1. Wo einst Germanen siedelten

    Bodenuntersuchungen auf potentiellen Erweiterungsgelände Bauernguts

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    BÜCKEBURG (nh). Aufmerksame Bürger wurden bereits vergangene Woche aufmerksam, als auf der Fläche am Hasengarten, wo potentiell die Bauerngut-Erweiterung gebaut werden soll, Männer mit auf dem Boden gerichteten Blick und Bagger die Wiese untersuchten. Kommunalarchäologe Dr. Daniel Lau von der Schaumburger Landschaft samt tatkräftiger Unterstützung von Grabungsleiter Markus Brückner, Tobias Poremba, Geschäftsführer der Firma ArchaeoFirm sowie Sondengänger Willi Köster durchkämmen das Gelände nach archäologischen Spuren. Und wurden fündig: Hier haben wohl einst zur Römerzeit um 150 bis 350 nach Christus Germanen ihr Gehöft gehabt. Willi Köster dreht einen angelaufenen Knopf in seiner Hand: "Die grüne Farbe lässt einen immer aufhorchen", sagt der ehrenamtliche Sondengänger aus Ahnsen. Seit dem 1. Dezember wird auf der Fläche im Landschaftsschutzgebiet nach Spuren der Vergangenheit gesucht. Bereits im Frühjahr waren Sondengänger hier erfolgreich unterwegs: drei Dinare aus der Römerzeit, geprägt 155/156 nach Christus, lagen hier jahrhundertelang im Boden. Nun werden im Vorfeld weiterer Planungen für das Hochregallager notwendige Untersuchungen durchgeführt. Die Archäologen haben Spuren einer Siedlung beziehungsweise eines Gehöfts aus der Zeit zwischen 150 bis 350 nach Christus gefunden. Ein glücklicher Fall, denn die Fläche wird schon lange landwirtschaftlich genutzt. Doch die Maschinen haben die Spuren in rund 50 Zentimetern Tiefe nicht beschädigt. Mehrere Sondengräben legen diese Relikte offen: "Hier steckt Archäologie im Boden. Diese Kulturgüter müssen nach Niedersächsichen Denkmalgesetz ausgegraben und kartiert werden", informiert Daniel Lau. Bis voraussichtlich Mittwoch würden weitere Sondengräben gezogen werden, bis klar sei, wie weiter verfahren werde. Da die Relikte durch das Überbauen zerstört würden, sollen sie nach der fachgerechten Dokumentation und Kartierung aus dem Boden entnommen, systematisch abgebaut und archiviert werden. "Vielleicht können sie später aufgearbeitet und der Öffentlichkeit präsentiert werden", stellt Lau in Aussicht. Es handelt sich um Pfostengruben, die wohl mal zu einem Wohn- beziehungsweise Stallhaus des Gehöfts gehörten, dass über die Jahre gewandert sei. Vielleicht stellen sie auch Einfriedungen dar. "Die Häuser waren voraussichtlich rechteckig, aus Lehm und Stroh mit einem Reetdach. Dabei gab es sowohl Stallbereiche als auch eventuell Werkstätten. Könnte sein, dass wir hier noch Entsprechendes finden", sagt Ausgrabungsleiter Brückner. Auch eine sogenannte Lehmentnahmegrube wurde gefunden. Doch auch Funde aus jüngerer Zeit waren mit dabei: Plomben von Stoffhändlern aus dem 18. und 19. Jahrhundert, ein Aufziehschlüssel einer Taschenuhr aus der selben Zeit, ein Zylindergeschoss und Keramikspuren unbekannten Datums. Anhand der Funde sollen die Ausmaße des Gehöfts rekonstruiert werden. "Bisher ist wenig aus dieser Region und Zeit bekannt und der Kontext des Gehöfts ist völlig unklar", räumt Lau ein. Es könne aber ein Zusammenhang mit ähnlichen Funden in NRW existieren. "Gut möglich, dass sich in einem Umkreis von etwa 15 Kilometern eine ähnliche Siedlung finden lässt", vermutet Brückner. Neben den Archäologen sahen sich auch Fachgebietsleiter Björn Sassenberg und Klaus Wolter von der Stadt die Ausgrabungsstätte an. Die Verantwortlichen von Bauerngut sagten zwar ihre Teilnahme zu, erschienen aber nicht vor Ort. Bis spätestens vor Weihnachten sollen die ersten Untersuchungen abgeschlossen sein. Eventuell schließen sich dann im Januar noch weitere Arbeiten dort an, definitiv müssen die Relikte früher oder später aus dem Boden. "Das zeitintensivste ist die Größe der Ausgrabung", so die Experten. "Die Kommunikation mit dem Bauträger nimmt weiter seinen Lauf, sodass wir die weiteren Schritte fachgerecht abarbeiten. Es ist aber noch viel Planung erforderlich", so Sassenberg. Foto:nh