RUSBEND (nh). Es geht weiter im Prozess um eine mögliche Aufnahme in das Dorfentwicklungsprogramm des Landes Niedersachsen für die Bückeburg umgebenen Ortsteile. Bereits in der Ideenschmiede im November wurde nach einem Namen für die Region gesucht, der dieses Projekt fassbarer mache und ihm eine Art "Branding" verleiht. Gemeinschaftlich wurde sich dort auf den Namen "Bückeburger Dörfer - vom Schaumburger Wald bis zum Harrl" geeinigt. Aus eben diesen Dörfern waren rund 30 aktive Bürger zur ersten Dorfwerkstatt in diesem Jahr im Rusbender Dorfgemeinschaftshaus erschienen, um proaktiv am Prozess mitzuwirken. Handlungsfelder der Veranstaltung waren die Themen Siedlungsstruktur, Ökologie und Soziales. Was bisher geschah Die Initiative war im Ortrat Evesen gestartet. Dieser hatte sich mit einer möglichen Aufnahme in das Förderprogramm Dorfentwicklungskonzept (DEK) Niedersachsens beschäftigt und das Ganze ins Rollen gebracht. In 2019 fanden bereits zwei Dorfwerkstätten für die Bevölkerung der ehemaligen Eveser Großgemeinde (Berenbusch, Evesen, Nordholz, Petzen und Röcke) statt. Aufgrund der zu geringen Größe dieser Ortschaften wurde die Antragsstellung für das Projekt auf alle Bückeburger Ortsteile ausgeweitet, um bessere Chancen für eine Aufnahme zu generieren. Auf Grundlage der Ergebnisse aus Evesen wurde eine Ideenschmiede im Dorfgemeinschaftshaus in Müsingen organisiert und der Prozess vertieft. In den nun angesetzten zwei Dorfwerkstätten (Rusbend und Cammer) werden Projekte konkretisiert und erste Akteure ausfindig gemacht. Ziel ist eine Bewerbung und Antragsstellung im Sommer diesen Jahres. Bürgerbefragung und Status quo Seit der Ideenschmiede im November lief eine Online-Fragebogenaktion, an der sich alle Bürger beteiligen konnten. 211 Personen haben teilgenommen und die Ergebnisse sind für den laufenden Prozess höchstinteressant. "Was besonders auffällt und was wir nicht so häufig bei diesen Befragungen haben, ist die relativ hohe Anzahl an Personen jüngeren und mittleren Alters. Das ist sehr erfreulich", sagt Matthias Lange vom Planungsbüro "Mensch & Region". Rund 109 der Teilnehmer waren zwischen 18 und 45 Jahren alt, 66 waren zwischen 46 und 65 Jahre alt. Bei der Relevanz-Bewertung der unterschiedlichen Handlungsfelder wurden der Klimaschutz und die Demographie hoch bewertet. Rund zwei Drittel der Befragten gab an, dass sie sich in ihrem Ort wohlfühlen würden. Die Ergebnisse der Befragung werden in den Projektprozess hineingetragen. Eigenkräfte sind aktiviert Vor der Arbeitsphase stand die Frage, was bereits von den einzelnen Bewohnern in Eigenregie umgesetzt wird und wurde. Wilhelm Klusmeier erläuterte den Fortschritt für die Dorfapp Evesen, hier wurden bereits Anbieter recherchiert und ein Treffen organisiert, um anstehende Termine zu sammeln und einen Kalender anzulegen. In der nächsten Ortsratssitzung im März soll eine entsprechende Arbeitsgruppe initiiert werden. "Ein sehr schönes Beispiel für Eigeninitiative aus dem Dorf heraus", lobte Matthias Lange das Engagement. Das ehemalige Hofcafe "Peetzen 10" verwandelt sich derzeit in ein alternatives Modell einer Wohn- und Lebensgemeinschaft, auch der Dorfladen Evesen läuft mithilfe von LEADER-Fördergeldern an und Anwohner haben einige Blühwiesen angelegt. In Müsingen bastelt ein Bürger an einer Homepage für den Ort: "Ich möchte ein kleines Angebot entwickeln und die Bürger mit in das Boot holen". Andreas Schöniger aus Meinsen-Warber berichtet, dass seit einigen Jahren eine Facebook-Gruppe existiere, in der sich ausgetauscht und Termine hinterlegt würden. Björn Sassenberg aus der Verwaltung erinnerte daran, dass Rusbend sich derzeit in aktiven Gesprächen rund um einen Bürgerbus befinde. Zudem veröffentliche die Ortschaft seit Jahren ein gedrucktes Infoblatt mit Terminen und Neuigkeiten. Etwas Ähnliches existiert auch in Cammer - hier wird der Online-Kalender auf der neugestalteten Homepage, die sich großer Beliebtheit erfreut, ebenfalls in Papierform und der Bevölkerung zur Verfügung gestellt. Leitziele finden und Projekte definieren In der anschließenden Arbeitsphase widmeten sich die Anwesenden den drei Handlungsfeldern Siedlungsstruktur, Ökologie und Soziales. Auf Grundlage der gesammelten und priorisierten Ideen konnten bereits erste Projekte konkretisiert werden. Leitende Fragen waren: Wie gehen wir es an? Wen brauchen wir? Auch Ivar Henckel und Matthias Lange bekräftigen: "Die Warscheinlichkeit einer Aufnahme in das DEK erhöht sich, wenn bereits in Eigenregie erste Projekte umgesetzt werden". So konnten schnell konkrete Ergebnisse ausgearbeitet werden. Um einige Beispiele zu nennen: Eine sich just in der Ideenschmiede formierte Arbeitsgruppe möchte zeitnah daran arbeiten, eine digitale Plattform für alle Dörfer aus dem Boden zu stampfen. Die Gestaltung des östlichen Gevattersees zu einem Naherholungsgebiet sei vorstellbar - entsprechende Gesprächspartner sollen zu Rate gezogen werden. Mülleimer für Hundekot-Beutel könnten mit einer entsprechenden Finanzierung relativ zeitnah aufgestellt werden - bevorzugt in der Nähe von Sitzbänken und nicht in der freien Landschaft. Leerstände innerhalb der Dörfer seien kein Problem - besser sollten Baulücken im innerdörflichen Bereich ausgemacht und gefüllt werden. Ortsbegehungen durch den jeweiligen Ortsrat sollen prägnante Stellen fü ein weiteres Vorgehen ersichtlich machen. Die Produktivität und Kreativität der Bürger wird bald wieder gefragt sein - am 19. März findet die nächste Dorfwerkstatt in Cammer zu den Handlungsfeldern Mobilität, Tourismus und Wirtschaft statt. Foto:nh
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Eigenkräfte und Akteure werden aktiviert
Prozess der Dorfentwicklung nimmt Formen an / Ausarbeitung möglicher Projekte bei Dorfwerkstatt in Rusbend
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