1. Kein Kind ausschließen

    Bückeburg richtet Fonds ein

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    BÜCKEBURG (nh). Die Schulverpflegung in den Grundschulen wird demnächst über einen Caterer abgewickelt (wir berichteten), die Geschäftsbeziehung wird zwischen Eltern und Anbieter bestehen. Dennoch möchte die Stadt sichergehen, dass jedes Kind eine warme Mahlzeit bekommt, auch wenn es mal Probleme mit der Bezahlung gibt. "Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es für ein Kind sein muss, wenn ihm gesagt wird: Nein, du bekommst heute nichts", sagten bereits im vergangen Jahr die Ratsmitglieder unisono. Die Gründe für solche Situationen können vielfältig sein, gemein haben sie jedoch: es gilt sie zu vermeiden, zum Wohle des Kindes. Daher hat sich der Schulausschuss in seiner jüngsten Sitzung dafür ausgesprochen, einen Fonds einzurichten, der die Verpflegung der bedürftigen Schulkinder in solchen Fällen unbürokratisch sicher stellen soll. 7500 Euro wurden im Haushalt bereits dafür bereitgestellt. "Wir sehen in dem neuen Konzept noch eine Lücke: die Gefahr dass Kinder - aufgrund von Geldmangel, Sprachbarrieren oder anderen Gründen - kein Mittagessen von Caterer bekommen, weil die Eltern nicht gezahlt haben", erläutert Albert Brüggemann (SPD). Für solche Einzelfälle soll ein Fonds eingerichtet werden, der in diesem Fällen unbürokratisch eine Mahlzeit bereitstellt. "Das Kind soll nicht beim Essen zugucken müssen, obwohl es nichts dafür kann", so Brüggemann. Dabei sollen diese Fälle lediglich eine Ausnahme darstellen und keinesfalls zum Gewohnheitsrecht werden, stellen die Ausschussmitglieder klar. Die Frage sei, wie in solchen Fällen verfahren werden solle, stellt Andreas Schöniger (Freie Wähler) heraus. Denn Kinder mit Bedarf oder Familien direkt an der finanziellen Grenze für Auszahlungen im Rahmen von "Bildung und Teilhabe" gebe es zahlreich, wussten die Schulleitungen zu berichten. "Manche Eltern oder Kinder äußern das direkt, dass es knapp ist. Aber nicht alle. Ein unbürokratischer Weg wäre nicht verkehrt", sagt Sonja Tackenberg, Schulleitung Meinsen. Manche Kinder würden gar nicht erst zum Ganztag angemeldet, was sehr schade sei, da ihnen so die Chance auf Teilhabe und ein warmes Mittagessen genommen werde. "Wir erleben das regelmäßig, daher würden wir einen solchen Fonds begrüßen" pflichtet auch Antje Kronenberg, Grundschule am Harrl, bei. "Grundsätzlich ist das gut, denn einige Kinder fallen immer durch das Raster. Ebenso sieht es bei den Anträgen für "Teilhabe und Bildung" aus", sagt auch Heike Donath (CDU). Dennoch stellt auch sie sich die Abrechnung beziehungsweise Bestellung schwierig vor: "Wie soll das unbürokratisch gehen?". Diese Schwierigkeit sieht auch Christian Schütte, Fachgebietsleitung Familie und Soziales. Es wäre eine freiwillige Leistung der Stadt, bei der eine gewisser "Korridor" festgelegt werden müsse. Auch Einkommensprüfungen wären denkbar. "Dann wären wir aber wieder bei der Bürokratie", so Schütte. Alternativ könnte einfach eine gewisse Menge Essen mit bestellt werden, die dann nach Beliebten verteilt werden könnte. "Wir müssen politisch entscheiden, wie wir das machen möchten". Brüggemann bekräftigte noch einmal die Notwendigkeit, dieses Angebot niedrigschwellig zu gestalten. Frank Suchland, Schulleitung Evesen, sprach sich prinzipiell für die Idee aus. "Wenn es aber vom Einkommen abhängig gemacht wird, ist der Sinn der spontanen Hilfe nicht mehr gegeben". Doch auch die pauschale Bestellung habe einen Haken: "Was machen mit dem übrigen Essen? Wegwerfen wäre alles andere als sinnig". Eine weitere Überlegung war, inwieweit dieses Angebot bekannt gemacht werden soll. Es sollten Entwicklungen zum "Gewohnheitsrecht", aber auch sozialer Neid vermieden werden. Die Verteilung soll unauffällig, losgelöst von Grenzen und bedarfsgerecht stattfinden, waren sich die Ausschussmitglieder einig. "Es muss für Kinder sein, die Hunger haben und das Geld auf dem Konto fehlt", fasst Suchland den Kern der Sache zusammen. Auch die Eltern sollten in die Pflicht genommen werden und Engpässe möglichst klar kommunizieren. Mit der weiteren Ausgestaltung wird nun die Verwaltung beauftragt, der Ausschuss votierte einstimmig dafür, dass eine Verwaltungsrichtlinie zeitnah erarbeitet werde.