1. Mit Filetier- und Brotmesser angegriffen

    Prozessauftakt zur Messerattacke mit Amokfahrt / Geständnis erwartet / Folgeschäden beim Opfer

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    BÜCKEBURG/RINTELN (nh). Rund fünf Monate ist es her, dass Vergil-Lucian C. Anfang Juli dieses Jahres mutmaßlich seine Exfreundin Victoria G. in ihrer Wohnung mit einem Messer angriff und sie mit mehreren Messerstichen zum Teil lebensbedrohend verletzte. Anschließend setzte er sich in den Renault Twingo seiner Exfreundin und raste in die Rintelner Innenstadt, wo er im Bereich Weserstraße/Pferdemarkt ein Trümmerfeld hinterließ, glücklicherweise wurde hier niemand verletzt. Victoria G. überlebte, auch weil der Angeklagte beim Eintreffen der Polizei am Unfallort die Beamten zu ihrer Wohnung schickte. Nun ist der Prozess vor dem Bückeburger Landgericht gestartet. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher beziehungsweise schwerer Körperverletzung. Schwere Verletzungen Es war ein für Schaumburg ungewöhnlich brutales Verbrechen, dass aufgrund seiner Intensität und der anschließenden Amokfahrt in der Bevölkerung für Bestürzung sorgte. Die Geschädigte wurde schwer verletzt, ein Messerstich traf ihre Lunge und war lebensbedrohend. Mehrfach stach Vergil-Lucian C. auf das Opfer ein und verletzte Oberkörper und Arme so sehr, dass unter anderem ein Sehnenstrang am rechten Unterarm durchtrennt wurde. Die Geschädigte kann die rechte Hand bis heute nicht vollständig belasten, die Greiffunktion fehlt. Zudem habe sie durch die Stiche auch mehrere Hirninfarkte erlitten, derzeit würden Tests mit dem Hirnleitsystem durchgeführt. Dauerhafte Schäden seien nicht ausgeschlossen. Mit dem Angriff habe der Angeklagte den Tod von Victoria G. billigend in Kauf genommen, so die Anklage. Kommunikation mit 
Angeklagtem schwierig Der 23-jährige Angeklagte, der die rumänische Staatsbürgerschaft hat, ist im Gericht auf einen Übersetzer angewiesen. Betreten schaut er bei Prozessbeginn vor der Großen Strafkammer des Bückeburger Landgerichts auf seine Hände, dann zu seiner Dolmetscherin und in den Zuschauerraum, wo seine Mutter Platz genommen hat. Am ersten Prozesstag wurden die am Tatabend des 1. Julis beteiligten Beamten vernommen. Diese schilderten die Unfallaufnahme und alles, was danach geschah: "Wir wurden zum Unfall gerufen, ich sprach dann mit dem Verursacher, der im Wagen eingeklemmt und dessen Gesicht blutverschmiert war. Die Kommunikation mit ihm war schwierig, er schien kaum Deutsch zu sprechen. Er sagte aber immer wieder die Worte "Ambulanz" und "Frau" und nannte eine Adresse. Dann machte er mit der geballten Faust immer wieder ein Bewegung zur Brust, da bekam ich ein wirklich mulmiges Gefühl, dass hier mehr vorgefallen sein könnte. Deswegen schickten wir die nahende Verstärkung zu der Halteradresse des Wagens", berichtet Polizeikommissar Peters vom PK Rinteln. Die aus Bückeburg zugerufene Verstärkung konnte sich Zugang zu dem Mehrfamilienhaus verschaffen, auf Klingeln und Klopfen reagierte die Wohnungsbewohnerin Victoria G. aber nicht. Kurzerhand trat Polizeikommissar Vogt vom PK Bückeburg die Wohnungstüre im Erdgeschoss auf, im Schlafzimmer fanden er und seine Kollegin Finger auf dem Bett liegend eine blutüberströmte Frau. "Sie hat sehr stark geblutet und war bereits sehr blass und benommen, war kaum ansprechbar. Auf unsere Anrede hat sie nur etwas auf Englisch gemurmelt - warum ist mir bis heute ein Rätsel", erklärt Vogt. Anhand eines in der Wohnung vorgefundenen Ausweise konnte die Verletzte als Victoria G. identifiziert werden. Relativ schnell seien dann auch Ersthelfer von der Feuerwehr und kurz darauf der Rettungswagen vor Ort gewesen, um die Frau zu versorgen. Unter anderem zwei Stiche am linken Arm und im Übergang zur Brust konnten die Beamten ausmachen, zudem fanden sie neben dem Blut beim Bett auch Blutstropfen auf dem Boden auf dem Weg zum Wohnzimmer. Auf der Küchenzeile lagen drei Messer mit Blutanhaftungen - ein Brot- und zwei Filetiermesser. Auch der Balkongriff sei blutverschmiert gewesen. Beziehungstat nach Trennung Nachbarn hatten zuvor einen lauten Streit mitbekommen und ein Türknallen, danach sei alles still gewesen. Die Eltern des Opfers gaben bei Benachrichtigung durch die Beamten an, dass Victoria G. habe den Verdächtigen gut zwei Jahre vorher bei ihrem Arbeitgeber Tönnies kennengelernt. Die Beziehung sei jedoch drei Wochen vor der Tag beendet worden. Eine andere Frau hätte sie kontaktiert und sich ebenfalls als Vergil-Lucian C.s Freundin ausgegeben. Dennoch habe es auch nach der Trennung weiteren Kontakt zueinander gegeben. Die Eltern gaben bei ihrer damaligen Aussage an, dass der Verdächtige keinen Schlüssel zur Wohnung besitze. Der Verteidiger Carsten Grimm deutete der Vorsitzenden Höcker an, dass sein Mandant ein Geständnis ablegen wolle. Dieses würde sich auch strafmildernd auswirken. Generell sei bei einem Totschlagdelikt eine Freiheitsstrafe von fünf bis 15 Jahren möglich. Das Geständnis wird zum dritten Verhandlungstag am 17. Dezember vorbereitet, bevor die Geschädigte Victoria G. gehört wird. Die Verhandlung wird bereits am Freitag, dem 4. Dezember fortgesetzt, hier sollen unter anderem Zeugen des Unfalls aussagen. Foto:nh