1. Mehr Flexibilität

    Beermann informiert sich über den Zustand des Waldes /

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    BÜCKEBURG (mk). Der Wald leidet unter Hitze und Trockenheit, auch das Fürstliche Forstamt verzeichnet erhebliche Schäden und damit ökonomische Einbußen. Um sich ein Bild vom Zustand zu machen und die Anregungen der Forstwirte mitzunehmen, stattete CDU-Bundestagsabgeordneter Maik Beermann diesen einen Besuch ab. Mit dabei beim Ortstermin im Wald das Ehepaar Sabine und Thomas Weßling, die einen privaten Forstbetrieb führen und rund 235 Hektar Wald bewirtschaften. 60 Prozent des Fichtenbestandes ist bereits verloren. Alexander Trapp, Assistent des Hofkammerdirektors, begrüßte die Gäste und stimmte sie mit einem Vortrag auf das Thema ein und alarmierende Zahlen mitgebracht: Innerhalb von nur vier Wochen, so Trapp, sei der zehnfache Jahreseinschlag vorgenommen worden. Schuld ist in erster Linie der Borkenkäfer, der sich bei dieser Witterung rasant vermehrt. Von vierzig auf vier Tage verkürzt sich die Entwicklungszeit der Larven, Fachleute gehen davon aus, dass mittlerweile die vierte, wenn nicht sogar die fünfte Generation unterwegs ist. Hinzukommt, dass die Fichten vertrocknen und so ideale Brutstätten für die Schädlinge bilden. 60 Prozent des Bestandes ist bereits verloren. Da hilft nur abholzen. Allerdings gibt es mittlerweile kein Geld mehr für das Holz, der Markt wird regelrecht überschwemmt. So müssen die Forstämter und privaten Forstbewirtschafter teilweise sogar draufzahlen, nur damit das Holz aus ihren Wäldern abtransportiert wird. Bundesweit sind mehr als 100 Millionen Festmeter vom Borgenkäfer betroffen. Den Befall mit Insektenvernichtungsmittel zu bekämpfen, wie Beermann vorschlug, sei nicht sinnvoll, das Gift würde auch alle anderen Insekten töten. "Fichte und Buche haben in der Norddeutschen Tiefebene keinen Sinn", macht Trapp deutlich. Kiefer, Eiche und Douglasie seien besser an die vorherrschenden Bedingungen angepasst. Doch die Douglasie, die noch besser mit hohen Temperaturen zurechtkommt als die Kiefer, und ein guter Ersatz für die Fichte wäre, darf nicht aufgeforstet werden. Denn sie ist nicht in der Landschaftsschutzverordnung vorgesehen. Hier, so Trapp, benötigen private und öffentliche Forstwirtschaftler mehr Flexibilität, um auf die sich verändernden klimatischen Bedingungen reagieren zu können. Auch in Bezug auf die Aufforstung mit Eichen fordert er ein Umdenken bei den Verordnungen: "Schluss mit diesen 0,5 Hektar Kahlhieb für Eichen, wir brauchen einen Hektar." Nur so könnten sich die angepflanzten Bäume auch selber verjüngen und eine Basis für einen Eichenwald schaffen. Diese Maßnahmen sollten gefördert werden. Auch Natura 2000 würde die Forstwirte zu stark einschränken. Des Weiteren sei ein besseres Waldmonitoring von Nöten unter anderem auch zur Wasserversorgung - dies gibt es bislang nicht und ist bei der angespannten Personalsituation auch nicht leistbar. Mittlerweile gibt es nur noch zwei Revierleiter, wo früher sieben unterwegs waren. Dazu halfen sogenannte Pflanzfrauen bei der Waldbewirtschaftung. Zudem forderte Trapp eine bessere Vergütung der ökosystemischen Leistungen, die der Wald erbringt: allgemeines Betretungsrecht, CO2-Speicher, das Bilden von Grundwasser sowie frische Luft. Mit mehr Geld könnte wieder mehr Personal für die Pflege und das Monitoring eingestellt werden. Deutliche Worte fand Beermann in Bezug auf die Beteiligung von Naturschutzverbänden. Seiner Meinung nach, sollte immer die Fachexpertise im Vordergrund stehen, die bei den Verbänden, in denen praktisch jeder Mitglied werden könne, nicht immer vorhanden sei. Sicherlich sollten sie mit am Tisch sitzen, wenn Entscheidungen getroffen werden, aber die Expertise sollte das meiste Gewicht haben, führte Beermann aus. Abschließend forderte Trapp, dass die Forstwirtschaft der Landwirtschaft gleichgestellt werden sollte, denn rentieren würde sich die Waldbewirtschaftung aktuell auf Dauer nicht. Foto: mk