolitik betrieben - Gebiete sollten dagegen lieber in städtischer Hand bleiben und nicht an den Höchstbietenden verkauft werden. "Wir haben zu häufig Privatinvestoren das Feld überlassen", so Brüggemann. Nun fehle in Bückeburg der soziale Wohnungsbau. Foto: wa
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Wie will Bückeburg in Zukunft leben?
Der SPD Ortsverein macht sich für bezahlbaren Wohnraum stark / Wohnraumversorgungskonzept soll erstellt werden
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