1. In Biotope verwandeln

    Konzept zur Bewirtschaftung von Wegrändern

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    BÜCKEBURG (nh). Die Wegränder sind oft wenig beachtete, aber für Flora und Fauna bedeutsame Biotope. Mit der richtigen Pflege lassen sich auch in diesen unscheinbaren Bereichen große Erfolge für die Artenvielfalt von Kleinstlebewesen und Vögeln erreichen. Die Stadt Bückeburg hat nun mit der Firma Agwa aus Hannover ein entsprechendes Pflege- und Entwicklungskonzept für bestimmte Wegränder erstellt, die künftig anders bewirtschaftet werden sollen, um die Artenvielfalt zu fördern. Fünf Wege wurden hierfür ausgewählt, diese werden über einen Zeitraum von fünf Jahren anhand dieses Konzeptes gepflegt und die dortige Entwicklung dokumentiert. Michael Jürging von Agwa stellte dieses Konzept, welches Teil eines Leader-Programms war, vor. "Wir wollen damit etwas für Flora und Fauna bewirken, die Resultate werden sich in ein paar Jahren zeigen", stellt Jürging in Aussicht. Ausgangspunkt für die Überlegungen sind die Karte der Stadt mit dem Flächennutzungsplan und das Grabenkataster. Dabei müssen infrage kommende Wege eine Breite von mindestens drei Metern, besser noch fünf Metern, aufweisen. Dabei seien die Straßenränder ausgeklammert worden: "Wir wollen ja keine Tiere in gefährliche Ecken locken", so Jürging. Generell können diese Ränder sehr nährstoffreich sein und wiesen oft keine Extreme - zu trocken oder zu nass - auf. Dabei könne sich die Wegrandunterhaltung mit der Landwirtschaft ergänzen und würde dieser keineswegs in die Quere kommen. Die Ränder beherbergen kleine, aber bedeutsame Strukturen und verbinden Lebensräume von kleinen Lebewesen. Beispielsweise die Feldlerche, deren Bestand immer mehr abnimmt, würde in derartigen Gebiet brüten. "Sie nistet in niedriger Vegetation im Frühjahr. Doch zur zweiten Brut muss sie sich oft andere Flächen suchen, da viele Wegränder dann entweder zu hoch stehen oder zu kurz gemäht worden sind. Wir müssen unterschiedliche Strukturen schaffen und so Lebensräume anbieten", erläutert Jürging. Auf fünf Wegen mit unterschiedlicher Beschaffenheit solle sich nun im ersten Anlauf konzentriert werden, darunter ein parallel zur K10 verlaufender Weg in Nordholz Richtung Meinsen, einer östlich von Berenbusch, zwei Wege nördlich von Cammer am Schaumburger Wald. Empfohlen wird ein gezieltes Mähen zu verschiedenen Zeiten, die zwischen einmal und dreimal Jährlich variieren. "Wir werden verschiede Strukturen gleichzeitig umsetzen, aber kontinuierlich dranbleiben. Die Pflanzen und Tiere werden sich daran gewöhnen", versichert Jürging. Die Wege werden dabei auf etwa 15 Meter lange Abschnitte aufgeteilt und über mehrere Jahre - bisher sind fünf angedacht - bewirtschaftet, was für Variation im Bewuchs sorge. Erfreulicherweise seien in Bückeburg nicht viele Wegränder "unter den Pflug geraten", so Jürging. Das sehe in anderen Teilen Schaumburgs durchaus anders aus. "Mit dem Vorteil für die Flora ergeben sich auch Benefits für die Fauna", fügt Fachgebietsleiter Björn Sassenberg aus. "Die Wegränder sind nun mal da, dann sollten sie auch genutzt werden", so Cornelia Laasch (Grüne). Das Konzept solle dies in Schwung bringen. Ein spezieller Mäher dafür existiere schon und müsse nicht gesondert angeschafft werden, so Ausschussvorsitzende Sandra Schauer (SPD). Der ferngesteuerte "Spidermäher" hat eine Schnittbreite von 1,23 Metern und eine hohe Schnitthöhe, sodass kleine Tiere durch ihn nicht verletzt werden. Die Mahd solle zudem mit der Grabenmahd abgestimmt werden. Cord Siekmeier (CDU) sorgte sich über die Auswahl der Wege und mögliche Konflikte mit der Landwirtschaft. Im Ortsrat Evesen regte er an, andere Wege auszuwählen und gegen die bisher favorisierten auszutauschen. Dieser Wunsch wird an die Verwaltung herangetragen, einen Austausch werde aber nicht geben, höchstens kommen noch Wege hinzu. "Wir sprechen hier von "sowieso-da-Flächen", wo wir dieses Konzept ohne weiteren personellen Aufwand umsetzen können", so Sassenberg. "Es ist ein Experiment und wir werden sehen, was sich dort entwickelt", fügt Schauer hinzu. Im Bauausschuss wurde die Teilumsetzung für fünf Jahre mit drei Gegenstimmen beschlossen. Die ersten Ergebnisse dieser Maßnahme seien jedoch erst in drei Jahren realistisch zu bewerten. Die Verwaltung wird mit der Umsetzung des Konzeptes beauftragt. Foto:nh