BÜCKEBURG (nh). Der Jahreswechsel steht kurz bevor und auch im Bückeburg wird sich auf die Ereignisse eines bewegten Jahres besonnen. Wir haben kurz vorm Jahresende mit Bürgermeister Reiner Brombach gesprochen und das vergangene Jahr Revue passieren lassen und zugleich einen Ausblick auf das kommende Jahr gewagt. SW: Herr Bromach, wenn Sie das vergangenen Jahr in ihren eigenen Worten zusammenfassen würden: was blieb Ihnen von 2020 besonders im Gedächtnis? Reiner Bromach: Es war ein äußerst bewegtes Jahr, in dem trotz aller Zurückhaltung das Leben in der Stadt in großen Bereichen weitergegangen ist, nur unter völlig anderen Bedingungen als bisher. Dennoch ist eine Entwicklung eingetreten, die in einem "Corona-freien" Jahr ähnlich gewesen sei. Trotzdem kamen erhebliche Probleme auf uns zu, vor allen Dingen im Krippen- und KiTa-Bereich. Beim Bau, in der Finanzpolitik und im Sport wurde vieles weitergetrieben, nur der Ablauf wurde komplizierter und das Planen schwieriger. Im Hafen Berenbusch ist das Leben normal weitergelaufen: Nun kommt der Gleisbau, mit dem wir die Trimodalität - als Schiene, Straße und Wasser - weiter fördern möchten. Im Sportbereich stand der Hybridrasen für Evesen im Vordergrund und auch der FC Hevesen hat eine neue Flutlichtanlage bekommen. Unsere beiden Partnerstädte Sable und Zuidplas haben beide neue Bürgermeister bekommen, die ebenfalls die partnerschaftlichen Beziehungen weiterführen wollen. Im nächsten Jahr steht hier auch ein Jubiläum an: 55 Jahre Partnerschaft mit Sable. Eine Einladung nach Sable liegt schon vor, der wir hoffentlich zu Himmelfahrt nachkommen können. Der Spielplatz in Cammer konnte wiedereröffnet werden, ebenso in Achum. Eines der zentralen Probleme im Schul- und Kita-Bereich war die Verpflegung: hier haben wir nun mit einem Konzessionsmodell eine Lösung gefunden. Eines wurde durch Corona sogar begünstigt: wir haben den Digitalpakt, die Digitalisierung an den Grundschulen, weiter vorangetrieben. Auch in der Bücherei hat sich ein neues Geschäftsmodell entwickelt, in dem auch andere Medien eine große Rolle spielen. Gebäudemäßig macht uns der Brandschutz zu schaffen, hier wird nun das Obergeschoss umgebaut. Für die Grundschule am Harrl wird es spannend: mit nunmehr 14 Millionen Euro Sanierungskosten wird hier auch viel klimatechnisches realisiert. Auch in der Dorfentwicklung sind wir vorangekommen. Mit dem neuen Wegränder-Konzept werden wir sehen, wie wir die Randstreifen pflegen und damit auch ökologisch Wertvolles erreichen können. Das Dorfgemeinschaftshaus in Müsingen befindet sich in der "Restaurierung", Scheie folgt im nächsten Jahr. SW: Was war im vergangenen Jahr besonders erfreulich, was war ein Ärgernis? RB: Erfreulich war zuallererst einmal der Zusammenhalt in der Gesellschaft, unter diesen erschwerten Bedingungen trotzdem ein lebenswertes Leben weiterzuführen können. Was noch erfreulich war- aber nichts mit Bückeburg zu tun hat - war die Abwahl Trumps in den USA. Für ich eine herausragendes politisches Signal. Als ärgerlich habe ich empfunden, dass Menschen aufgrund der Verfolgung ihrer eigenen Interessen es erreicht haben, dass wir nun die harten Beschränkungen weiter ertragen müssen und dass es offensichtlich reichlich Menschen gibt, die die Realität nicht zu Kenntnis nehmen wollen. Im ländlichen Bereich ist diese Vernunft glücklicherweise anscheinend weiter verbreitet als in den Zentren. SW:Was ist Ihnen persönlich in Erinnerung geblieben, was hat ihr Herz berührt? RB: Die Corona-Entwicklung in Bergamo, im Elsass und den USA waren erschreckend. Schlimme und unfassbare Bilder, die wir nicht mehr für möglich gehalten hatten. Auch habe ich Null Verständnis für die Hassrede im Internet und den sozialen Medien, wo Menschen anonym andere mobben. Die Meinung, das Internet stehe über den Interessen, Menschen, die Falschmeldungen verbreiten, auf die Spur zu kommen, ist für mich unverständlich. Auch die Entwicklung Europas betrachte ich mit Sorge. Dass es Staaten gibt, die meinen, mit Nationalität weiter zu kommen als im Verbund, ist für mich nicht nachvollziehbar. SW: Was ist im vergangenen Jahr liegen geblieben, wo wurden Abstriche gemacht? RB: Im Prinzip ist alles abgesagt werden. Gesellschaftlich haben wir noch nie so ein ruhiges Jahr gehabt - ab März hat nichts mehr stattgefunden. Wir haben uns viel Mühe gegeben, auch die Dinge, die wir für den freiwilligen Bereich geplant hatten, aufrechtzuerhalten. Das wird auch der neue Haushalt zeigen. Wir haben keine Einschränkungen bei den freiwilligen Leistungen, wir sind der Meinung, dass wir uns gerade jetzt antizyklisch verhalten sollten. In schlechten Zeiten müssen wir in das gesellschaftliche Leben investieren, um den Zusammenhalt zu stärken. Fremdenverkehrsmäßig ist alles ausgefallen: Landpartie, Weihnachtszauber und das MPS in seiner üblichen Form. Doch auch hier hat sich beim MPS in abgespeckter Form gezeigt, dass entgegen aller Zweifel das Hygienekonzept gegriffen hat. Wir sind immer sehr bemüht gewesen, möglichst viele Dinge aufrechtzuerhalten oder Ersatz zu schaffen, um der Bevölkerung etwas zu bieten. Wir haben uns in unserem kleinen Nukleus ein anderes, aber durchaus belebtes Jahr erlebt. SW:Wagen Sie einen kleinen Ausblick: Was wird in 2021 wichtig werden, was wird Bückeburg bewegen? RB: Ab März, April steht nicht nur die Sonne höher, sondern auch die Erwartungen. So haben wir im nächsten Jahr auch eine Menge vor: die Kommunal- und Bürgermeisterwahlen stehen an. Der September wird also von der Wahl geprägt sein. Die überragenden Maßnahmen werden die Sanierung der Grundschule am Harrl und das Sanierungsgebiet Windmühlenstraße sein. Mit dem Abriss am Neschenwerk wurde bereits begonnen, die alte Restpostenbörse wird folgen. Die Entwicklung hin zum Wohnen im Süden und Kleingewerbe im Nordbereich wird weitergeführt werden. Auch im Straßenbau stehen einige Maßnahmen an. Der kulturelle Bereich spielt glücklicherweise in Bückeburg eine große Rolle und im nächsten Jahr steht mit dem Herderjubiläum ein aufregendes Jahr an. Den hier in Bückeburg hat Herder die Blüte seines Schaffens gehabt und seiner wichtigsten Werke verfasst. Es finden bereits Gespräche mit der Universität Paderborn und der Kirche statt, sodass vielfältige Veranstaltungen auf uns warten werden. Für die Feuerwehr haben aber mit ihr gemeinsam ein Konzept entworfen, wie die Feuerwehr in Zukunft aufgestellt sein soll. Da geht's um Neubauten - Cammer ist bereits beschlossen, dann kommen Bergdorf und Müsingen -, Geräte und Fahrzeuge. Das wurde alles mit der Feuerwehr abgestimmt, sodass die Sicherheit im Feuerwehr-Schutzwesen weiter gewährleistet ist. SW. Was möchten Sie den Bürgern und unseren Lesern zum Jahresende noch sagen? RB: Ich bin stolz auf die Bürger, die in dieser schweren Zeit mitgezogen haben, um die Probleme zu bewältigen und bei denen ich mir auch erhoffe, dass sie nach der Normalisierung auch persönlich wieder - wirtschaftlich und privat - zu einer normalen Entwicklung zurückkehren können. Der Zusammenhalt in der Gesellschaft hat sich sehr positiv gezeigt. SW. Danke für dieses freundliche Gespräch.
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"Ein äußert bewegtes Jahr"
Bürgermeister Reiner Brombach blickt auf das Jahr 2020 zurück
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