Detlef Rieger, Geschäftsführer von "Unverpackt und gut" hantiert mit Kaffeetassen und der dampfenden Maschine und erklärt nebenbei einer Dame, wie das Einkaufen unverpackt hier funktioniert. Mit einem heißen Kaffee bewaffnet machen wir es uns gemütlich und fangen an zu Plaudern. Schaumburger Wochenblatt: Herr Rieger, erzählen Sie doch mal: Wie sind Sie auf die Idee mit dem Unverpackt-Laden gekommen? Detlef Rieger: Seit 11. Juli haben wir geöffnet. Ich habe zuvor als Manager gearbeitet und hatte mir im März- unabhängig von Corona - eine Auszeit genommen. Ich wollte proaktiv etwas tun gegen die Müllwut, außerdem trinke ich gerne Kaffee und so konnte ich beides miteinander kombinieren. Die Idee schlummerte aber bereits länger in unseren Köpfen, hat sich dann in dieser Phase noch manifestiert. Meine Frau und ich leben schon fast zehn Jahre nach dieser Philosophie und haben diese in unseren Alltag integriert. Das heißt, wir gehen viel auf Wochenmärkte in der Region und in Stadthagen gibt es einen ähnlichen Laden wie unseren. Als im März die Idee konkreter wurde, musste alles auch sehr schnell gehen. Dadurch dass ich sportlich in Bückeburg aktiv bin, habe ich mich hier nach passenden Geschäften umgeschaut und hier in einer super Lage etwas Passendes gefunden. SW: Wie sieht das Ladenkonzept im Detail aus und wie wichtig ist Ihnen Regionalität und Nachhaltigkeit? Detlef Rieger: Ziel ist es, auf nahezu Null Abfall zu kommen. Daher sind mir bei meinen Kooperationspartnern Werte wie Nachhaltigkeit und Regionalität sehr wichtig. Der Kaffee kommt beispielsweise aus einer Kooperation mit dem Paritätischen in Stadthagen und wird in großen Mehrweg-Behältern geliefert. Nachhaltigkeit fängt für uns schon bei der Lieferkette an. Daher sind alle Kooperationspartner weitestgehend regional aus der näheren Umgebung - wie der Hofladen in Berenbusch - oder aber aus Niedersachsen wie "Werkhaus" aus der Lüneburger Heide. Diese stellen aus Holzresten mit Stecksystemen - also ohne Schrauben - Kisten, Möbel und viel mehr her. Auch hier im Laden ist das Interieur aus Holz, nachwachsenden Materialien oder aber gleich gebraucht gekauft. Einkaufen können Kunden hier nahezu alle Grundnahrungsmittel sowie Mehrwegbehälter aus langlebigen Materialien wie Edelstahl - die sehr stark nachgefragt werden - aber auch Reinigungsmittel ohne Mikroplastik, Hygieneartikel und allerlei Nützliches sind hier erhältlich. Neben dem Einkaufen steht aber auch Genuss im Vordergrund: in der Sitzecke kann bei einem guten Kaffee verweilt werden. Auch kleine Speisen wie ein Vital- oder Französisches Frühstück gibt es hier. So können bei uns auch kleine Treffen von Vereinen oder Gruppen abgehalten werden. Außerdem möchte ich hier regionalen Künstlern eine Plattform geben und wechselnd einige Kunstwerke ausstellen. SW: Und wie funktioniert das unverpackt einkaufen? Detlef Rieger: Kunden können ihre Behältnisse entweder selber mitbringen oder aber bei uns kaufen oder leihen. Diese werden erst leer gewogen, dann mit den Produkten befüllt. Der Preis richtet sich dann anschließend nach dem Gewicht. SW: Und die Kunden nehmen dies gut an? Was für Menschen kommen denn so hierher zum Einkaufen? Detlef Rieger: Die Kunden nehmen das sehr gut an. Auch die wiederverwendbaren Behältnisse sind extrem gut nachgefragt, sodass wir bereits oft nachbestellen mussten. Von den Typen her ist das ziemlich durchmischt - hierher kommen sowohl ältere Leute, die das unverpackt einkaufen teilweise noch von früher kennen. Aber es kommen auch immer mehr junge Menschen. Diese wollten wir einfangen, wir wollen mit dem Zeitgeist gehen und vielleicht auch Trends setzen. Zumindest konnten wir schon zahlreiche Stammkunden gewinnen, was uns natürlich sehr freut. Das Sortiment passen wir den Kundenwünschen an und reagieren auf Nachfragen. Daher wird es auch stetig erweitert, da ist noch Potential! SW: Denken Sie, dass Sie damit die Welt ein wenig verbessern und Menschen zum Umdenken anregen können? Detlef Rieger: Auf jeden Fall bin ich davon überzeugt. Wir haben gesehen, wie schnell sich der Müll massiv reduziert, wenn der Einzelne darauf achtet. Auch bei unseren Lieferanten vertreten wir das - wer dies nicht einsehen möchte, zum Beispiel nicht auf unnötige Folie verzichtet, mit dem beenden wir die Zusammenarbeit. Das ist manchmal ein Kampf, viele sind nicht darauf vorbereitet. Am Ende liegt es natürlich am Kunden, ob dieser dass auch annimmt und nachfragt. VW würde auch keine SUVs verkaufen, wenn Sie niemand haben wollen würde. Doch nach drei Monaten ziehen wir hier unterm Strich eine durchweg positive Bilanz. SW: Eine letzte Frage noch: Warum das Känguru im Logo? Detlef Rieger: Das wurde ich schon oft gefragt. Eine Freundin hatte dies mit in den Schriftzug eingebaut. Ich bin auch nicht sofort drauf gekommen -überlegen Sie doch mal. SW: (ein kurzer Geistesblitz überkommt mich) Das Känguru hat immer seinen eigenen Beutel mit dabei! Detlef Rieger: Sehr richtig. Das passt doch super zum Konzept. SW: Dem kann ich nur zustimmen. Vielen Dank für dieses freundliche Gespräch!
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Detlef Rieger, Geschäftsführ...
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