1. "Wie ein gigantischer Riegel in der Landschaft"

    Offener Brief von Ehrenratsherr Jürgen Hockemeier

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    BÜCKEBURG (nh). Gegen die Erweiterung der Firma Bauerngut im Hasengarten regt sich bereits seit der öffentlichen Beteiligung Ende Oktober reger Protest aus der Bevölkerung. Über 300, meist gleichklingende, Stellungnahmen sind bei der Stadt bereits eingegangen. Auch Ehrenratsherr Jürgen Hockemeier wendet sich mit einem offenen Brief an den Rat der Stadt Bückeburg. "Das geplante Hochregallager der Firma Edeka macht vielen Bürgern zurzeit große Sorgen. Vorgelegt wurden bisher ein Bebauungs- sowie ein Flächennutzungsplan für die Erweiterung Bauerngut südlich vom Mausoleum etwa auf der Höhe des Tierheims. Aus diesem Antrag werden die wirklichen Dimensionen des Projektes nicht richtig deutlich. Klar wird immerhin, dass fünf Hektar für eine Bebauung von 18.000 Quadratmetern mit einer maximalen Bauhöhe von 30 Metern beansprucht werden. Wenn man sich über ein solches Projekt informieren will, dann muss man beispielsweise nach Lauenau fahren, dort gibt es zwischen Autohof und Autobahn ein ähnliches Projekt der Firma Edeka (allerdings 70.000 Quadratmeter). Benötigt werden eine große vollständig umzäunte Fläche, ein großer Parkplatz auf dem Lkws parken können bis ihr Gate frei ist, eine Einfahrt mit zwei Schranken sowie die notwendige Verkehrsinfrastruktur sowie ein großer Platz auf dem die LKWs wenden und rückwärts an ihr Gate andocken können. Dieser Bau wird sich wie ein gigantischer Riegel in die Landschaft schieben und den Anblick der Stadt von der Süd-Westseite zerstören. Für die Erweiterung könnte dann Bauerngut später auf den gegenüberliegenden Platz, der auch für das MPS genutzt wird, zugreifen. Die Fläche soll sich schon im Besitz von Bauerngut befinden (hierfür gibt es derzeit keine Belege, Anm.d.Red.). Unser Schlossareal hat ein herausgehobenes Alleinstellungsmerkmal mit einem für eine Kleinstadt unglaublich vielfältigen und interessanten Kulturangebot - das dürfen wir nicht aufs Spiel setzen. Wir wollen das Ensemble Schloss, Tor, Marstall, Liebesallee, Fischteiche, Mausoleum und Park, so schön wie es ist, an die Nachwelt übergeben. Weil die Fläche in einem Gebiet mit sehr hohem Grundwasserstand und recht tief liegt, muss der Grundwasserstand auch laut Gutachten in bestimmten Phasen abgesenkt werden. Damit wird das benachbarte Areal mit Feuchtwiesen, Ried und Auenwäldchen in Mitleidenschaft gezogen. Dies ist in Zeiten der Klimakatastrophe nicht zu verantworten. Das Projekt befindet sich in der Anhörungsphase, bis zum 27. November kann jeder Bürger Einwände dagegen erheben. Genehmigt ist es erst, wenn der Rat zustimmt. In Bückeburg gibt es in dieser Hinsicht schon eine gute Tradition. So wurde die Fußgängerzone durch einen Ratsbeschluss, bei dem vier Mitglieder der SPD geführten Mehrheitsgruppe zusammen mit der CDU gestimmt haben, verwirklicht. Aus eigener Anschauung darf ich sagen, dass danach das Klima in der Fraktion sehr ungemütlich wurde. Aber sie hatte sich zusammengerauft und mit dem bedeutenden Bremer Architekten Luc Lèpere in vielfacher Hinsicht Vorbildliches geschaffen. Die Fußgängerzone hat bis heute Bestand, wird von ihren Bürgern intensiv genutzt und verfügt über hervorragende Gaststätten und schönen Straßencafés. Ähnlich wurde der Golfplatz in den Hofwiesen verhindert und es entstand der sonnige Golfplatz an der Grenze Bückeburg/Bad Eilsen. Das Projekt Augustinum in den Hofwiesen wurde abgewiesen, seitdem gibt es den Herminenhof, der sehr geschickt in den Palaispark eingefügt wurde. Verhindert wurde außerdem die Schloßparktangente, als Alternative entstanden die Umgehungsstraßen im Zuge der B65 und B83. Mit diesen Bemerkungen will ich deutlich machen, dass es nicht darum geht, das Hochregallager zu verhindern, sondern dass wir eine für das Stadtbild verträgliche Lösung finden müssen. Bauerngut sollte mit offenen Karten spielen und die gesamten Pläne darlegen".