BÜCKEBURG (nh). Mit dem Jahr 1968 verbinden viele die politischen Bewegungen und revolutionären Proteste in Westeuropa und den USA. Doch wo oft nur der Blick auf die spektakulären Ereignisse in den großen Städten gelegt wird, bleibt einer auf die weitreichenderen Entwicklungen auch auf dem Lande und in Kleinstädten oft verwehrt. Anlässlich des 50. Jahrestages dieser signifikanten Ereignisse veranstaltete die Schaumburger Landschaft im Jahr 2018 eine Fachtagung zu den gesellschaftlichen Auswirkungen im ländlichen-kleinstädtischen Raum. Diese Ergebnisse hat die Schaumburger Landschaft mit Lu Seegers als Herausgeberin in einem Band 1968 - Gesellschaftliche Nachwirkungen auf dem Lande" zusammengefasst. An diesem Montag erschien das Buch in der Reihe "Kulturlandschaft Schaumburg" der Schaumburger Landschaft. Zu der 2018 veranstalteten Tagung wurden Wissenschaftler aus ganz Deutschland eingeladen, um sich mit den unterschiedlichen Aspekten dieser Umbrüche zu beschäftigen. "Die wissenschaftliche Lage dazu ist schwierig - solange ist 1968 dann doch nicht her, in den Archiven lässt sich hierzu oft kaum etwas finden. Das Meiste liegt noch auf irgendwelchen Dachböden", berichtet Lu Seegers. Herausgekommen seien interessante Themen zu spezifischen Aspekten, wissenschaftlich aus- und aufgearbeitet. Anschließend folgte die Entscheidung, die Tagungsergebnisse zu publizieren. Unter anderem war ein zentrales Ergebnis aus dieser Veranstaltung, dass der ländlich-kleinstädtische Raum über die Medien, eine höhere Mobilität und breitere Bildungsangebote damals stärker als je zuvor mit seiner Umwelt verbunden zu sein schien. Junge Menschen konnten auf unterschiedlichste Weise neue kulturelle Räume erobern, wie in dem Buch anschaulich an Beispielen aus Schaumburg und dem Norddeutschen Raum gezeigt wird. Gunter Mahlerwein und Detlef Siegfried behandeln den Struktur- und Kulturwandel auf dem Lande; Claudia Lepp und Hans Otte wiederum beschäftigen sich mit der Rolle der kirchlichen Jugend- und Bildungsarbeit. Lisa Tanten untersuchte die Schülerbewegungen im Schaumburger Land anhand des Ratsgymnasiums Stadthagen, Julia Paulus die Frauenbewegungen. Weitere Themen sind der Umgang der Heimatbewegung mit den Entwicklungen (Dietmar von Reeken), Chancen und Probleme der Umweltbewegungen (Birgit Metzger) sowie die Lehrlingsbewegung und Gewerkschaftsjugend (Knud Andresen). Die Entstehung der westdeutschen Jugendzentrumsbewegung wird von David Templin beleuchtet, Jonathan Voges hat das Heimwerken als männliche Freizeitbeschäftigung unter die Lupe genommen. Auch alternative Lebensformen fanden Einzug in das Buch: Lu Seegers selber beschäftigt sich mit damaligen Wohnprojekten in Beckedorf und Wölpinghausen, Daniela Münkel behandelt Proteste in ländlichen Regionen der DDR im Zuge des Prager Frühlings und Rebecca Menzel vergleicht alternative Lebensmodelle in Ost und West. "Wir sind froh, dass das Buch so gehaltvoll geworden ist, auch wenn anderthalb Jahre harte Arbeit dort drin stecken. Wir haben hier eine Region, in der man ganz toll Themen untersuchen kann durch den engen Bezug von ländlichen Raum zur Großstadt", erklärt Lu Seegers abschließen. Das Buch ist seit diesem Montag, dem 17. August, im Handel als auch auf allen gängigen Online-Plattformen erhältlich. Foto:nh
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Als sich die Gesellschaft im politischen Aufbruch befand
Lu Seegers veröffentlicht Buch über Nachwirkungen der ‘68er-Bewegung / Ab sofort erhältlich
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