1. Schaumburger Wochenblatt: Frau...

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    Schaumburger Wochenblatt: Frau Harmening, Schaumburg ist seit vergangener Woche Risikogebiet mit strengeren Auflagen. Wie wird sich das auf die anstehenden Veranstaltungen auswirken? Johanna Harmening: Unser Kammerkonzert am Sonntag, dem 1. November wird stattfinden. Wir haben 115 Gäste und ein umfangreiches Hygienekonzept, welches der Landkreis genehmigt hat. Natürlich müssen wir auch auf kurzfristig geänderte Verordnungen reagieren. Aber auch die "Unterhaltung zum Abheben" mit Ulla Meinecke soll stattfinden, der Vorverkauf startet bald. Diese Veranstaltung haben wir extra in den Großen Rathaussaal verlegt, damit mehr Besucher kommen können. Falls wir den Abend doch absagen müssen, werden die verkauften Tickets dann erstattet. Natürlich müssen wir für diese Veranstaltung, die letzte in diesem Jahr, auch wieder eine Genehmigung vom Landkreis bekommen. Das "Tablequiz" mit Frank Suchland haben wir bereits verschoben, auch das Kindertheater muss leider ausfallen. Das ist wirklich schade. SW: Wie sieht die Kulturplanung in Zeiten von Corona aus, was war anders bei der Vorbereitung dieser Saison? JH: Die Saison wurde ja bereits vor rund 1,5 Jahren geplant, lange vor Corona. Diese versuchen wir natürlich jetzt coronagerecht stattfinden zu lassen. Wir haben auch eine Art gesellschaftliche Verantwortung: zum einen für die Sicherheit, aber auch das gesellschaftliche und kulturelle Leben aufrechtzuerhalten. Bei unserem Neujahrskonzert mit dem Göttinger Sinfonieorchester startet der Vorverkauf wie gehabt im Dezember, doch bieten wir diesmal zwei Termine an einem Abend an, um der Nachfrage gerecht zu werden. Bei Ulrich Tukur & den Rhythmus Boys ebenso. Die Lösung macht uns auch sehr glücklich. Generell ist die Planung momentan mit sehr viel Mehrarbeit und Organisation verbunden. SW: Wie ist die Stimmung bei Mitgliedern und Veranstaltungsbesuchern? Wie die Resonanz auf die veränderten Konzepte? JH: Sehr positiv. Die Freude und Dankbarkeit ist groß. Wir haben bisher keine Mitgliederverluste oder Abokündigungen erhalten, darüber bin ich sehr froh. Auch dass viele nun nicht mehr auf ihren "festen" Plätzen sitzen dürfen, wird mit Verständnis aufgenommen. Für diese Resonanz und die Freude mache ich das alles. Ich freue mich, wenn das Publikum glücklich nach Hause geht. Nach dem Sinfoniekonzert habe ich sogar drei Blumensträuße bekommen, das hab ich so noch nicht erlebt. SW: Was reizt Sie an Kultur und wie sind sie zu dieser Position als Geschäftsführerin des Kulturvereins gekommen? JH: Ich habe ursprünglich Hotelfachfrau im Timmendorfer Maritim Hotel gelernt. Mit der Geburt meiner Tochter musste ich die Ausbildung kurz unterbrechen, habe sie dann aber später abgeschlossen. Anschließend habe ich in der Presseabteilung der Deutschen Messe AG gearbeitet, danach wieder als Verkaufsleiterin im Vertrieb des Maritim Hotels. Gerade diese Tätigkeiten waren lehrreich in Sachen Marketing, Später habe ich an der Hotelfachschule meinen Hotelbetriebswirt gemacht. Als meine zweite Tochter geboren wurde, war es aufgrund der Arbeitszeiten schwierig, wieder in den Hotelbetrieb einzusteigen. So kam ich zurück nach Bückeburg und habe eine Weile in der Geschäftsstelle einer Schaumburger Zeitung gearbeitet. Hier habe ich mich bereits eingehend mit der Geschäftsstellen- und Veranstaltungsorganisation beschäftigt. Als dann der Kulturverein eine Geschäftsführerin suchte, war das genau das Richtige für mich. Nun mache ich das seit 20 Jahren und habe es nie bereut. Über die Jahre ist meine Liebe zur Kultur weiter gewachsen und hatte mit meiner klassischen Veranstaltungsausbildung auch eine gute Basis. Vor einigen Jahren habe ich dann an der Leibnitz Universität eine Fortbildung zur zertifizierten Kulturmanagerin gemacht. Für mich ist es die größte Freude, gemeinsam im Team zu arbeiten und für einen rundum guten Gesamteindruck für unsere Besucher zu sorgen. SW: Was gibt es denn - fernab von Corona - so Neues beim Kulturverein? JH: Wir habe eine neue stellvertretende Vorsitzende, Annika Maiwald. Ich bin sehr glücklich über diese Wahl, denn mit ihrem beruflichen Hintergrund als Musiklehrerin und als Balletttänzerin wird sie neuen Wind in unsere Veranstaltungen bringen. In der nächsten Saison wird es dann sicherlich auch etwas mit Tanz geben. Zusätzlich wollen wir bei unseren Veranstaltungen thematische Einführungen etablieren und die Sinfoniekonzerte werden früher, nun um 18 Uhr, beginnen. SW: Was sind denn Ihre kulturellen Highlights, wo schlägt Ihr Herz höher? JH: Tolle Sinfoniekonzerte mit einer großen Besetzung - dafür schlägt mein Herz. Es ist dieses Gewaltige, diese emotional aufgeladene Musik, die ein großes Orchester vermittelt. Diese wahnsinnige Intensität finde ich einzigartig. SW: Wenn Sie mal nicht für den Kulturverein organisieren, was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit? JH: Ich bin viel unterwegs, auch, weil mein Mann in Hamburg lebt. Dort gehen wir oft in die Kunsthalle oder in die Elbphilharmonie. Also gibt es auch in der Freizeit viel Kultur. Mein Mann hört gerne Jazz und hat inzwischen auch mich dafür begeistert. Meine Kinder wohnen in Berlin und Osnabrück, die besuchen wir natürlich auch. Hinzu bin ich in der Kommunalpolitik tätig. Besonders am Herzen liegt mir eine neue Aufgabe: ich habe mich als Familienpatin für den Kinderschutzbund in Rinteln ausbilden lassen. Hier kann ich unterstützend tätig werden, als Mittler wirken und sehen, wie Kindern und Familien begleitet werde können. Gerade in der Corona-Zeit haben sich in manchen Familien die Probleme vermehrt. Ich bin selber jung Mutter geworden und kenne das Gefühl, wenn man allein vor Problemen steht und keine Hilfe hat, daher freue ich mich besonders auf diese Aufgabe. Ein tolles Projekt, dass ich auch sehr gerne in Bückeburg etablieren würde. SW: Vielen Dank für dieses freundliche Gespräch.