1. "Wenn die Bagger anrücken, ist es zu spät"

    Leserreaktion zum geplanten Hochregallager von Bauerngut

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    BÜCKEBURG. Zur Reaktion von Bürgermeister Brombach und Fachbereichsleiter Sassenberg auf die Ablehnung gegenüber dem Bauvorhaben der Firma Bauerngut (Schaumburger Wochenblatt am 21./22. November) erreichte unsere Redaktion diese Leserreaktion von Christine Breier, Dr. Burkhard Fischer und Dr. Jürgen Höcker, Bückeburg (Kürzungen hält sich die Redaktion vor): "Besorgte Bürger haben mit Stellungnahmen und Leserbriefen sehr sachlich vorgelegt. Jetzt ist es Aufgabe des Bürgermeisters mit präzisen Informationen den Menschen reinen Wein einzuschenken. Dass dies bisher nicht geschehen ist, hat Misstrauen genährt. Dass sich sogar ehemalige Bückeburger betroffen zeigen, unterstreicht die Bedeutung des Themas. Natur- und Landschaftsschutz Das Plangebiet liegt keinesfalls, wie im Schaumburger Wochenblatt vom 21./22. November zu lesen ist, im Randbereich des LSG 'Sandfurth West', sondern mitten im östlichen Teilbereich in unmittelbarer Nähe des Übergangsbereiches vom Landschaftsschutzgebiet zum angrenzenden hoch sensiblen Naturschutzgebiet "Hofwiesenteiche". Mit dem Argument "es handele sich ja 'nur' um einen 'intensiv genutzten Acker". werde suggeriert, die Fläche sei nicht wertvoll für den Natur- und Landschaftsschutz. Richtig ist: Die anvisierte Ackerfläche ist seit Jahrzehnten Teil des Landschaftsschutzgebietes Bückeburg-West/Sandfurth, das sich als zusammenhängender Landschaftsgürtel vom Schloss Bückeburg südwestlich verlaufend bis zur Großen Clus und darüber hinaus zieht. Das gesamte Gebiet wird seit Jahrzehnten zur ruhigen Erholung in der Natur genutzt. Für Bewohner der Stadt und umliegender Ortschaften ist dieser Naturraum zum Zweck der Erholung unverzichtbar. Das Argument, der Eingriff in Natur und Landschaft könne mit Fassadenbegrünung, Eingrünung oder Fassadenanstrich ausgeglichen werden, hat schon etwas Putziges. Wenn die Bagger im Landschaftsschutzgebiet anrücken, ist es zu spät! Eine zerstörte Landschaft lässt sich nicht ohne Weiteres wiederherstellen. Ist die räumliche Nähe zwischen dem Produktionsbetrieb und dem Hochregallager tatsächlich erforderlich? Das Unternehmen Bauerngut hat Produktionsbetriebe in Bückeburg und Könnern, zwei Logistikzentren in Wiefelstede und Freienbrink. Räumliche Nähe zwischen diesen Standorten ist nicht gegeben. Verkehrssituation /
Anbindung an die B 83 Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ein Logistikzentrum ein Erhebliches an Straßenverkehr mit sich bringt. Wenn Bürger sich darüber besorgt zeigen, ist das verständlich. Da ist es ärgerlich, dass über das erwartete zusätzliche Verkehrsaufkommen von der Firma Bauerngut bisher keine verlässlichen Informationen zur Verfügung gestellt werden. Die Erschließung soll laut veröffentlichter Planunterlagen über die Straße 'Hasengarten' mit einer relativ schmalen Brücke über die B 83 erfolgen. Es besteht die Gefahr, dass diese Straße mit dem LKW-Verkehr für den Produktionsverkehr und das Logistikzentrum überlastet ist. Es ist zu vermuten, dass aktuell eine reelle Abschätzung zum zukünftigen Verkehrsaufkommen noch nicht möglich ist. Es ist aufgrund seiner Dimensionierung davon auszugehen, dass das Hochregallager als Umschlagplatz auch für andere Produktionsstandorte oder sogar für andere Produzenten dienen wird, wodurch sich der Schwerlastverkehr in erheblichem Maße verstärken wird. Wir erwarten, dass auf diese Frage vor der Abstimmung im Bau- und Umweltausschuss und im Rat eine ehrliche Antwort von der Fa. Bauerngut eingeht. Städtebauliche Aspekte Wirtschaftliche Überlegungen haben ihre Berechtigung; jedoch nur im Verbund mit anderen Gedanken, die ebenfalls das Leben und Zusammenleben betreffen. Niemand sollte übersehen, dass die attraktive Gestaltung des städtischen Lebensraums auch erhebliche wirtschaftliche Vorteile bringt. Man kann sagen, dass Bückeburg in eine reizvolle landschaftliche Umgebung eingebettet ist. Es hat einen hohen Freizeitwert und unterscheidet sich damit von vielen anderen Städten. Bisher wurde dieser 'Schatz' auch sorgsam gepflegt und verwaltet. Man kann das derzeit auch daran sehen, dass im Stadtgebiet an vielen Stellen neuer und teilweise exklusiver und hochwertiger Wohnraum geschaffen wird. Digitalisierung ermöglicht 'Homeoffice'. Da ist es nicht zwingend nötig, in räumlicher Nähe zum Arbeitgeber zu wohnen. Arbeitnehmer werden ihren Lebensmittelpunkt zunehmend dort wählen, wo das Wohn- und Lebensumfeld attraktiv ist. Durch die Aufgabe von Landschaftsschutzgebieten und eine unstrukturierte Gewerbeansiedlungen wird dieser Schatz geopfert. Für neue 'Steuerzahler im Homeoffice' verliert eine Ansiedlung in Bückeburg an Attraktivität. Auch das ist ein wichtiger wirtschaftlicher Aspekt. Arbeitsplätze und
Gewerbesteuer Die Aussage, dass 800 Arbeitsplätze in der Region wegfallen, wenn Bauerngut seine Produktion an einen anderen Ort verlegt, ist nicht nachprüfbar. Es gibt keine Informationen dazu, wie viele Mitarbeiter tatsächlich in der Region wohnen oder in welcher Form Mitarbeiter angestellt sind. Zwar ist Bauerngut nach Aussage von Herrn Brombach einer der größten Gewerbesteuerzahler der Stadt. Es ist jedoch zu befürchten, dass Bauerngut nach den hohen Investitionen in die Erweiterung erhebliche Abschreibungen geltend machen wird und die Gewerbesteuerzahlung dadurch geringer sein wird als bisher. Die Androhung einer Verlegung des gesamten Betriebes scheint überzogen. Das wird sich erst einmal wirtschaftlich darstellen müssen: abgeschriebene Gebäude und Anlagen hier gegen eine Neuansiedlung an einem anderen Ort. Tourismus und Naherholung Dass der für Bückeburg so wichtige Tourismus und natürlich auch die Naherholung von einer intakten Landschaft profitieren, ist klar. Sie werden nicht nur durch ein zerstörtes Landschaftsbild sondern auch vom LKW-Verkehr beeinträchtigt werden. Zusammenfassend ist es also keineswegs so, dass die Entscheidungen von Bauerngut leichthin durchgewunken werden können, selbst wenn Bürgermeister Brombach der Meinung ist, das seien 'Entscheidungen eines Konzerns, die wir zur Kenntnis nehmen müssen'. Zu groß ist die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, zu groß die bisher eingegangene Zahl an Einsprüchen."