BÜCKEBURG (nh). Zum Jahresempfang hatte die Landeskirche zwei hochkarätige Redner eingeladen, die passend zum übergeordneten Thema der Ehrung von Ehrenamtlichen im Sport über Erwartungen und die Gefahr des Scheiterns referierte. Hans Leyendecker, Präsident des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages 2019, sprach über die Erwartungen an die evangelische Kirche heute, die Schwimm-Olympiasiegerin Britta Steffen über Erwartungsdruck und das Scheitern als Leistungssportlerin. Im anschließenden gemeinsamen Gespräch gingen die beiden tiefergehend auf diese Inhalte ein. "Kommen eigentlich immer so viele Menschen in die Kirche wie heute, Herr Manzke?", fragte der Journalist Hans Leyendecker zum Anfang seines Vortrages. "Sind sonntags die Kirchenbänke ebenso besetzt?" - eine berechtigte Frage, wie Leyendecker erklärte. In der heutigen Zeit würden viele der Kirche den Rücken zuwenden, die Volkskirche sei auf dem Weg zu einer Minderheitskirche. "Ich möchte hier kein Besserwisser sein, sondern eher ein Beobachter", stellte er klar. Die Christen, die Kirche, sie würden zu viel klagen, doch Jammern sei für Visionen hinderlich. Doch eben solche würde es benötigen; die Menschen sollten Vertrauen haben, in Gott und ihre eigene Stärke. Denn nur wer vertrauen kann, kann auch für andere da sein, so der Journalist. Prognosen sagen bis 2060 einen Mitgliederschwund der Kirche um 50 Prozent voraus. Das bloße Vertrauen auf Gott dürfe nicht tatenlos werden lassen, lieber solle mehr Kraft in wesentliche Aufgaben wie die Förderung von Familienarbeit und innovative Gemeindeformen gesteckt werden, um gemeinsam Hand in Hand in die Zukunft zu gehen. Die Kirche könne auf Bedürfnisse ihrer Gemeindemitglieder eingehen und dies als Chance sehen. Die Olympiasiegerin Britta Steffen sprach in ihrem Vortrag über das Umgehen mit Erwartungsdruck und dem Scheitern. Dafür berichtete sie von ihrem eigenen Werdegang als Schwimmerin und dem Drang, Familie, Stadt und Freunde stolz zu machen und dem daraus resultierendem Druck an sich selbst. Dieser Druckt hemmte die junge Schwimmerin, erst als sie dies ablegte, fühlte sie sich frei und konnte nun, neben diesem Sieg über sich selbst, auch endlich die Erfolge als Sportlerin feiern und genießen. Scheitern, dies sei ein interessantes Wort. Wie in dem Wort "Holzscheit" fühlte sich Steffen, wenn sie verlor, als würde sie zerbrechen. Nach zweimaligem Scheitern bei den Olympischen Spielen hing sie den Badeanzug an den Nagel, doch mithilfe eines Coaches schaffte sie es zu alter Stärke und neuen Siegen, bis hin zum Titel "Schnellste Schwimmerin" und olympischem Gold. Doch die Freude der Sieger seien die Tränen der Verlierer, so lernte sie auch Demut zu haben für diese Erfolge. Im anschließenden Gespräch zwischen Leyendecker und Steffen wurde tiefergehender über den Erwartungsdruck an Sportler, die Diskussion um Olympia und Dopingskandale gesprochen. Hierbei erklärte Steffen, dass Sportler oft zu viel Vertrauen in externe hätten und zum Objekt des Sports gemacht würden. Erst als sie aus diesem Schema ausbrach, konnte sie diese Dynamiken durchschauen. Der hohe Erwartungsdruck an Leistungssportler würde vieles verderben, daher sei gerade heute Integrität und Fairness im Sport höchstes Gut. Foto:nh
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Erwartungen an die Kirche und an einen selbst
Hans Leyendecker referiert über die Richtung der Kirchenarbeit / Britta Steffen spricht über Erfolg und Scheitern
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