BÜCKEBURG (yb). Um die Pläne der Edeka-Tochterfirma "Bauerngut", am Stadtrand von Bückeburg ein neues Logistikzentrum zu errichten, ist eine hitzige Debatte entbrannt. Der Fleischproduzent argumentiert, dass die Kapazitätsgrenzen am derzeitigen Standort, einige Hundert Meter entfernt von dem geplanten Neubau, erreicht seien und das Logistikzentrum zwingend in der Nähe des Produktionsstandorts errichtet werden müsse. Die Initiative "Wir lieben Bückeburg" zweifelt genau diesen Sachverhalt an und versucht den Bau des Logistikzentrums im Landschaftsschutzgebiet zu verhindern. Aus ihrer Sicht zerstört das vorgesehene 27 Meter hohe, 150 Meter breite und 89 Meter tiefe Gebäude die einmalig schöne Südwestansicht Bückeburgs im Naherholungsbereich des Schlosses. Betroffen wäre vor allem das seit 1989 bestehende Landschaftsschutzgebiet SHG 5 - Bückeburg-West/Sandfurth, durch das Wander- und Radwege sowie der Pilgerpfad Sigwardsweg verlaufen. Insbesondere der Weg um die Fischteiche zählt zu den wichtigsten und schönsten Spazierrouten der Bückeburger. Die Runde um Riedflächen, Auenwälder, Teiche und Bäche zeichnet sich durch Biotopvielfalt und den Artenreichtum der Landschaft aus. Ein Landschaftsschutzgebiet wäre unwiederbringlich verloren. "Wir sind nicht prinzipiell gegen das Logistikzentrum, sondern nur gegen den ausgewählten Standort", betont Thomas Knickmeier, 1. Vorsitzender des Landschaftsschutzes Schaumburg e.V., der unter anderem hinter der Initiative steht. "Wir haben sehr viel Verständnis für Arbeitnehmer, die um ihre Arbeitsplätze kämpfen. Aber die Suche nach einem alternativen Standort wurde von Edeka und den Verantwortlichen der Stadt nach unserem Kenntnisstand zu keinem Zeitpunkt ernsthaft betrieben", führt er fort. Bauerngut hatte zuvor damit gedroht, sein gesamtes Werk an einen anderen Standort zu verlegen, sollte das neue Logistikzentrum nicht auf der Fläche gebaut werden können. Dies wäre ein herber wirtschaftlicher Verlust für die Stadt Bückeburg. Ein Umstand, den die Initiative als taktischen Schachzug ansieht, um Politik und Verwaltung gefügig zu machen. "Dass die Drohung nicht plausibel ist, zeigt schon die Änderung der Begriffe: Zunächst war nur von einem Hochregallager die Rede. Nun spricht Bauerngut offen von einem Logistikzentrum", beschreibt Knickmeier und ergänzt: "Genau um Letzteres ging es von Anfang an. Mir scheinen das Hochregallager und die Bedürfnisse der Produktion nur vorgeschoben." Nach Auffassung der Initiative konnte Bauerngut demnach noch immer nicht nachweisen, dass kürzere Fahrtwege zum Fleischwerk zwingend notwendig seien, da die Waren beim Transport vom Fleischwerk in das Logistikzentrum sowieso auf Lkw geladen werden müssten. Zwar würden die Lkw bei einer Ansiedlung des Logistikzentrums in der Nähe der Autobahn längere Strecken vom und zum Werk zurücklegen, aber nahezu alle Lkw, die über die Autobahnabfahrt aus dem Gebiet von Edeka-Minden kämen, würden deutlich kürzer fahren. Ein Vorteil, der sich auch in der CO2-Bilanz widerspiegeln könnte. "Wir befürchten, dass Bauerngut das südliche Gelände ebenfalls erwerben möchte, um sich dort Reserveflächen für die Zukunft zu sichern", erläutert Knickmeier. Das haben Politik und Verwaltung bislang vehement bestritten. Landrat Jörg Farr erklärte allerdings bereits im Februar 2019, dass die angestrebte Lösung für das Logistikzentrum im Landschaftsschutzgebiet zudem eine Erweiterung nach Süden ermögliche. Die Initiative hat indes eine Petition ins Leben gerufen. Darin fordert sie nachdrücklich: "Kein Edeka/Bauerngut-Logistikzentrum im Landschaftsschutzgebiet." Aktuell haben bereits 2116 Unterstützer unterschrieben, 851 davon aus Bückeburg. Diesen Erfolg verdankt die Initiative "Wir lieben Bückeburg" vor allem ihrer Struktur. Sie vereint einzelne Bürger und den Verein Landschaftsschutz Schaumburg e.V. zu einem leistungsfähigen Arbeitskreis.
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Das Fleischlager am Fischteich
"Wir lieben Bückeburg" will den Bau eines Logistikzentrums verhindern
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