BÜCKEBURG (ab). Kunstexperte und Autor Maurice Philip Remy ließ kein gutes Haar am Verhalten von Regierung und Justizbehörden im Umgang mit Kunsthändler Cornelius Gurlitt, als er sein Buch "Der Fall Gurlitt" im Festsaal im Schloss Bückeburg vorstellte. 2010 führte der damals 78-jährige Cornelius Gurlitt auf dem Weg von Zürich nach München 9.500 Euro in bar mit sich. Der Zoll stellte das Geld sicher und die Staatsanwaltschaft Augsburg verfügte eine Durchsuchung von Gurlitts Münchner Wohnung, in deren Folge 1200 Bilder beschlagnahmt wurden, bei denen es sich um NS-Raubkunst handeln sollte. Im November 2013 erreichten die laufenden Ermittlungen die Öffentlichkeit, mit einem Artikel des "Focus" unter der Schlagzeile "Der Nazi-Schatz". Der noch am Erscheinungstag einsetzende Medienrummel um seine Sammlung setzte dem schwerkranken Gurlitt derart zu, dass er im Dezember unter Betreuung gestellt wurde und im folgenden Mai verstarb. In seinem auf rund 2000 Textbelegen basierenden Buch wirft Maurice Philip Remy der Justiz und Politik Rechtsbeugung vor, mit der davon abgelenkt werden sollte, dass das Thema NS-Raubkunst jahrzehntelang nicht ausreichend aufgearbeitet wurde. Schon das Mitführen des Bargelds 2010 sei nicht strafbar und die darauf folgende Untersuchung daher nicht rechtens gewesen. Auch die Beschlagnahmung der Kunstwerke entbehre einer rechtlichen Grundlage, denn es gäbe in Deutschland keinerlei Verordnung, wie mit NS-Raubkunst in Privatbesitz umgegangen werden soll. "Das Grundrecht auf Eigentum wurde hier mit Füßen getreten", so Remy. Nur fünf der 1200 Gemälde stellten sich überhaupt als Raubkunst heraus: "Weniger als heutzutage in jedem normalen Museum." Bei einer medienwirksamen Rückgabe einzelner Stücke aus der Gurlitt-Sammlung habe CDU-Politikerin Monika Grütters außerdem eine "Riesen-Show" inszeniert, um vom Versagen von Staat und Behörden abzulenken und dem Ausland zu zeigen, dass etwas getan wurde. Foto: privat
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"Größter Polit- und Justizskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte”
Maurice Philip Remy kritisiert Regierung und Justizbehörden in "Der Fall Gurlitt” scharf
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